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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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auf eine Ballettschule zu kommen.«
    »Eine Ballettschule? In Newcastle?«
    »In Newcastle soll ich vortanzen. Die Schule ist in London.«
    »Müsstest du deinen Tony und die alle mitnehmen?«
    »Nein, ich müsste alleine gehen.«
    »He, das ist heftig. Kannst du nicht hier Balletttänzer werden?«
    »Haste ‘ne Macke?«
    Ah ja. Ballett in Newcastle. Was soll denn da rauskommen. Als er damals mit dem Tanzen angefangen hat, da hat er mich gefragt, ob ich mitmache, aber ich habe gesagt, auf keinen Fall. Auf keinen Fall! Könntest du dir das vorstellen? Aber man muss ihn schon bewundern. In der Schule wird er andauernd gehänselt und so. Die anderen hacken auf ihm rum. Aber er hat nie Angst vor einem Kampf gehabt, unser Billy. Na ja, wenn, dann wäre er auch nie beim Ballett geblieben, oder? Denn dass er sich deswegen ein paar einfangen würde, war klar. Hier in der Gegend ist das garantiert die schnellste Art, um was auf die Fresse zu kriegen, würde ich mal annehmen. Guck mich an. Ich würde eine Meile weit rennen, um nicht kämpfen zu müssen, das ist doch reine Zeitverschwendung. Aber die Leute hacken trotzdem auf mir rum. Wenn es was gäbe, was ich aufgeben könnte, damit die Leute nicht mehr auf mir rumhacken, würde ich es aufgeben. Aber da gibt’s nichts. Du kannst nicht aufgeben, du selbst zu sein. Mein Dad sagt immer, ich bin anders und darauf sollte ich stolz sein, aber hier bei uns ist das keine so tolle Sache, anders zu sein. Das ist ein scheiß Problem. Im Kindergarten haben sie auf mir rumgehackt. In der Grundschule haben sie auf mir rumgehackt. Bald gehen wir auf die Oberschule, und dort werden sie auch auf mir rumhacken und alles, jede Wette. Aber Billy war immer ein guter Freund. Der hat sich nie dran gestört, dass ich anders war. Ich weiß nicht warum, ich habe immer gedacht, er selber wäre kein bisschen anders, er schien immer ganz genauso wie alle anderen zu sein, außer, dass er sich für mich eingesetzt hat, statt auf mir rumzuhacken. Ich habe immer gedacht, er hätte mit jedem von denen klarkommen können, aber aus irgendeinem Grund ist er bei mir hängen geblieben, irgendwie aus Zufall. So als wäre er mein Freund geworden, bevor er wusste, wie seltsam ich bin, und dann ist er eben einfach dabeigeblieben. Ich habe immer Schiss gehabt, dass er eines Tages feststellen würde, dass mit mir was nicht stimmt, und er würde mich fallen lassen, aber das hat er nie getan. Und dann hat er mit Ballett angefangen, und danach war er für die anderen genauso seltsam wie ich, und ich habe mir keine Gedanken mehr gemacht. Und jetzt wollte er nach London gehen und Balletttänzer werden.
    »Und wann gehst du?«, fragte ich ihn. »Weiß nich, ich bin ja noch nicht mal angenommen. Vielleicht nie.«
    Ich dachte darüber nach. »Und was sagt dein Dad dazu?«
    »Der weiß nichts.«
    »Willst du es ihm nicht sagen?«
    »Jetzt noch nicht. Der dreht doch total durch.«
    »Nein, tut der nicht, er wird sich freuen, weil er dann dein Zimmer vermieten kann«, sagte ich zu ihm. Ich machte bloß Quatsch, aber Billy ging das echt unter die Haut.
    »Sag nicht so was«, erwiderte er. »Außerdem«, fügte er hinzu, »er könnte es gar nicht vermieten – was ist dann mit unserem Tony? Ist doch sein Zimmer und alles.« Ich schlenderte zurück zum Schrank und suchte einen anderen Rock. Eigentlich wollte ich keinen Rock, sondern nur mein Gesicht verbergen. Ich war fassungslos. Am liebsten hätte ich gesagt: »Geh nicht, Billy, dann bin ich ganz alleine.«
    »Was hältst du davon?«, fragte er mich. »Ich denke, du solltest die Finger davon lassen«, erklärte ich.
    »Warum?«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Weil, du würdest mir fehlen«, sagte ich.
    »Mensch, Michael, was soll der Scheiß!«
    »Aber es ist die Wahrheit«, erklärte ich. Ich war ihm keine große Hilfe, echt nicht. Wahrscheinlich wollte er meinen Rat. Ich war egoistisch, aber was weiß denn ich schon von London und von der Ballettschule und dem allen? Ich weiß überhaupt nichts. Aber ich wusste, dass er mir fehlen würde, wenn er wegging. Ich fühlte mich jetzt schon ganz einsam.
    Billy wischte sich den Lippenstift ab. Er wollte, dass ich mit rauskam, um ein bisschen Zeit zu vertrödeln, aber ich hatte keine Lust. Ich dachte nur, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Wenn Billy abhaut, mit wem kann ich dann reden? Und wer wird schon mit mir reden wollen? Wie üblich tat ich ihm dann wohl Leid, denn er sagte: »Pass auf, ich zeig dir, wie’s geht.« Er schob den Stuhl

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