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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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können?
    »Haben Sie schon lange gewartet? Sie hätten heraufkommen sollen!«
    »Ich habe angeklopft, aber Sie haben nicht geantwortet…«
    Laurence folgte ihr rasch und war befremdet davon, dass sie drei Meter vor ihr herlief.
    »Merkwürdige Art, einen zu ›begleiten‹«, dachte sie für sich. »Man könnte fast meinen, sie befürchte, von mir angesteckt zu werden
    … und dieser merkwürdige Treffpunkt. ›Olivenhain‹ – das klingt ja wie ›Ölberg‹, richtig messianisch!«
    Sie gelangten alsbald auf die blumenbestandene Terrasse rings um den alten Klosterbau. So weit das Auge reichte, waren flach gerundete Hügel zu sehen. In der Ferne konnte man, wie eine Beruhigung, die Stadt Xaghra erkennen.
    Jasmine entfernte sich mit mürrischem Gesicht ohne ein weiteres Wort. Ganz entschieden …
    Der Erste Ratgeber (war das wohl ein offizieller Titel?) stand am Eingang zu einem großen Garten am Fuß eines ansteigenden Hanges. Neben ihm stand Dora Frascatti und sprach lebhaft auf ihn ein. Als er Laurence erblickte, brach er das Gespräch ab.
    Die Italienerin entfernte sich widerstrebend und konnte ihre Trä-
    nen nicht zurückhalten. Als sie an Laurence vorbeikam, flüsterte sie: »Helfen Sie uns!«
    Jean-Louis hatte sich hinuntergebeugt, um sich das Gesicht mit dem Wasser eines Brunnens zu benetzen. Er richtete sich auf und schaute Laurence entgegen; seine hellen Augen waren feucht.
    »Du kennst diese Frau?«, fragte er.
    »Eigentlich kaum … Wir sind uns auf der Reise hierher begegnet.
    Warum?«
    »Ich brauche deinen Rat. Du hast immer viel Intuition bewiesen 169

    … Weißt du, was sie hierher führt?«
    »Ich glaube schon. Sie hat es mir gestern Abend erzählt und mich um meine Vermittlung gebeten … Sie bildet sich ein, dass ich Einfluss auf dich hätte!«
    »Im gegenwärtigen Fall hat sie nicht Unrecht! Was hältst du denn von ihrer Geschichte?«
    Sie tat, als müsse sie nachdenken. Irgendetwas sagte ihr, dass Jean-Louis bereits über den nächtlichen Besuch Doras informiert war.
    Entweder hatten die flackernden Augen Jasmines das mitbekommen, oder es waren die Überwachungskameras, die den Zugang zu den Räumen El Guías sicherten.
    »Die kleine Gabriella bedarf des Schutzes, das liegt doch auf der Hand«, sagte sie schließlich. »Möchtest du vielleicht das Risiko auf dich nehmen, sie nach Neapel zurückzuschicken?«
    »Um das Risiko geht es, genau. Wenn es nur um mich ginge, wäre die Entscheidung rasch gefallen. Aber der Ruf der ganzen Kirche steht auf dem Spiel! Die Mutter dieses Mädchens hat zwar eine offizielle Bestätigung unterschrieben, aber nichts kann den Vater daran hindern, uns zu verfolgen! Wegen Entführung, Freiheitsbe-raubung, was weiß ich?«
    »Ich bezweifle sehr, dass er sich ein solches öffentliches Aufsehen wünscht…«
    »Mag sein, aber die Medien sind doch heutzutage hinter jeder Andeutung eines möglichen Skandals her! Ganz zu schweigen von…«
    Plötzlich verstummte er mit weit aufgerissenen Augen. Sein Gesicht überzog sich mit einem Ausdruck der Ekstase, und selbst seine Haut veränderte sich und wurde glatt wie die eines kleinen Kindes. Laurence war um so verblüffter von dieser Verwandlung, weil sie ganz jener glich, an die sie eine sehr ferne und fast schon un-wirkliche Erinnerung hatte – als nämlich dieser Mann da vor ihr als ihr Liebhaber in ihren Armen den Höhepunkt seiner Lust erlebte …
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    »Ich habe mit dir über Dora gesprochen, um die Wartezeit abzu-kürzen«, sagte er mit bebender Stimme. »Aber ich habe dich aus einem anderen Grund herkommen lassen: El Guía möchte dich kennen lernen!«
    Miguel D'Altamiranda war, in eine langes graues Gewand gehüllt, auf die Terrasse getreten. Er schritt ohne Hast die Steintreppe herunter und trat mit ausgestreckten Händen auf Laurence zu. Sein Gesicht war bronzefarben und von Falten durchfurcht, sein kurzer Bart genauso weiß wie seine gewellte Mähne. Er ergriff ihre Schultern, gab sie aber sofort wieder sanft frei, als habe er gespürt, dass sie vor solchen Berührungen zurückschrecke.
    »Seit langem schon habe ich auf eine Begegnung mit Ihnen gehofft«, sagte er mit warmer Stimme. »Sie waren fünf Jahre lang in Maghrabi eingesperrt, und so war fünf Jahre lang ein Teil von mir mit in Gefangenschaft.«
    Sie hatte zwar gelesen, dass er neun Sprachen beherrschte, war aber dennoch überrascht davon, wie akzentfrei er Französisch sprach.
    »Das ist Vergangenheit«, antwortete sie zurückhaltend.
    »Wollen Sie

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