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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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letzte Nacht taucht ansatzweise vor mir auf, so als versuchte ich mir einen Film vor Augen zu rufen, den ich vor langer, langer Zeit einmal gesehen habe.
    Tatsache ist, dass Katie ihren Willen durchgesetzt hat und wir in eine Diskothek gegangen sind, und zwar ins Bolero . Katie rannte die folgenden zwei Stunden zwischen der Theke und der Tanzfläche hin und her, um beide Aufgaben, die sie sich vorgenommen hatte, erfüllen zu können: zu tanzen und mich betrunken zu machen. Beides hat sie geschafft. Wobei der Preis darin bestand, dass sie am Ende nach wie vor viel betrunkener war als ich.
    Als wir den Laden schließlich verließen, wollte ich sie davon überzeugen, dass wir uns jetzt doch ein Hotelzimmer nehmen müssten - wir waren nun wirklich alles andere als fahrtüchtig. Aber davon wollte Katie nichts wissen.
    »In ein - hicks - Hotel? Nieniemals. Dudu wills ja doch nisch ins Bett mit mir. Hassu ja gesagt. Weil du ja - hicks - unbedingt heirasen musst. Nein, dann - hicks - fahren wir - hicks - nach Hause.«
    Sie bestand sogar drauf, selbst am Steuer zu sitzen. Wir stiegen also ins Auto, und wieder schienen wir eine kurvenreiche, dramatisch aussehende Serpentinenstraße entlangzufahren - nur dass es sich in Wahrheit um eine schnurgerade Schnellstraße handelte und unser Schlingerkurs ganz allein an Katies Trunkenheit lag.
    Ich überzeugte sie nach wenigen Kilometern dann doch davon, dass es besser wäre, irgendwo anzuhalten und ein paar Stunden zu schlafen, weil wir ansonsten nicht in Palma, sondern an einem Baum oder im Gefängnis landen würden.
    Katie stimmte mir ausnahmsweise einmal zu. Allerdings nahm sie leider die Sache mit dem Baum allzu wörtlich. Sie steuerte den Spider erst in einen schmalen Feldweg, dann in einen Olivenhain, und dort brachte sie ihn schließlich ziemlich unsanft am Stamm eines ungefähr dreihundert Jahre alten knorrigen Olivenbaumes zum Stehen. Das Gewächs bedankte sich bei uns, indem es einen ziemlich harten Regen aus Oliven über uns niedergehen ließ.
    »Meinsu, die kann man - hicks - essen?«, fragte Katie mich, während sie die Früchte von uns herunterklaubte.
    »Nein, glaube ich nicht. Oliven muss man einlegen, bevor sie essbar sind.«
    »Schade. Sehen nämlich sehr appetitlisch aus.«
    »Das finde ich auch.«
    »Und worin soll ich dich - hicks - einlegen, bevor ich dich verspeise? Vielleischt in ein - hicks - Bett?«
    »Ich glaube nicht, dass es das hier gibt.«
    »Eben.«
    Mit diesen Worten zog sie mich aus dem Auto und auf den Boden, wo wir dann unter dem Sternenhimmel von Mallorca endlich das taten, was wir eigentlich die ganze Zeit schon hatten tun wollen und uns geschworen hatten, nicht zu tun.

41. Ordentliche Dellen
    Was tut ein Mann, der mit einer Frau geschlafen hat und weiß, dass er in zwei Tagen eine andere Frau heiraten wird? Ganz klar. Er haut ab. Und zwar so schnell wie möglich.
    Ich stehe mühsam auf und sehe auf die schlafende Katie hinab. Kann ich es verantworten, sie hier einfach liegen zu lassen? Ich glaube, ich kann. Schließlich sind wir mitten in der Wildnis von Malle. Hier wird sie kaum ein böser Mensch finden und schlimme Dinge mit ihr anstellen. Und wenn, wüsste Katie sich bestimmt gut zu wehren. So gut kenne ich sie inzwischen.
    Außerdem wird sie vermutlich in ein paar Stunden aufwachen und stinksauer auf mich sein. Und das ist auch gut so. Macht die Dinge leichter. Ein Mann, der sie einfach mitten in der Landschaft auf einem Lager aus Stroh zurücklässt, der kann ja nichts taugen. Und genau das soll sie von mir denken.
    Bevor ich mich aus dem Staub mache, nehme ich noch einmal den Spider unter die Lupe. Der Wagen hat eine ordentliche Delle in der Stoßstange, ist ansonsten aber völlig in Ordnung. Katie wird also kein Problem damit haben, von hier fortzukommen.
    Bei mir sieht die Sache schon anders aus. Alles, was ich tun kann, ist zur Straße zurückzulaufen, den Daumen rauszuhalten und zu trampen. Aber warum auch nicht? Schließlich hat sich diese Woche ohnehin zu einem Abenteuerurlaub entwickelt. Dann kann ich jetzt genauso gut mein Glück als Anhalter probieren.
    Zuvor schaue ich ins Handschuhfach des Spiders und finde prompt, wonach ich suche: einen Kugelschreiber und einen kleinen Schreibblock.
    Ich weiß, dass ein Abschiedsgruß mein Verschwinden nicht besser macht. Aber ganz ohne Worte abzuhauen, käme mir noch schäbiger vor. Also hinterlasse ich ihr ein paar Zeilen:
    Liebe Katie,
     
    vielen Dank für die wunderschönen Tage mit Dir -

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