Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
Vom Netzwerk:
vorbeigekommen und hatte sich unter vier Augen mit Rose unterhalten. Seither hatte Julien so seine Zweifel, ob der Antrag noch weit oben auf dem Stapel lag …
    Er nahm den Telefonhörer ab und überflog den Merkzettel, den 307

    er sich am Abend vorher gemacht hatte. In Paris musste es jetzt neun Uhr morgens sein. Er versuchte sich Kiersten in ihrem Hotelzimmer vorzustellen. Ob sie wohl allein war?
    Höchstwahrscheinlich … Aber was ging das ihn an?
    »Störe ich?«
    »Das müsste ich wohl eher Sie fragen!«, antwortete Kiersten. »Ich hatte vor, Sie in ein paar Stunden anzurufen. Also, wer fängt an?«
    Sie ließ ihm gar keine Zeit, auf ihre Frage zu antworten, sondern wollte gleich das loswerden, was ihr besonders am Herzen lag. Da-zu gehörte zunächst einmal eine wichtige Nachricht an Clarkson.
    Sie würde sie heute Nachmittag offiziell übermitteln, entsprechend verschlüsselt, über Le Bouyonnecs Anschluss bei der Botschaft. Julien würde selbstverständlich eine Kopie erhalten. Nein, es ginge nicht um die Snuffs, jedenfalls nicht unmittelbar. Aber um eine ähnlich schwer wiegende Bedrohung – und eine sehr kurzfristig an-stehende obendrein.
    »Die Große Versammlung?«
    Ein kurzes Schweigen; es hatte Kiersten den Atem verschlagen.
    »Woher wissen Sie denn davon?«
    »Aus Farik Kemals Notizen … Glauben Sie denn, ich stehe mitten in der Nacht auf, nur um Ihnen zu sagen, wie spät es ist?«
    Man hatte bei dem Türken einen elektronischen Taschenkalender gefunden. Darin waren nebensächliche Termine festgehalten, zumeist von Gartenbauausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen, die das Steckenpferd des weltreisenden Übeltäters gewesen waren.
    Aber man hatte auch entdeckt, dass man in das Gerät zusätzliche Speicherkarten einschieben konnte. Nach diesen hatte man zu-nächst vergeblich gesucht. Dagegen, dass es gar keine gab, sprachen entsprechende Benutzungsspuren am Gerät… Man hatte also die Suche intensiviert und war schließlich auf eine mitgeführte Bibel gestoßen, in schönes Leder gebunden, die Kemal im Austausch gegen die dort befindliche hoteleigene Gideonbibel in die Schublade 308

    seines Nachttischchens gelegt hatte. Im Einband versteckt, hatte man dann diese Speicherkarten gefunden.
    »Der Trick entbehrt nicht einer gewissen Ironie.«
    »Wieso das?«, fragte Kiersten.
    »Nun, die Wahrheit über die Universelle Vereinigungskirche, versteckt in der Heiligen Schrift!«
    Julien fügte hinzu, aus diesen Speicherkarten habe sich ergeben, dass der Handel mit Snuffs nur ein Teilbereich von Kemals Aktivitäten gewesen sei. Überwiegend sei er in den Angelegenheiten dieser Sekte unterwegs gewesen, und zwar in den finanziellen. Er habe ein ganzes Paket von Aktien und Obligationen verwaltet, hübsch gleichmäßig verteilt, mit einem aktuellen Marktwert von gut und gern zweihundert Millionen Schweizer Franken. Dazu kämen fünf weitere Millionen auf Nummernkonten in Genf und Zürich, sowie Immobilienbeteiligungen in noch unbestimmbarer Höhe, die ein gewisser Frank Lasner in New York verwalte.
    »Das ist alles ziemlich verschachtelt, und wir müssen sehr behutsam vorgehen, um nicht vorzeitig Alarm auszulösen …«
    »Und wo hat in all dem die Große Versammlung ihren Platz?«
    »Kemal hat den ganzen Kapitalbesitz der Universellen Vereinigungskirche umgeschichtet, offenkundig im Hinblick auf dieses bevorstehende Ereignis. Er hat neue Konten in Indonesien und in verschiedenen Ländern Lateinamerikas eröffnet. Stursberg von der Finanzabteilung sagt, er habe nie zuvor eine so gut geplante Transak-tion gesehen. Allerdings sei es ihm nicht möglich, den Grundgedan-ken zu erkennen, der ihr zugrunde liege.«
    Julien wandte sich um, als er ein Schlurfen auf den Fliesen des Flurs hörte. Rose kam in die Küche, mit schlaftrunkenem Gesicht seine Hausschuhe herbeitragend. Sie legte ihm seinen Morgenman-tel um die Schultern und wies zur Fenstertür: Was sollten denn die Nachbarn denken, wenn er hier halb nackt durch die Wohnung lief? Er solle doch wenigstens den Rollladen herunterlassen.
    309

    Er schaute ihr mit schwerem Herzen nach, als sie wieder hinausging. Sie stopfte sich voll seit ihrer Rückkehr aus Barbados … Sie ließ sich gehen – und was tat er, um sie davor zu bewahren? Sie warf ihm beim Hinausgehen einen schiefen Blick zu. Hatte sie bemerkt, dass er mit Kiersten telefonierte? Ganz sicherlich.
    »Lydia Frescobaldi kommt morgen früh aus London zurück«, verkündete die Stimme am anderen Ende der

Weitere Kostenlose Bücher