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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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Schulbussen und Lastwagen, die die Läden belieferten. Junge und Alte, alle möglichen Leute versammelten sich am Zecheneingang und riefen: »Wir kommen! Wir kommen! Wir kommen!«, und »Maggie Maggie Maggie – raus raus raus!« Tony war der Meinung, wir würden ja die Regierung stürzen, bloß wir hatten überhaupt kein Geld mehr. Die Leute schlugen alles, was brennbar war, kurz und klein, damit sie es warm hatten. Wir zerlegten unseren kleinen Holzschuppen im Hof, um wenigstens Feuerholz für den Kamin zu kriegen. Die Zentralheizung machten wir kaum noch an. Wir hatten – na ja, richtig Hunger hatte ich nie, aber ich hatte die Schnauze voll von Margarinebroten. Ich hätte mein Leben für eine Schinkenstulle gegeben. Es gab keine Extras, keine Süßigkeiten, kein Geld für gar nichts. Sie wollten uns aushungern, darum ging’s. Und uns Angst einjagen und alles, mit der Polizei. Es war unheimlich. Am meisten Angst hatte ich vor der berittenen Polizei. Die Pferde waren riesig, und die Polizisten hatten lange Knüppel, mit denen sie auf die Leute einschlugen. Einfach so. Galoppierten hinter einem Kumpel her und zack! Auf den Rücken oder auf den Kopf. Die haben geblutet und alles. Ich habe es gesehen. Wer gesehen hat, was ich gesehen habe, fragt nie wieder einen Polizisten nach der Uhrzeit.
    Was hat vier Beine und auf dem Rücken ein Arschloch? Ein Polizeipferd.
    Das hat mir unser Tony mal erzählt. In letzter Zeit war ich besser mit ihm ausgekommen, weil wir beide mit Dad nicht klar kamen. Ich war stinkig auf Dad, weil er mich nicht tanzen ließ. Tony war stinkig auf Dad, weil der ein blöder alter scheiß Kerl war, der keinen Saft mehr hatte. Hat Tony gesagt. Er brüllte Dad immer an. Dad reagierte meistens nicht, ließ ihn einfach reden. Dad tat mir Leid, denn es war nicht seine Schuld, dass die Zechen zeitweise geschlossen werden sollten. Aber Tony hatte Recht. Dad ist bloß ein blöder alter Knacker. In ‘ner Zeitschleife hängen geblieben.
    Doch als Tony zu weit ging, schlug Dad zurück. Es war mitten in der Nacht, etwa eine Woche vor dem Vortanzen. Ich wachte auf, weil Tony aufstand. »Was ist los? Wie spät ist es?«, fragte ich. »Schnauze, schlaf weiter«, sagte er. Er zog seine Jeans hoch und gab sich Mühe, kein Geräusch zu machen. Ich guckte auf die Uhr. Es war vier Uhr morgens. Was hatte er um diese Zeit vor?
    »Leg dich hin«, zischte er. Ich legte mich hin und drehte mich zur Seite. Er schlich auf Zehenspitzen hinaus. Ich lauschte. Ein paar Minuten später fing die Brüllerei an und ich stand auf, um zu sehen, was los war. Dad stand mit dem Rücken zur Hintertür. Vor ihm Tony, weiß wie die Wand. In der Hand einen verdammt großen Hammer.
    »Geh mir aus dem Weg«, sagte Tony. Er war irre wütend. »Leg den Hammer weg.«
    »Ich habe gesagt, geh mir aus dem Weg.«
    »Leg ihn weg.«
    Plötzlich drehte Tony durch. Er stürzte sich auf Dad und fuchtelte ihm mit dem Hammer vor der Nase rum. Ich dachte, er würde damit zuschlagen. »Nein!«, schrie ich, aber sie warfen mir kaum einen Blick zu.
    »Du willst bloß rumstehen und dich windelweich schlagen lassen, dass ist das Problem mit dir!«, brüllte Tony. Er schob sein Gesicht direkt an Dads heran. »Schön, aber einige von uns sind bereit, endlich mal zurückzuschlagen. Kann ja sein, dass du am Ende bist, aber ich fang gerade erst an, verdammt noch mal. Jetzt geh mir aus dem Weg!«
    Dad blieb stehen wie ein Felsen. »Im Knast nützt du uns überhaupt nichts«, sagte er.
    »Ich habe nicht die Absicht, erwischt zu werden.«
    »Was macht ihr da?«, schrie ich.
    »Los, ab ins Bett – alle beide!«, donnerte Dad. Tony trat einen Schritt zurück. Um ein Haar hätte er gehorcht wie ein kleines Kind. Aber dann besann er sich und hob den Hammer hoch. »Leck mich«, sagte er. »Leg den Hammer weg!«
    »Willst du mich zwingen?«
    »Ich warne dich.«
    »Du hast doch überhaupt nichts mehr drauf! Du bist fertig, oder nicht? Seit Mam tot ist, bist du nichts weiter als ein nutzloser alter Idiot. Halte mich doch auf! Was willst du denn machen, he?«
    Er wollte Dad zur Seite stoßen, aber Dad hatte genug. Plötzlich zog er seinen Arm zurück – so schnell, dass ich es kaum sah – und dann bums! hatte er Tony an der Schläfe getroffen. Tony fiel wie ein Baum. »Hör auf! Hör auf!«, kreischte ich. Dad wandte sich zu mir um. So einen Ausdruck habe ich bei ihm noch nie gesehen. Er war weiß und rot und seine Augen glänzten, als wäre er wahnsinnig geworden. »Was zum

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