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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Kanister und stellte ihn in der Lagerhalle ab.
    Dann warf sie eine Schachtel Streichhölzer daneben und eilte hinaus. Sie schlug die schwere Tür zu, schob den Riegel vor und rannte zum Lieferwagen.
    Dort hatte sich Sandrine schon auf der Ladefläche ausgestreckt, und Lydia wollte gerade Gabriella hinaufhelfen. Die flüsterte ihr drängend etwas zu, doch Lydia schüttelte den Kopf.
    »No, non e possibile! Neanche per idea!« – Nein, ausgeschlossen! Völlig unvorstellbar!
    Doch die Kleine hörte nicht auf mit ihren mit zitternden Lippen vorgebrachten flehentlichen Bitten.
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    »Sie hat Recht«, unterstützte Jasmine sie. »Er ist verloren, wenn er hier bleibt… Er weiß einfach zu viel.«
    Sie rannte eiligst zu Manuel, der noch immer neben der Leiche seines Bruders kniete. Sie beugte sich zu ihm hinunter und redete eifrig auf ihn ein, ihn dabei kräftig rüttelnd, um ihn aus seiner Lethargie zu reißen.
    Gabriella steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen gellen-den Pfiff aus. Der Bursche zuckte zusammen und wandte den Kopf. Obwohl ihr in dieser Stellung große Gestikulationen nicht möglich waren, brachte Gabriella es fertig, ihm zu verdeutlichen, dass er in Gefahr sei. Er erhob sich und wandte entsetzt seinen Blick. Endlich schienen ihn Jasmines Worte zu erreichen.
    Er trat zwei Schritte zurück, wandte sich dann um und rannte in die freie Landschaft davon.
    Endlich konnten nun auch Lydia und Jasmine neben die beiden Mädchen schlüpfen. Der Mann mit dem Fernglas schlug die Ladewand hoch und befestigte sie, dann stieg er vorn neben dem Fahrer ein. Er kauerte sich jedoch vor dem Beifahrersitz zusammen, um nicht gesehen zu werden.
    Der Lieferwagen fuhr an, erklomm den kleinen Steilhang und schlug dann die Richtung nach Mgarr ein.
    In der im Hof gelegenen Garage eines Beerdigungsunternehmens zogen sich Sandrine und Gabriella eilends um. Sie tauschten ihre Kleidung gegen weite Kordsamthosen und tuchene Matrosenblu-sen.
    Lydia trieb sie vor Ungeduld bebend an. Jasmine versuchte sie zu beruhigen: Argos würde nichts unternehmen, ehe er sich selbst im Lagerhaus darüber vergewissert hätte, was da abgelaufen war. Seine Hauptschwäche sei es, dass er niemandem traue. Es sei also äußerst unwahrscheinlich, dass es vor Ablauf einer weiteren halben Stunde 451

    zu einer Alarmierung der Leute vom Heiligtum käme – glücklicherweise, denn die hätten ja ihre Helfer überall sitzen, bei der Polizei, den Zöllnern, ja selbst im Bürgermeisteramt! Ihr Optimismus hinderte sie allerdings nicht daran, eine Hand voll staubiger Erde mit etwas altem Schmieröl anzurühren und mit dem Gemisch die Gesichter der beiden Flüchtlinge zu bestreichen. Anschließend wies sie sie an, ihre Haare unter marineblauen Mützen zu verstecken.
    Bei Sandrine ging das mühelos, Gabriella hatte dagegen mit ihrer widerspenstigen Mähne größte Mühe, und einiges davon musste man mit der Schere abschneiden.
    Anschließend versteckte man die beiden hinten in einem Klein-lieferwagen, der zur Anlegestelle fuhr und unweit der dort vertäuten Odysseus anhielt. Lydia stieg als Erste aus und schaute sich aufmerksam um. In der Nähe bewunderten zwei frühe Spaziergänger die eleganten Linien der Yacht. Sie wartete ab, bis die beiden gegangen waren, ehe sie die rückwärtige Tür des Fahrzeugs öffnete.
    Die beiden verkappten ›Ladehelfer‹ kletterten heraus, luden sich jeweils eine Kiste auf die Schultern, gingen damit zunächst zur Lan-debrücke und betraten dann die Gangway. Endlich verschwanden sie im Bauch des Schiffes. Diese ganze Verkleidung, all diese Vorsichtsmaßnahmen für eine Strecke von dreihundert Metern! Aber wenn man Lydia glauben durfte, gab es ›gewichtige Gründe‹ für diese übertriebene Vorsicht. Genannt hatte sie sie nicht, und Sandrine legte auch keinen gesteigerten Wert darauf, sie zu erfahren.
    Die Yacht von Enrico Buglione, die unter tunesischer Flagge fuhr, war ein elegantes, mit allen Raffinessen ausgestattetes Schiff: vier ge-räumige Kabinen mit eigenem Bad, ein großer Salon, ein Konfe-renzraum und, auf dem Hinterdeck, ein großes Schwimmbecken.
    Der Kapitän, mit rötlich gebräuntem Gesicht und weißem Haar, sprach fünf Sprachen fließend. Der vietnamesische Koch verwan-452

    delte sich bei den Mahlzeiten in einen perfekten Oberkellner und am Abend in einen gewandten Barkeeper. Daneben gab es sieben bis acht Mann Besatzung – Griechen, Italiener, Korsen, allesamt tüchtig und diskret.
    Die Überfahrt von

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