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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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zur Seite, um sich neben dem Bett ein bisschen Platz zu schaffen, und fing an, die einzelnen Positionen durchzugehen. »Na los«, sagte er, »du auch. In die Knie. Plié. So.«
    »Was ist das ›Pliejeh‹?«
    »Das ist Französisch.«
    »Warum ist das Französisch?«
    »Verdammt, woher soll ich denn das wissen! Guck, so. Langer Hals. Wie eine Prinzessin, du Schwuchtel.« Er zeigte mir die Bewegungen und ich machte nach, was er mir zeigte. Ich bin nicht für so was geschaffen, aber es machte mir Spaß, ihm zuzugucken. Er hatte die Augen halb geschlossen und er schien zu vergessen, dass ich ein Kleid trug und so tat, als wäre ich ein Mädchen. Er ging einfach die einzelnen Positionen durch, eine nach der anderen, und murmelte »auf und rum und eins und zwei« vor sich hin. Er sah wirklich wunderschön aus, so versunken in seine kleine Welt. Dann sprang er hoch und machte seine Drehung wie ein ganz Großer. Ich hätte schreien können.
    »Verdammte Scheiße!«, brüllte er, und er drehte sich so schnell um sich selbst, dass sich mir fast der Kopf abdrehte.
    »Boah!«, sagte ich und er grinste mich an. »Wie findest du das, na?«, sagte er. »Wie findest du das? Das ist Tanzen, was?«

Billy
     
     
     
    Alles geschah auf einmal. Bis zur Aufnahmeprüfung waren es nur noch zwei Wochen. Wir übten wie die Irren. Da waren die Dinge, die ich hatte mitbringen sollen – etwas Persönliches sollte es sein. Ich hatte mir noch nie einen Tanz ausgedacht, ich hatte keine Ahnung – wie fängt man so was an? Ich nahm einfach mit, was ich fand und so. Ein Hemd von Newcastle United, einen Fußball – ich dachte, vielleicht kann ich damit was machen – was weiß ich, ihn herumkicken oder so. Warum sollte das nicht Teil eines Tanzes sein. Dann eine Kassette: »I like to Boogie« von T. Rex. Sie gehört unserem Tony. Ich hoffte, die Miss könnte es für mich kopieren, denn Tony würde mich umbringen, wenn er dahinter kam. Ich hatte einfach das Gefühl, das wäre was, wonach man tanzen könnte. Und der Brief von meiner Mam.
    Ich weiß nicht, warum ich den Brief von Mam mitgenommen habe. Doch, ich weiß es – weil die Miss gesagt hatte, ich soll was Persönliches mitbringen, und für mich gibt es nichts, was persönlicher wäre. Aber es kam mir komisch vor. Ich meine, das ging die Miss doch nichts an, oder? Das geht niemanden was an, nur mich. Aber vielleicht habe ich den Brief gerade deshalb mitgenommen.
    Am Montag traf ich die Miss im Saal neben dem Boxring, so wie wir es verabredet hatten, und sie guckte sich die Sachen an. Ich hatte ein bisschen Schiss, dass ich was Falsches mitgebracht hatte, aber sie sagte, solange die Sachen für mich etwas bedeuteten, wäre alles in Ordnung. Von der Idee mit dem Fußball hielt sie nicht viel. Sie rümpfte bloß die Nase und sagte: »Macht dir das Spaß, dem Ball hinterherzujagen? Wenn der nun in die falsche Richtung läuft. Da würdest du dir ganz schön blöd vorkommen, oder? Wie gut bist du am Ball?«
    »Nicht schlecht«, sagte ich, aber sie schob den Ball trotzdem zur Seite. Dann nahm sie den Brief in die Hand und guckte mich von der Seite an. Natürlich, sie stürzte sich auf den Brief. Ich hatte gewusst, dass sie das tun würde, verdammt noch mal. Und ich hatte Schiss. »Ich sollte ihn lesen, wenn ich achtzehn bin«, erklärte ich ihr, »aber ich habe ihn schon vorher aufgemacht.« Sie holte den Brief aus dem Umschlag und fing an zu lesen. »Lieber Billy.« Dann hörte sie auf und schaute mich noch einmal an. »Macht es dir was aus, wenn ich ihn laut lese?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
    »Ich weiß, dass ich für dich nur eine ferne Erinnerung bin. Was wahrscheinlich ganz gut ist. Es ist lange her. Und ich habe nicht erleben dürfen, wie du erwachsen geworden bist, wie du geweint und gelacht und gebrüllt hast…«
    Sie hielt inne und starrte mich an, sodass ich weitermachte.
    »… und wie ich dich ausgeschimpft habe«, sagte ich. »Aber du sollst wissen, dass ich immer bei dir war, bei allem, was du getan hast. Und das werde ich auch immer sein. Und ich bin stolz darauf, dich gekannt zu haben. Und ich bin stolz, dass du mein warst. Sei immer du selbst. Ich liebe dich für immer.«
    Ich brauchte nicht zu lesen, ich kannte den Brief auswendig. Die Miss schaute auf den Schluss, um zu sehen, ob das alles war, und las das letzte Wort. »Mam.«
    Sie schaute in die andere Richtung und atmete schwer. »Alles in Ordnung, Miss?«, fragte ich. Dann schniefte sie und wischte mit dem Ärmel

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