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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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erzählen. Manchmal vergesse ich, dass sie tot ist. Ich gehe in die Kühe oder in eines der anderen Zimmer und denke, sie ist bloß einkaufen oder sie ist nebenan bei meiner Nan, oder einmal habe ich sogar gedacht, sie ist gerade auf der anderen Seite vom Tisch und bückt sich nach irgendwas, was auf den Boden gefallen war. Aber sie richtet sich nie auf, und sie kommt nie vom Einkaufen zurück, und wenn ich nach nebenan gehe, dann ist Nan alleine. Ist eigentlich unmöglich, dass meine Mam nicht mehr da ist. Vielleicht ist es das, was sie in ihrem Brief meint, wenn sie schreibt, für mich ist sie immer da, auch wenn sie tot ist. Vielleicht ist sie wirklich die ganze Zeit da und ich kann sie bloß nicht sehen. Aber Debbie erzählte ich nichts davon. »Also hat deine Mam überhaupt keinen Sex, ja?«, fragte ich. »Nein. Sie ist unausgefüllt. Deshalb tanzt sie.« Ich dachte, ich höre nicht richtig. Ich sagte: »Du meinst, sie macht Tanzunterricht statt Sex? Deine Familie ist verrückt.« Ich habe immer gedacht, wenn man zur Mittelschicht gehörte und eine Mam und einen Dad hatte, dann wäre alles normal, und so. Aber jetzt war ich bei Mittelschichtsleuten zu Hause, und alles war total verdreht. »Nein, ist sie nicht«, sagte Debbie. Sie legte ihre Puppe zur Seite und rutschte dichter an mich heran. Sie war mir so nah, dass wir uns fast berührten, und das war mir unangenehm. Ich rückte vorsichtig ab. »Ist sie wohl«, sagte ich. »Ihr habt alle einen Knacks.« Sie schob sich noch dichter heran, also schlug ich ihr mit dem Kissen auf den Kopf. Sie duckte sich und packte ein anderes Kissen und sofort war die größte Kissenschlacht im Gange. Wir pfefferten uns die Kissen um die Ohren. Ich schlug aber nicht sehr doll zu. Sie war bloß ein Mädchen, ich wollte ihr nicht wehtun. Ich schob sie weg von mir, hielt sie mit einer Hand am Handgelenk fest und haute ihr mit der anderen ein Kissen um die Ohren, und dann kletterte ich auf sie rauf und setzte mich auf ihre Beine. Sie quiekte und kicherte. Und dann, während ich mich bemühte, ihre Hände zu erwischen, streifte meine Hand über ihren Oberkörper, und ich spürte ihre Titten. Ich hatte noch gar nicht bemerkt, dass sie Titten hatte, sie waren noch ganz klein. Es war ein kleiner Schock. Ich hörte auf und sie hörte auf und wir schauten uns an. Plötzlich war es ein komisches Gefühl, auf ihr draufzusitzen. Sie streckte den Arm aus und streichelte mein Gesicht. Das fühlte sich schön an, sie war ganz sanft, aber peinlich war es auch, weil – na ja – mein Pimmel steif wurde.
    Ich stieg runter.
    »Siehst du. Du hast doch einen Knacks, eh«, sagte ich zu ihr.
    Sie setzte sich auf und guckte woanders hin. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Federn flogen herum, die aus den Kissen gefallen waren. Ich wedelte sie Debbie zu, sodass sie auf ihrem Pullover landeten, und sie pflückte sie einzeln ab.
    »Debbie, Billy muss jetzt nach Hause.« Das war die Miss, unten an der Treppe. Ich sprang auf. Was würde sie sagen, wenn sie wusste, dass ich die Titten von ihrer Tochter angefasst habe, in ihrem Schlafzimmer? Auch wenn ich es gar nicht gewollt habe. »Komm, Billy, ich fahr dich bis an die Ecke.«
    »Bis dann, Debbie.«
    »Tschüss, Billy.«
    Sie hatte die Hände auf dem Schoß liegen und sah mich nicht an, als ich aus der Tür ging.
    Die Miss fuhr mich bis zu unserer Straße. Sie hätte mich auch ganz nach Hause gebracht, aber ich wollte nicht in ihrem Auto gesehen werden. Sie bog auf ein leeres Grundstück ab und hielt an.
    »Da sind wir«, sagte sie. Aber ich rührte mich nicht. Ich blieb einfach noch ein bisschen sitzen. Wir hatten noch nicht geredet, nicht richtig jedenfalls. Sie stellte den Motor ab, seufzte und nahm sich eine Zigarette. »Das wird dir seltsam vorkommen, Billy«, sagte sie. »Aber ich habe an ein Vortanzen bei der Königlichen Ballettschule gedacht.«
    Ich dachte, meine Fresse, ist die scharf aufs Tanzen. Ich dachte – ich weiß, das ist blöde, aber es war ja kurz nach dem Gespräch mit Debbie –, ich dachte, auf so eine blöde Idee konnte sie nur kommen, weil sie keinen Sex hatte.
    »Sind Sie dafür nicht ein bisschen zu alt, Miss?«, fragte ich.
    Sie schnaubte. »Ich doch nicht, Billy. Du sollst tanzen. Ich bin die Lehrerin. Meine Güte!« Sie verdrehte die Augen. »Du könntest in Newcastle zeigen, was du kannst«, sagte sie und warf mir einen langen Blick zu. Ballettschule? Ich? Aber das wäre ja… was ganz anderes. Ich meine, es war ein Hobby,

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