Billigflieger
und ganz besonders für die letzte Nacht. Ich werde Dich und das, was wir miteinander erlebt haben, nie vergessen. Aber jetzt ist es Zeit für mich, in mein eigenes Leben zurückzukehren.
Vielleicht kannst Du meine Entscheidung nicht nachvollziehen. Vielleicht bist Du aber auch einfach froh, dass ich weg bin und wir uns nicht zu verstehen geben müssen, dass das mit uns ja ohnehin nur ein Urlaubsabenteuer war.
Ich werde immer an Dich denken. Alles Gute, Dein Jo
Ich sehe Katie lange an, und ein ganzer Tornado an seltsamen Gefühlen wirbelt durch mich hindurch. Einerseits, ganz klar, es bleibt dabei, sind Katie und ich die unterschiedlichsten Menschen der Welt - daran hat auch die vergangene Nacht nichts geändert. Zwar hatten wir Sex zusammen, aber ehrlich, was heißt das schon? Doch nur, dass wir uns in dieser Hinsicht gut verstehen. Aber muss man daraus gleich übertriebene Schlussfolgerungen ziehen? Ich denke, das ist ein Fehler, den man sich sparen sollte.
Andererseits gibt es da noch eine andere Stimme in mir, und die behauptet erstaunlicherweise etwas ganz anderes. Die sagt zum Beispiel, dass es völlig egal ist, ob wir unterschiedlich sind oder nicht. Denn niemand hat festgelegt, dass man sich ähnlich sein muss, um etwas miteinander anzufangen. Im Gegenteil. Es kann sogar sehr spannend sein, sich auf jemanden einzulassen, der ganz anders ist als man selbst.
Aber was bedeutet das? Bisher schien mir völlig klar zu sein, dass ein Typ wie ich von einem Mädchen wie Katie besser die Finger lässt - weil man sie sich sonst sowieso nur verbrennt. Gut, ein kleines Abenteuer wie unseres ist okay. Das ist ungefähr wie ein Ausflug in einen gefährlichen Dschungel oder in den Fanblock der gegnerischen Mannschaft beim Fußball. Letztlich ist man einfach nur froh, wenn man das Ganze heil übersteht und sich wieder zu Hause auf dem Sofa langmachen kann.
Aber stimmt das wirklich? Vielleicht täusche ich mich auch. Vielleicht ist Katie so etwas wie eine Herausforderung für mich, der ich mich stellen sollte. Womöglich geht’s gar nicht darum, dass sie nicht zu mir passt, sondern darum, dass ich einfach Angst vor ihr habe. Vielleicht kneife ich nur? Was hat sie in der Nacht im Hotel nochmal gesagt? Dass man sehr wohl für sein Glück kämpfen kann! Ja, vielleicht sollte ich einfach einmal zur Abwechselung genau das tun …
Ach verdammt, ich weiß es auch nicht. Und an diesem Morgen finde ich sowieso keine Antworten auf meine Fragen. Das muss ich übrigens auch gar nicht. Schließlich habe ich meine Antwort schon längst gefunden - sie heißt Nina, sie ist die Lösung, und übermorgen werde ich sie heiraten. So sieht’s aus - und nicht anders.
Ich werfe Katie einen letzten Blick zu, und dabei stelle ich beruhigt fest, dass sich der Tornado in meinem Inneren aufgelöst hat. Endlich herrscht wieder Ruhe. Sehr gut. Fantastisch. Alles wieder unter Kontrolle.
Mit diesem tröstlichen Gefühl drehe ich mich um und stolpere den Feldweg hinauf zur Hauptstraße.
42. Melonentod
Es gibt bequeme und weniger bequeme Arten zu reisen, und auf der offenen Ablage eines Gemüsetransporters zu sitzen, wie ich es gerade tue, gehört ganz entschieden zur zweiten Kategorie. (Wenigstens komme ich aber überhaupt vom Fleck. Der Fahrer war so nett, sofort anzuhalten.)
Die frische Luft und die Aussicht sind übrigens ausgesprochen wohltuend, allerdings drohe ich in jeder Kurve von umherfliegenden Wassermelonen erschlagen zu werden. Ich kann mir definitiv eine schönere Art zu sterben vorstellen.
Andererseits ist die Bordverpflegung exquisit - sie besteht nämlich aus mehreren dieser zuckersüßen, saftigen Früchte, die ich mit Hilfe eines Wagenhebers, der auf der Ladefläche herumlag, schlachte und in mundgerechte Stücke zerkleinere.
Anschließend mache ich mich auf der Pritsche lang, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen und beschließe, dass es mir gutgeht. Nein, es geht mir sogar fantastisch. Das Leben ist schön. Besser könnte es gar nicht sein. Ich habe ein wunderbares Abenteuer hinter mir und ein noch viel wunderbareres Abenteuer vor mir - meine Ehe mit Nina.
Ja, ich fühle mich richtig versöhnt mit meinem Entschluss. Endlich werde ich in meinem Leben so etwas wie ein Ziel erreichen, endlich werde ich den stürmischen Ozean des Singledaseins verlassen und in den sicheren Hafen der Ehe einlaufen.
Schließlich hat mir die Sache mit Katie in den letzten Tagen eindrücklich gezeigt, dass es so einfach nicht weitergeht. Solche
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