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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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diesem Stil weiter, ihr Unterhaltungsgeschick nutzend und weidlich ihrem Hang zur Theatralik nachgebend. Ihr Publikum applaudierte, und selbst Gabriella, die sonst rasch eingeschüchtert war, ließ sich aus ihrer Reserve locken und drehte sich entzückt ein weiteres Mal in Vorführpose. »Che Bella! Che Bella! Bellissima!«
    Für Lydia, Laurence und Gabriella war auf den Anfang der folgenden Woche ein Gespräch beim Generalstaatsanwalt anberaumt worden. Ihre Aussagen zu den Vorgängen in Xaghra würden protokol-liert als Begründung für die vorgesehenen Strafverfolgungsmaß-
    nahmen gegen D'Altamiranda und die Universelle Vereinigungskirche.
    Die Angelegenheit war ziemlich heikel, weil sich die Regierung von Malta als recht widerspenstig erwies. Man hatte daher von hö-
    herer Stelle eine geschlossene Darstellung und fundierte Beweise verlangt, ehe man Maßnahmen, welcher Art auch immer, ergreifen könne. Luigi Sanguinetti wusste aus verlässlicher Quelle, dass die Mirandisten Sympathisanten im Justizministerium sitzen hatten.
    Außerdem hatten sie sowohl in Valletta als auch in Victoria sogar die Polizei selbst unterwandert.
    Die juristischen Berater von Casus Belli vertraten die Ansicht, dass als Hauptbeweisstücke für die geplante Offensive die Informationen aus dem elektronischen Notizbuch Farik Kemals und die 488

    bei Yan Tung sichergestellten Unterlagen zu gelten hätten. Enrico Buglione, der die ganze Affäre mit großer Aufmerksamkeit verfolgte, erinnerte an den Fall Al Capones und zeigte sich überzeugt davon, dass man El Guía weit eher wegen Steuerunterschlagung dran-kriegen könne, während eine Verurteilung wegen Kinderschändung sich wohl als langwierige Geschichte erweisen würde.
    (El Guías Kopf war für Flavios Vater mehr eine Beigabe; wenn er allein damit zufrieden gewesen wäre, hätten nicht wenige seiner Freunde es sich zur Ehre angerechnet, ihm diesen sozusagen zu Füßen zu legen, indem sie einen bezahlten Killer auf ihn ansetzten.
    Aber Sanguinetti ließ keinen Zweifel daran, dass Enrico Bugliones Rachedurst sich nur durch die völlige Ausrottung der Sekte stillen ließe.)
    Seit ihrer Ankunft in Rom waren Lydia und Kiersten mit dem Vordringlichsten beschäftigt: der Vermeidung der drohenden Selbstmorde anlässlich der Großen Versammlung. Mit Unterstützung des Außenministeriums und in Zusammenarbeit mit Interpol (hier hatte der alte Fuchs erfolgreich seine alten Verbindungen spielen lassen) war bei den zuständigen Behörden von zwölf Ländern, in denen die Mirandisten eine ›planetarische Kommunion‹ planten, Alarm der höchsten Stufe ausgelöst worden. Im gleichen Sinn war eine die eigene Mitarbeit bestätigende Meldung Scotland Yards an die gleichen Empfänger gegangen – Kenneth Sabbagh hatte gut und prompt gearbeitet.
    Die Warnungen waren ›klar und deutlich‹ verstanden worden, und die Telefondrähte bei Casus Belli ›hörten nicht auf zu glühen‹, wie Kiersten sich ausdrückte. Lydia, aus Übermüdung ein wenig zynisch geworden, meinte, man müsse für den Fal des ›Ordens vom Sonnentempel‹ geradezu dankbar sein, der bei seinem noch nicht so lange zurückliegenden ›Aufbruch zum Sirius‹ siebenunddreißig verbrannte Opfer in der Welschschweiz, im Vercors und in Quebec hinterlassen habe, darunter dreizehn Kinder. Die Erinnerung an die-489

    sen Vorfall lasse sich nicht einfach wegwischen.
    Im Ministerium nahmen Kiersten und Lydia rasch einen Happen zu sich, ohne dabei ihre Arbeit zu unterbrechen. In das Orsini-Palais kehrten sie erst am späteren Abend zurück. Dort nahmen die
    ›Zwillinge‹ (deren Anzahl nun auf vier angewachsen war, weil man Priscilla zum Ehrenmitglied ernannt hatte), gerade den das Abendessen abschließenden Kaffee im Marokkanischen Salon zu sich. Die Beleuchtung war gedämpft, die Atmosphäre herzlich.
    Kiersten wurde, kaum dass sie sich in einen Sessel hatte fallen lassen, bewusst, in welchem Ausmaß sie sich erledigt fühlte. »Woher holt die sich nur ihre Energie?«, fragte sie sich, ihrer Kollegin einen nahezu neidischen Blick zuwerfend. »Wenn ich nicht darauf ge-drängt hätte, zum Ende zu kommen, hätte sie bis zum Morgen durchgearbeitet.«
    Lydia lächelte mit funkelnden Augen, voll sprühenden Lebens.
    Ob wohl ihre Mutter noch ein kleines bisschen Nachtisch für die Zuspätkommer übrig gelassen habe, nur so aus Versehen? (Die Angesprochene protestierte heftig gegen die Unterstellung.) Wenn ja, dann möge man ihr doch eine

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