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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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aber »der Sache noch mehr Pfiff verleihen«. Hinter seinen kleinen Brillengläsern funkelte für einen kurzen Moment ein lebhaftes Flämmchen in seinen toten Augen. Er hob den Kopf und fügte mit genießerisch verzogenem Mund hinzu, dort oben sei ja nicht viel Platz. Da müsse man morgen früh eben ein bisschen miteinander rangeln, seine Ellbogen einsetzen, wie man so schön sage. Die Bambina verstehe ja schon, sich durchzusetzen, nicht wahr? Aber in allem könne man ihr ja doch nicht ihren Willen lassen, oder?
    »Morgen früh?«
    »Drehbeginn sieben Uhr! Wir waren ja auch auf Nachtaufnahmen eingestellt, aber der dritte Darsteller verspätet sich. Leider ist etwas dazwischengekommen.«
    Er hob die Hand, um damit anzudeuten, dass er keine weiteren Informationen geben werde, weder über diese dritte Person noch über die ihr zugedachte Rolle in diesem Szenario, das ganz allein ihm bekannt war. Das Unvermutete gebe den Ausschlag für den Erfolg beim veristischen Film. Er setzte mit diesem Glucksen, das bei ihm als Lachen galt, hinzu, dass er jedenfalls sehr stolz sei auf seine Besetzung. Eine so umfangreiche Rollenverteilung habe es bei einer Produktion dieser sehr speziellen Art überhaupt noch nie gegeben. Knausern dürfe man dabei ja nicht, nachdem die Ansprüche 443

    der Kunden von Tag zu Tag stiegen.
    Er verabschiedete sich von Sandrine mit der Bemerkung, ihm knurre jetzt der Magen, und ging davon, um gemeinsam mit seiner Mannschaft zu tafeln.
    Gabriella rüttelte an ihrer Schulter, und Sandrine öffnete die Augen. Durch das Fenster an der Frontseite konnte man den Tag heraufdämmern sehen. »Ich habe tatsächlich geschlafen«, dachte Sandrine überrascht, sich auf den Ellbogen aufrichtend. Gestern Abend hatte sie sich unter der Pferdedecke ausgestreckt, die Hand ihrer Gefährtin haltend. Dabei war sie sicher gewesen, trotz ihrer Erschöpfung eine schlaflose Nacht zu verbringen … Wie hatte sie nur jede Wachsamkeit so außer Acht lassen können! Janos Carazzo und seine Leute waren abgezogen, nachdem sie sich gesättigt hatten. Man hatte gehört, wie ihr starker Kastenwagen angelassen wurde und auf der kurvenreichen Straße davonfuhr. Kurz darauf waren auch Dragos und Manuel verschwunden.
    Der Geweihte dagegen war im Lagerhaus geblieben. Sie konnten von dem Heuwagen aus seinen kahlen Schädel nahe der Tür im Halbdunkel glänzen sehen. Er wirkte viel weniger wie ein Mönch, seit er eine Maschinenpistole umhängen hatte. Sandrine zweifelte keinen Augenblick daran, dass er von ihr Gebrauch machen würde, wenn er den Befehl dazu erhielte. Dennoch hatte seine schweigende Anwesenheit sie irgendwie beruhigt. Wie war das nur möglich?
    Jetzt am Morgen konnte sie ihn in dem diffusen grauen Licht noch besser betrachten. War er wirklich die ganze Nacht hindurch wach geblieben, immer an seinem Platz dort? Und was war seine Aufgabe? »Man wird ihm gesagt haben, dass er uns bewachen muss.
    Und uns davon abhalten, dass wir uns an die Geräte zum Drehen heranmachen … Tatsächlich hätten wir gewiss alles zusammenge-schlagen, wenn er nicht da gewesen wäre!«
    444

    Gabriella sprang auf den Boden und machte ihr ein Zeichen, sie in den Waschraum zu begleiten. Der Geweihte schaute ihnen nach, als sie davongingen; er rührte sich nicht und wandte auch nicht den Kopf, doch seine Augen folgten ihnen.
    »Resta qui mentre Mi. lavo!«
    Sandrine nickte mit dem Kopf. Sie begann, ihre Freundin bro-ckenweise zu verstehen.
    »Sie möchte, dass ich die Tür im Auge behalte, während sie sich wäscht. Das kann ich ja gerne tun, aber vielleicht müsste ich ihr beibringen, dass Manuel durch die Ritzen der Fensterverschläge zu linsen pflegt. Ausreichend Gelegenheit dazu hat er ja!«
    Die kleine Italienerin befleißigte sich tatsächlich einer ungewöhnlichen Reinlichkeit, und das galt nicht nur für ihre eigene Person.
    Ohne eigentliche Notwendigkeit wusch sie auch täglich mit der Kernseife ihr Kleid, und während das dünne Fähnchen trocknete, spazierte sie ungeniert in der Halle herum, nur mit diesem unsäglichen Hemdhöschen aus schwarzem Satin bekleidet. Wie konnte ihre Mutter nur ein so verruchtes Kleidungsstück dulden!
    In Sandrines Gedanken drang Motorenlärm vom Hof draußen.
    Dann das Geräusch von Bremsen, vom Zuschlagen einer Autotür.
    Schlagartig überfiel die Angst sie wieder, schlimmer und eisiger noch als am Abend vorher. »Aber das ist unmöglich, es kann noch nicht sieben sein!«
    Die kleine Tür des Waschraums quietschte

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