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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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sprechen kommen. Kennen Sie einen gewissen Farik Kemal?«
    »Kemal? Nein, der Name sagt mir nichts…«
    »Nach unseren Informationen soll er Sie aber vor etwa zehn Tagen am Sitz von Harmonices Mundi getroffen haben, um eine Lieferung von Videokassetten entgegenzunehmen …«
    »Das muss ein Irrtum sein! Ich war in Saint-Brieuc an der Küste und bin erst am Montag nach Paris zurückgekehrt.«
    »Man hat Ihnen nicht vielleicht in Malta etwas mitgegeben, um es nach Frankreich zu bringen?«
    Laurence schien ein Frösteln zu überfallen. Wieder schwappte dieser Verdacht hoch, unabweisbar diesmal. Ja, Jean-Louis hatte sie in seinem Büro, unmittelbar vor ihrer Abreise, um ›eine kleine Gefäl-274

    ligkeit‹ gebeten. Sie fühlte sich wie in einer Falle. Was immer sie er-klären würde, es würde nur zu einer Verstärkung des Misstrauens dieser Frau führen, die sie inzwischen einem regelrechten Verhör unterzog. Aber warum hatte sie sich überhaupt darauf eingelassen, deren Fragen zu beantworten? Was hatte sie nur veranlasst, sie zum Einsteigen aufzufordern?
    »Sie haben Recht«, antwortete sie schließlich müde. »Ich hatte das ganz vergessen. Ich habe ein kleines Paket mitgenommen, von dem man mir sagte, es seien Bücher darin. Das habe ich dann in Saint-Brieuc Antoine Becker gegeben, dem Leiter von Harmonices Mundi, der es seinerseits nach Paris mitnahm. Die Adresse des Empfängers war schon aufgeklebt, und ich hätte sie lesen können, aber…«
    Kiersten hörte ihr nicht weiter zu, sondern lauschte mit gespitzten Ohren auf die knackenden Geräusche in dem alten Haus. Sie richtete ihren Blick auf den oberen Teil des Treppenhauses, und zugleich mit ihr erkannte Laurence im zweiten Stock Fjodor Gregorowitsch, der auf sie herunterblickte und sofort wieder verschwand, als er sich entdeckt sah.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte Laurence. »Das ist mein Gastgeber. Ich will ihm rasch die Situation erklären. Vielleicht empfängt er Sie – das wäre gut!«
    Damit stieg sie rasch die Treppe hoch.
    Als sie nach wenigen Minuten zurückkam, saß Kiersten auf dem einzigen Stuhl in der Empfangshalle und kritzelte etwas auf ein zusammengefaltetes Stück Papier.
    »Herr Syssojew bedauert sehr, aber er sieht sich heute nicht in der Lage, Sie zu empfangen. Vielleicht ein andermal…«
    »Ist er der Leiter dieses Museums?«
    »Mehr oder weniger! Vor allem aber ist er Psychiater. Zumindest war er es einmal, in Rußland. Das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte …«
    »Ist er krank?«
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    »Er? Aber nein! Gut, er hat vielleicht gewisse Anpassungsschwie-rigkeiten …«
    Was hätte sie sonst schon sagen können? Hätte sie ihr etwa schildern sollen, dass er um die Mittagszeit sich wegen Brot lange anstellen musste und dass er dabei dreimal aus der Bäckerei gerannt war, um frische Luft zu schnappen und einer ›Vergiftung durch diese Vampirseelen‹ zu entgehen?
    »Irgendetwas scheint Sie zu amüsieren«, stellte Kiersten fest und erhob sich. »Zumindest macht es den Eindruck, dass ihr Besuch dort oben Sie in eine bessere Stimmung versetzt hat.«
    »Fjodor hat mich beruhigt, das stimmt. Ihm zufolge haben Sie meiner Erklärung über das Päckchen geglaubt, und was den Rest betrifft, müssen Sie erst noch nachdenken. Er meint außerdem, dass ich Ihnen trauen könne, obwohl Sie ein doppeltes Spiel spielten.«
    »Das ist aber eine ganze Menge! Und das alles hat er in einem kurzen Augenblick feststellen können?«
    »Ja. Wenn wir einmal Zeit dafür finden, werde ich Ihnen das alles näher erklären.«
    »Zeit findet man immer, sofern man sie sich nimmt. Ich habe Ihnen gerade meine Pariser Adresse aufgeschrieben, mit einer kleinen ›Gedächtnisstütze‹ auf der Rückseite …«
    Laurence faltete das Blatt auseinander; auf der Rückseite war eine Vergrößerung des Fotos von Gabriella – nur das Gesicht war darauf zu sehen.
    »Wer hat denn diese Aufnahme gemacht?«
    »Keine Ahnung, wir fanden sie jedenfalls im Gepäck dieses Farik Kemal…«
    »Das also war es! Und Sie haben gedacht, dass ich … Aber es stimmt nicht! Ich habe nichts zu tun mit dem Verschwinden der Kleinen! Ganz bestimmt nicht!«
    »Ich glaube Ihnen. Aber Sie verstehen jetzt wohl, warum wir Ihre Hilfe brauchen…«
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    Bei ihrer Rückkehr ins Hotel fand Kiersten eine Nachricht vor:
    »Unbedingt Herrn Boniface zurückrufen! Dringend!« Die dabei notierte Nummer war die der GRC, und der Anruf war um 17.35 Uhr gewesen, kurz nach ihrem Aufbruch in

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