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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Leitung. »Wenn wir unsere Kräfte mit denen von Casus Belli und Scotland Yard vereinen, könnten wir doch die Offensive starten, oder?«
    »Gegen wen denn? Die Mirandisten sind überall! Diese Stiftung zur ›Annäherung unter den Völkern‹ zum Beispiel ist nur eine Deck-organisation unter anderen. Da gibt es karitative Organisationen, philanthropische Zirkel, Verlage und sogar einen Ferienclub …
    Sicher, mit der Hinterlassenschaft des Türken könnte man vielleicht ein halbes Dutzend Leute auf die Anklagebank bringen. Aber man könnte kaum die Verbindung zur Universellen Vereinigungskirche nachweisen … Jedenfalls nicht auf die Schnelle!«
    »Unter diesen Umständen müssen wir noch abwarten. Ich akzeptiere zwar nicht die Methoden von Casus Belli, aber wir sind uns einig, was die Zielsetzung betrifft: Wir müssen den Kopf der ganzen Organisation zu fassen kriegen!«
    »Welche ›Methoden‹ meinen Sie?«
    »Das sage ich Ihnen nach meiner Rückkehr. Und was ist bei Ihnen los, wie sind Sie weitergekommen mit ihren fünf Verdächtigen im Fall Kemal, von denen Sie mir zuletzt berichtet haben?«
    Er bemühte sich um eine ausführliche Antwort, hatte aber den Eindruck, das Kiersten ihm nur noch mit halbem Ohr zuhörte.
    Woher kam dieses Gefühl, dass sich die Distanz zwischen ihnen nicht nur nach Kilometern bemaß?
    Richtig, um fünf Verdächtige ging es, und keiner davon schien Verbindungen zur Universellen Vereinigungskirche zu haben. Am Vorabend hatten Julien und Lou Russel sie noch einmal in die 310

    Mangel genommen nach dem bewährten Schema › ein böser Polizist, ein guter Polizist‹. Vor allem eine der Krankenschwestern war ihnen verdächtig, Louise Allen: zwanzig Berufsjahre, eine bisher makellose Karriere. In der Mordnacht hatte sie um halb zwölf Kemals Krankenzimmer betreten, um den leeren Behälter mit der Infusionsflüssigkeit durch einen frischen zu ersetzen. Er musste die tödliche Morphiumdosis enthalten haben, aber sie hatte keine Erklärung dafür.
    »Ich würde Ihnen dringend raten, sich eine einfallen zu lassen!«, hatte ihr abschließend Lou Russel erklärt.
    Am nächsten Morgen meldete sich eine ganz andere Louise bei Julien Boniface – diesem »so verständnisvollen Inspektor«. Sorgfältig geschminkt, ein duftiges Kleidchen, hohe Absätze – man erkannte sie kaum wieder.
    »Sie haben mich gestern gefragt, ob ich mich sonst irgendwo aufgehalten habe auf dem Weg zwischen dem Medikamentenraum und dem Krankenzimmer«, sagte sie und schlug die Augen nieder.
    »Ich hätte besser nachdenken müssen vor meiner Antwort…«
    »Die Nacht bringt oft guten Rat«, meinte er mit aufmunternder Miene. »Es ist Ihnen also noch etwas eingefallen?«
    »Ich möchte niemanden zu Unrecht beschuldigen… Aber dieses Morphium muss ja irgendwie hineingekommen sein.«
    »Allerdings!«
    Sie habe an diesem Abend jemanden auf dem Korridor getroffen, aber sie wolle dessen Namen eigentlich nicht nennen. So, sie müsse das? Ja, dann … Es sei ein junger Mediziner in Ausbildung zum Facharzt, ein gewisser Dr. Yan Tung. Das sei eher komisch gewesen, denn sie sei fast über ihn gestolpert, weil er auf allen vieren auf dem Boden herumgekrochen sei. Er habe nach einer heruntergefallenen Kontaktlinse gesucht und sie um ihre Hilfe gebeten, weil er ohne diese so gut wie blind sei. Und er habe dann den Behälter mit der Infusion gehalten, während sie auf dem Boden herumsuchte. Völlig vergeblich übrigens, denn die vermisste Kontaktlinse habe sich 311

    schließlich auf seinem Ärmel gefunden.
    »Er hätte also, während sie abgelenkt waren …«
    »Ich habe nichts dergleichen gesagt! Ich habe Ihnen lediglich berichtet, was sich zugetragen hat, nichts weiter.«
    Julien ließ sie ihre Geschichte nochmals wiederholen und machte sich dabei Notizen. Er wusste gut genug, dass nichts einen Zeugen so gut dazu brachte, sich zu verheddern, wie der Anblick eines Kugelschreibers.
    Schließlich ließ er sie gehen. Von ihrer Geschichte glaubte er kein Wort. Dieser angebliche angehende Facharzt, wie zufällig aus dem Nichts aufgetaucht – ja, was denn sonst noch? Das war doch allzu fadenscheinig.
    Es war Mittag in Ottawa, also 18 Uhr in Paris. Julien rief dort an, um eine Mitteilung für Frau MacMillan zu hinterlassen. Aber nein, sie sei ja auf ihrem Zimmer! Einen Moment, bitte!
    Er hörte Kiersten leise lachen.
    »Was amüsiert Sie denn so?«
    »Sie rufen vom Büro aus an«, sagte sie. »Ich kann das Radio auf Ihrem Schreibtisch hören,

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