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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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welche Erregung und welchen unsagbaren Genuss dieser Handel für Thierry bedeuten würde, wenn er auf passende Weise darüber informiert würde, ließ sie in Gelächter ausbrechen –
    ein Lachen ohne Beigeschmack, offen und befreiend und so gänzlich neu für sie.
    »Mach doch keine Witze!«, rief Lydia aus, die genug Intuition hatte, um diese Heiterkeit nicht übel zu nehmen. »Ein Mann als Handelsware, allen Ernstes! Und ich soll dafür bezahlen, wenn ich 462

    ihn haben will…«
    Sie musste nun selbst lachen, und sie fand den vorgeschlagenen Handel keineswegs skandalös, sondern in höchstem Maße aufregend.
    »Du kriegst ihn nicht geschenkt, ich sag's dir gleich! Und so billig, dass du ihn in deiner Spesenabrechnung unterbringen kannst, wird er auch nicht sein!«
    »Maper qui mi prendi?« – Wofür hältst du mich denn?, antwortete Lydia. »Für ihn knacke ich meine Sparbüchse. Ein Angebot, sagst du? Ich tu mich da schwer. Nenn doch mal eine Größenordnung, damit wir mit dem Feilschen beginnen können!«
    Kiersten schaute auf das sich bis zum Horizont erstreckende Meer hinaus und dann auf ein kleines Stückchen blauen Himmels, das sich zwischen den grauen Wolken zeigte. Dann nannte sie eine Zahl, die nur halb geheuchelte Verblüffung auslöste. Sie hielt mit einem lächerlich geringen Betrag dagegen. Jetzt hob ein heftiges Feilschen an. Aber nein, wie komme denn die Kanadierin zu diesen völlig überzogenen Vorstellungen? Um die zu begründen, müsse sie schon ihre Ware noch etwas besser anpreisen.
    Je näher sie dem unvermeidlichen Kompromiss kamen, dem
    ›Handschlag zur Besiegelung des Geschäfts‹, desto heftiger fochten sie miteinander – auf Englisch, Französisch, Italienisch. Und je heftiger sie feilschten, desto mehr mussten sie lachen. Als sie sich endlich geeinigt hatten, lachten sie noch wilder als zuvor und mussten sich schließlich schwankend aneinander festhalten, während ihnen die Tränen über die Wangen liefen.
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    24. KAPITEL
    an hatte Fjodor Gregorowitsch in das Louis-Pausteur-Kranken-Mhaus in Neuilly schaffen müssen. Laurence kannte es, weil sie dort ihr letztes Jahr als Assistenzärztin unter Leitung von Professor Montandon verbracht hatte. Während dieser Zeit hatte sich ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen dem großen Boss und der Anfängerin entwickelt – eine Art von Freundschaft, für die sich jedoch nie eine bestimmte Bezeichnung hatte finden lassen und die auch etwas an der verschrobenen, aber gutmütigen Art des Professors verändert hatte.
    Nach der Rückkehr aus ihrer Gefangenschaft hatte Laurence in einem persönlich bei Harmonices Mundi für sie abgelieferten Umschlag die Visitenkarte Montandons gefunden, auf die nur zwei Worte gekritzelt waren: »Ans Werk!« Der Umschlag hatte außerdem zehn Fünfhundertfrancnoten enthalten. Einen Scheck hätte sie einfach nicht eingelöst; aber wie sollte sie die auf diese Weise herein-geflatterten Geldscheine zurückgeben, ohne den als jähzornig bekannten Professor zu beleidigen? Darüber hinaus hatte sie das Geld durchaus brauchen können, und keineswegs nur für Kinkerlitzchen.
    Denn obwohl sich auf den von HMI eingerichteten Spendenkon-ten für die Aktion Rettet Laurence Descombes!, einige Millionen ange-464

    sammelt hatten, hatte es sich Antoine Becker – zweifellos aus Zartgefühl! – versagt, der Hauptbetroffenen einen bescheidenen Anteil davon anzubieten. Und diese hatte großzügigerweise sein Wohlbe-finden nicht durch entsprechende Ansprüche gestört.
    Laurence hatte Professor Montandon aufgesucht, um ihn über den Fall des russischen Ex-Psychiaters zu informieren. Sie hatte sich nicht dadurch entmutigen lassen, dass er gähnte, während sie ihm berichtete, sich keinerlei Notizen machte und die Augen zur Decke richtete. Er war so weit gegangen, Schläfrigkeit vorzutäuschen, während sie ihm von ›Affektübertragung‹, ›krebsartiger Empathie‹ und
    ›psychischer Gestalt‹ erzählte. Dennoch war sie sich völlig sicher, dass Fjodor Gregorowitsch sich bei ihm in den besten Händen befand. So war sie auch beruhigt wieder gegangen – soweit das in dieser Situation überhaupt möglich war –, nachdem sie eine Nacht an Syssojews Bett verbracht hatte. Dann war sie für drei Tage verreist.
    Ihre Mutter brauchte sie in Saint-Brieuc wegen dringender Immo-bilienangelegenheiten. Dennoch rief sie täglich in der Klinik an:
    »Nein, der Patient hat das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt; darüber müssen Sie

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