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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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außer sich vor Freude.
    Sie ergriff die Hand von Jean-Louis, um sie zu küssen. Er entzog sie ihr entschieden, um sie daran zu hindern, aber ohne jede Verlegenheit, als habe er diese Geste erwartet. War er vielleicht an derartige Dankesbezeugungen gewöhnt?
    Dora murmelte ihrer Nichte einige Worte zu und schubste sie ihrem Wohltäter entgegen. Aber die Kleine sträubte sich und klammerte sich an sie.
    »Sie ist so schüchtern!«, sagte sie mit entschuldigender Miene.
    »Wir können offen reden, sie versteht kein Französisch.«
    »Ein guter Grund, um das zu lassen«, antwortete er. »Sie könnte es als Zurücksetzung empfinden.«
    »Darf auch ich im Heiligtum bleiben? Ich bin bereit, die … wie sagen Sie doch … die ›Erste Schwelle‹ zu überschreiten!«
    Er antwortete ihr mit einer gewissen Schroffheit, darüber würde man noch zu gegebener Zeit sprechen. Dann wandte er sich an Laurence und fragte sie, ob sie bereit sei, Gabriella zu untersuchen.
    »Du meinst… eine ärztliche Untersuchung?«, vergewisserte sie sich überrascht.
    »Unsere Aufnahmebedingungen sind sehr strikt. Für einen länge-176

    ren Aufenthalt ist stets ein ausführliches gesundheitliches Attest erforderlich. El Guía war zwar beeindruckt von deiner Argumentation zu Gunsten Gabriellas – er erwähnte vorhin mir gegenüber die ›Gefahren des Mitleids‹ –, aber gerade du wirst doch sicher zugeben müssen, dass man über bestimmte Hygienevorschriften nicht einfach hinweggehen kann.«
    »Das ist doch nicht die Frage! Aber ihr habt hier doch sicher einen eigenen Arzt…«
    »Wozu das? Wir haben hier einen Behandlungsraum für gelegentliche kleine Schrammen, und zwei unserer Jüngerinnen haben als Krankenschwestern gearbeitet, ehe sie hierher kamen. Tatsächlich ist hier bei uns noch niemals jemand krank gewesen …«
    Das war glaubhaft aufgrund des Klimas der Insel und der gesun-den Lebensweise der Mirandisten. Aber deren Lehre verkündete ja auch die Herrschaft des Geistes über den Leib, und Jean-Louis war angesichts tatsächlicher Erfahrungen überzeugt davon, dass sich auf diese Weise eine Abwehr schranke gegen Bakterien, Mikroben und Viren aufrichten ließ …
    »Können wir mit dir rechnen?«
    Laurence wollte das gerade verneinen. Diese Untersuchung passte ihr gar nicht, und noch viel weniger die Befürchtung, dass das Schicksal Gabriel as von ihrem Urteil abhänge. Aber sie sah ein verzweifeltes Flehen in Doras Augen und nickte daher mit dem Kopf.
    Schließlich war sie Ärztin, oder?
    Als sie die Kapelle verließen, brach Gabriella in Tränen aus.
    »Die Enttäuschung«, erläuterte Dora. »Sie hatte so sehr auf die persönliche Begegnung mit El Guía gehofft, auf seinen Segen durch die Handauflegung, wie sie das im Film gesehen hat.«
    Jean-Louis erklärte, dass die Kleine dafür einfach noch nicht bereit sei. Sie müsse noch etwas die Atmosphäre des Heiligtums auf 177

    sich einwirken lassen, und durch die Gemeinschaft mit den anderen Kindern würde sie sicher auch ihre Schüchternheit verlieren. D'Altamiranda sei äußerst sensibel. Misstrauen oder Furcht würden ihn sehr verletzen – ein weiterer Beweis dafür, dass es keineswegs stimme, dass sich Gefühle mit seiner Lehre nicht vereinbaren ließen.
    Er verabschiedete daraufhin Dora, als ob es selbstverständlich sei, dass sie sie nun nicht weiter begleite. Laurence sagte nichts, weil es ihr ohnehin lieber war, wenn sie mit dem Mädchen bei der Untersuchung allein war. Umso überraschter, ja schockiert war sie, als Jean-Louis sie beide zum Behandlungszimmer begleitete. Sie musste ihn bitten, draußen zu bleiben, und hätte es bei weitem vorgezogen, wenn er selbst auf diese Idee gekommen wäre. Schon der Gedanke, dass er draußen vor der Tür stand, behagte ihr nicht…
    Dafür, dass hier nur ›kleine Schrammen‹ behandelt wurden, war der Raum gut ausgestattet. Skalpelle und andere chirurgische Instrumente lagen in einem Sterilisator bereit. Wozu mochten sie wohl benutzt worden sein?
    Gabriella saß auf dem schmalen Untersuchungstisch und schaute sich beunruhigt um. Laurence warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu und begann mit ihrer Untersuchung. Ohren, Hals, Mandeln, Lymphdrüsen. Fragen kamen ihr in den Sinn, doch sie stellte sie zurück. Sie wollte lieber warten bis jemand sie übersetzen würde.
    Sie bedeutete dem Mädchen, die weißen Sandalen auszuziehen und den geblümten Rock und das Satinoberteil dazu, das zu groß war für sie und eigentlich auch zu gewagt für ihr

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