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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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sicher sein. Daher konnte sie einen schönen Überra-schungserfolg verbuchen mit ihrer Bemerkung: 492

    »Wenn ich es recht verstehe, hat der alte, widerliche Päderast uns alle ganz schön aufs Kreuz gelegt!«
    Die beiden Teenager weihten an diesem Abend ihre neuen seidenen Negligés aus dem Wäschegeschäft Fra Diavolo ein. Das der kleinen Italienerin war pfirsichfarben und am Hals mit einem feinen Band geschlossen. Sie hatte es mit einem begeisterten, wenn auch etwas genierten Blick ausgewählt, denn es schien ihr selbst im Vergleich mit der schwarzen Satinkombination, aus der sie die ganzen letzten Wochen nicht herausgekommen war, doch recht gewagt.
    Sie trat barfüßig auf den Balkon hinaus. Hier im Orsini-Palais hatte sie ihr eigenes Zimmer, direkt neben dem derjenigen, die sie heute beim Einkauf in den Läden als ›ihre große Zwillingsschwes-ter‹ vorgestellt hatte.
    Sandrine saß rittlings auf der breiten, steinernen Balkonbrüstung, den Rücken an eine Säule gelehnt. Sie schaute, in ihre Gedanken versunken, zum Mond hinauf; bei Gabriellas wortlosem Auftauchen fuhr sie zusammen.
    »Stai attenta, Gaby!«, flüsterte sie. »Der Bursche dort… Verdammt noch mal, statt hierher zu glotzen, sollte er besser den Park im Auge behalten!«
    Tatsächlich konnte man am anderen Ende der Galerie im Halbdunkel die Gestalt eines Wächters erkennen.
    Gabriella warf einen raschen Blick zu ihm hin, zuckte dann die Schultern und wandte ihre dunklen Augen der Freundin zu.
    »Kummer, hier?«, fragte sie und legte ihr die Hand auf die Brust.
    »Me lo puoï dire, sai!« – Mir kannst du das doch sagen, das weißt du doch!
    Sandrine seufzte. Wie sollte sie ihr mitteilen, was sie bewegte?
    Nein, um sprachliche Schwierigkeiten ging es dabei weniger: Sie beide hatten sich inzwischen aus Brocken der jeweils anderen Spra-493

    che ein Kauderwelsch angeeignet, das völlig ausreichte, mehr an Vertraulichkeiten auszutauschen, als sie je zuvor irgendjemand anderem anvertraut hatten.
    »Kummer ist das eigentlich nicht«, versicherte sie. »Non so cos'è …
    Ich versteh' mich eigentlich selbst nicht recht; weißt du, was ich meine?«
    Ein flüchtiger Anflug von Scham glitt über ihre Züge. Gabriella täuschte sich also nicht.
    »Manuel?«, fragte sie erstaunt.
    »Si, Manuel!«, bekannte Sandrine. »Ich denke unaufhörlich an ihn
    … Sie bringen ihn um, wenn sie ihn erwischen.«
    »Conosce tutti nascondigli in montagna!« – Der kennt doch alle Verstecke in den Bergen!, versicherte Gabriella.
    »Nascondigli? – Ah, er hat sich versteckt, meinst du, ja?«
    »Ma … bestimmt!«
    »Der war nicht wirklich böse … Non è cattivo, sai?«
    »Si, d'accordo! Zeit brauchen … er!«
    Sandrine spitzte die Ohren. Es klopfte an die Zimmertür.
    »Zeit wofür?«, fragte sie und stand auf.
    »Für schlimm werden«, antwortete Gabriella.
    Der Rasen neigte sich in schwachem Gefälle zum Teich hinunter.
    Das Gras war trocken und kurz geschnitten und gerade weich genug, um sich darauf auszustrecken. »Wenn ich's recht bedenke, bin ich so gut wie nie nachts draußen!«, gestand sich Kiersten ein. »Dabei verbrachte ich, als ich so alt war die Sandrine jetzt, Stunden auf dem Balkon des Hauses in Rockliffe damit, im Liegen die Sterne zu betrachten. Ich kannte alle bedeutenderen Sternbilder. Aber ich habe inzwischen jeden Kontakt mit der Natur verloren … Ich lebe völlig abgeschlossen, ohne mir dessen überhaupt bewusst zu werden. Eine Veränderung mehr, die ich auf meine Liste setzen muss!«
    494

    Es war Laurence gewesen, die diesen nächtlichen Spaziergang vorgeschlagen hatte. Man hatte sich darüber erst mit dem Sicherheitsbeauftragten auseinander setzen müssen. Aber warum sich darüber aufregen? Der Mann machte auch nur seine Arbeit, und die Sicherheitsvorkehrungen waren gewiss nicht überflüssig. Luigi Sanguinetti hatte hervorgehoben, dass die Vereinigungskirche bestimmt nichts unversucht lassen würde, um eine Zeugenaussage Gabriellas zu verhindern. Im Augenblick vermuteten die Mirandisten sie wohl noch auf den Inseln, Gozo oder Malta. Aber früher oder später würden sie ihr wohl auf die Spur kommen. Die hatten garantiert ihre Spitzel, so wie diese Mona-Lisa Peres, an wichtigen strategischen Punk-ten, hier in Rom und auch sonst wo. Aufgrund der bei Yan Tung sichergestellten Unterlagen hatte man einige ihrer Stützpunkte aus-heben können. Auf jeden Fall war es völlig ausgeschlossen, die Kleine nach Neapel zurückkehren zu lassen. Man musste

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