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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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über ihre Nase, und ich wusste, dass sie weinte. Oh, Jesus, ich hätte den Brief nicht mitbringen sollen. Das wird jetzt bestimmt alles total schmalzig.
    »Sie muss eine sehr, sehr besondere Frau gewesen sein, Billy«, sagte sie schließlich. »Nee, sie war einfach meine Mam«, sagte ich. Dann fing sie an, mir Fragen über Mam zu stellen – was sie gerne gehabt hatte, was sie froh gemacht hatte, was sie traurig gemacht hatte. Ich wollte ihr lieber von der Kassette erzählen. Die Musik war mir wichtig. Schließlich schaffte ich es, indem ich sagte: »Mam mochte auch Musik. Sie spielte Klavier. Sie mochte Rock ‘n’ Roll. Sie hat Tony immer gebeten, diese Kassette hier zu spielen.« Also legte die Miss die Kassette ein, und wir setzten uns beide auf den Rand des Boxrings und hörten zu. I like to boogie, sang Marc Bolan. Jitterbug boogie. I like to boogie. On a Saturday night!
    »Fröhliche Musik«, sagte die Miss. »Geht in die Füße.«
    »Tanzmusik«, erklärte ich ihr. »Und das gefiel deiner Mam, sagst du?«
    »Ja.«
    »Sie war gerne fröhlich. War sie freundlich?«
    »Natürlich war sie das. Sie war manchmal ein bisschen gestresst, weiter nichts.«
    »Sind wir doch alle. Also. Fröhlich, freundlich, gestresst. Und was in die Füße geht. Das ist unser Tanz, Billy. Gut, fangen wir an. Lass die Kassette noch mal laufen.« Wir hatten einen Spaß an dem Tag! Wir hüpften und sprangen und rannten im Kreis herum. Sie ließ mich jeden Scheiß machen. Vorher hat sie mich nie rumalbern lassen, da musste immer alles genau so gemacht werden, wie sie es sagte, ganz genau so. Und jetzt blödelten wir plötzlich herum. Ich musste ihr zeigen, wie der bekloppte Tanz ging, den Mam gemacht hat, um uns zum Lachen zu bringen. Ich musste zeigen, wie sich Mam bewegt hat, wenn sie mit Nan Ballett getanzt hat. Ich musste ihr zeigen, wie Mam war, wenn sie böse war, und wie sie beim Lachen den Kopf in den Nacken gelegt hat. Das war wirklich total clever von der Miss. Sie sammelte diese verschiedenen Bewegungen und hängte sie aneinander. Es war sogar ein klein bisschen Fußball dabei – und das war dann unser Tanz!
    »Jetzt hör zu, Billy«, erklärte sie mir. »Wenn man tot ist, ist man tot, und das war’s. Aber ich möchte, dass du dir vorstellst, einfach nur vorstellst, also, dass du deine Mutter ins Leben zurücktanzt. Und am Schluss wirst du die größte, schnellste und höchste Drehung machen, die man je zu sehen bekommen hat, und wenn du diese Drehung machst, wirst du so schnell herumwirbeln, dass du aus den Augenwinkeln sehen wirst, wie deine Mam in die Hände klatscht und vor Aufregung vom Stuhl springt – genau so, wie du es mir eben gezeigt hast. Ja?«
    »Ja!«, sagte ich. Eigentlich fand ich, dass das ein bisschen zu weit ging. Mir zu sagen, ich soll meine Mam ins Leben zurücktanzen. Ich kann mir vorstellen, was Tony sagen würde, wenn er das erfahren würde, der würde der Miss dafür bestimmt eine knallen wollen. Aber sie ist wirklich clever, die Miss. Es funktionierte. Ich dachte an Mam und daran, so gut zu tanzen, dass sie aufspringen und klatschen würde – und es klappte. Obwohl ich echt fand, dass die Miss ein bisschen zu weit ging. Ich hatte gewusst, dass sie sich Mam krallen würde, aber schmalzig wurde sie kein bisschen, und das war Klasse. Eins muss man der Miss lassen, schmalzig war sie wirklich nicht. Der Tanz war richtig fröhlich. Er gab ein gutes Gefühl. Er ging in die Beine.
     
    I love to boogie.
    Jitterbug boogie.
    I love to boogie
    On a Saturday night!
     
    »Gut Nacht! Und Schluss!«
     
     
    Zu Hause ging es genau anders lang. Und nicht bloß zu Hause. Die ganze verdammte Stadt war unter Belagerung. Man hätte denken können, mein Vater und Tony und die anderen wollten das Parlament angreifen. Dabei war es nur ein Streik. Überall war Polizei.
    Als es losging, waren sie nur unten an der Zeche. Zuerst waren die Polizisten okay, sie quatschten mit den Kumpels, es ging einigermaßen freundlich zu. Aber dann kamen Kumpels von anderen Zechen und gingen bei uns auf Streikposten, und da ging’s los. Straßenabsperrungen und alles. Die Bullen waren überall. Zogen in kleinen Trupps rum. Auf Pferden. In Autos. Auf Motorrädern. Durch unsere ganze Stadt.
    Genützt hat ihnen das nicht viel, denn wir kreisten sie ein. Die Bergleute fanden immer einen Weg zur Zeche, um gegen die Streikbrecher vorzugehen, auch wenn sich die Polizei noch so sehr bemühte, sie aufzuhalten. Die Kumpels versteckten sich in

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