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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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wäre er zu Tode erschrocken. Bei Billy Elliot hätte ich mich das getraut. Was konnte der schon sagen?
    »Wenn du im Ballettkostüm rumhopsen kannst, werde ich doch wohl die Klamotten meiner Schwester anziehen dürfen, oder nicht?«
    »Ich hopse nicht im Ballettkostüm herum.«
    »Was ziehst du denn sonst an? Trägt du nicht so ein Tutu?«
    »Nein, du Depp, das ist bloß für Mädchen.«
    »Und was ziehst du an?«, fragte ich ihn. »Meine Sportsachen. Shorts und T-Shirt und so.«
    »Echt?« Ich hatte gedacht, er würde ein Tutu oder so was tragen. Und nicht bloß Shorts und T-Shirt. Ich glaube, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich ihm nicht im Kleid von meiner Schwester gezeigt. Aber jetzt war es zu spät. Ich suchte im Schrank nach irgendwas, was Billy gefallen könnte. Das wär echt irre gewesen, wenn ich ihn auch dazu gekriegt hätte, sich zu verkleiden. »Wie wär’s damit?« Ich zog einen Rock vor, aber er schüttelte den Kopf. »Nein? Wahrscheinlich nicht deine Farbe, was?«
    »Die Farbe ist mir schnuppe, ich zieh doch keinen Rock an, verdammt noch mal.«
    »Ich dachte, das würde dir gefallen.«
    »Bloß weil ich tanze, bin ich doch keine Schwuchtel, du Schwuchtel.«
    »Bloß weil ich von meiner Schwester das Kleid anhabe, bin ich noch lange keine, du Schwuchtel.« Das sagte ich bloß, um mich zu rechtfertigen, aber ehrlich gesagt, mach ich mir schon Gedanken. Ich meine, die Klamotten von meiner Schwester anziehen, das ist bloß ein Gag. Das heißt erst mal gar nichts. Andererseits… na ja. Ich mag Billy. Es gefällt mir, wenn er mir unter der alten Brücke seine Tanzschritte zeigt, wenn wir eigentlich Geländelauf machen müssten. Es gefällt mir, wenn er springt und sich dreht. Es gefällt mir, wenn er dicht neben mir sitzt und mir seine Geheimnisse erzählt und wir unsere kleinen Kabbeleien haben. Also, ich mach mir schon Gedanken. Aber das braucht er ja nun nicht zu wissen, oder?
    Ich hängte den Rock in den Schrank zurück und ging zum Frisiertisch meiner Mutter, wo sie ihr Schminkzeug hat, und legte ein bisschen Rouge auf die Wangen. Dabei ging’s mir eigentlich nur darum, ihn zu ärgern. »Was machst du denn jetzt?«, fragte Billy. »Ich probier nur mal.«
    »Meine Fresse.«
    Ich lächelte ihn im Spiegel an und er lächelte zurück. Es war nur ein Gag. Aber ich war doch ein bisschen enttäuscht, dass er nicht mitmachte.
    »Komm mal her, du.« Ich sprang auf und packte ihn und schob ihn rückwärts aufs Bett. »Lass mich!«
    »Halt still.«
    Er hielt still und ich legte ihm Lippenstift auf. Es war komisch – er saß vor mir, reckte sein Gesicht hoch, und ich malte ihm die Lippen an. Weißt du was? Das sah gut aus. Lippenstift verändert das Gesicht, wirklich wahr. Ich wundere mich, dass nicht mehr Männer Lippenstift tragen. Es ist ja heute total in, sich zu schminken. Er hatte hübsche Lippen, der Billy, einen schönen Bogen in der Oberlippe. Die Farbe passte auch zu ihm und überhaupt. »Kriegen wir keinen Ärger?«, fragte er. Er stand auf und blickte in den Spiegel. »Nee.«
    »He, Michael, guck mal!« Billy beugte sich vor und küsste den Spiegel. Auf dem Glas prangte ein wunderhübscher Kussmund. Er beugte sich noch einmal vor, um sich den Abdruck genauer anzugucken. »Wie ein Mädchenkuss«, sagte er.
    »Die Lippen von Jungen und Mädchen sehen gleich aus«, sagte ich.
    »Glaubst du wirklich?«
    Ich starrte den Kussmund an. Am liebsten hätte ich den Kuss geküsst, aber ich tat es nicht. »Nur wegen Lippenstift und so was sehen sie anders aus.«
    »Du bist verrückt. Und wenn wir erwischt werden?«
    »Sei nicht blöd. Mein Dad macht das andauernd.« Das stimmt. Na ja, nicht andauernd, aber ich habe gesehen, wie er sich geschminkt hat und Mams Klamotten angezogen hat und so. Es war niemand sonst im Haus gewesen, und er hatte gedacht, ich wäre auch weg. Das hat er bestimmt nur für sich gemacht, denke ich mal. Und wenn er das einmal getan hat, denke ich mal, wird er das andauernd machen. »Echt wahr?« Billy staunte.
    »Andauernd«, sagte ich zu ihm. Ich wollte ihm bloß klar machen, dass das vollkommen normal war. Ich wette, das machen alle, wenn sie denken, niemand guckt zu. Es macht Spaß.
    Billy setzte sich an den Frisiertisch und betrachtete sich im Spiegel.
    »Michael, was ist besser: Balletttänzer oder Bergmann?«, fragte er.
    Das war eine schwierige Frage. »Weiß nich«, erwiderte ich.
    »Das ist weil… in ein paar Wochen soll ich in Newcastle vortanzen.«
    »Wofür?«
    »Um

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