Billy Elliot - I will dance
Teufel starrst du mich an!«, brüllte er. Ich zog mich zurück – ich hatte Angst, er würde auf mich losgehen. Noch nie sah ich ihn so wütend. Tony stand auf und taumelte auf Dad zu. Einen Augenblick lang dachte ich, er würde mit dem Hammer auf ihn losgehen, aber er drückte Dad bloß mit der Schulter zur Seite und stürzte aus der Tür.
»Du konzentrierst dich nicht, Billy! Billy! Kinn hoch!«
»Was?«
Das war die Miss. Ich hob meine Arme und hielt mein Kinn hoch und alles, aber ich sah nur Dad und Tony vor mir – den Hammer vor Dads Gesicht, Dads Gesicht, so weiß und so rot, Dads Faust, die Tony trifft, Tony, der umfällt.
Den ganzen Tag konnte ich nur daran denken.
»Billy!«
Dads Faust holt aus und bums!…
»Du konzentrierst dich nicht!«
»Doch, doch, Miss, ich konzentriere mich.«
»Du versuchst es nicht einmal.«
Es ging mir nicht aus dem Kopf. Der Hammer vor Dads Gesicht…
»Mach es noch mal!«
»Was?« Dads Faust – bum!
»Mach es noch mal!«
»Ich kann nicht.«
»Du machst das noch mal! Sofort machst du das noch mal.«
Ihr Gesicht rückte ganz nah an meins heran. Die Miss war genauso Scheiße wie die alle, sie spuckte mich regelrecht an, blies mir ihren ekelhaften Tabakrauch in die Augen.
»Ich habe gesagt, du sollst es noch mal machen.«
»Nein.«
»Was?« Sie trat einen Schritt zurück, als könnte sie nicht glauben, was sie eben gehört hatte. »Nein«, sagte ich wieder, und das war’s dann. Ich hatte genug. Immer und immer und immer wieder kommandierte sie mich rum, die verdammte alte Hexe. Ich rannte raus, in die Umkleideräume. Hatte ich nicht schon genug am Hals? Sie glaubte, mein ganzes Leben drehte sich nur um sie – tja, das tat es aber nicht. Ich rannte in eine Kabine und schlug die Tür zu. Manchmal, da… tja. Ich kriegte den Hammer nicht aus meinem Kopf. Wie auch. Dieser verdammte Hammer. Damit wollte er meinen Dad erschlagen. Mit einem scheiß Hammer! Was war bloß los? Und Dad, wie der zugeschlagen hat! Die kämpfen gegeneinander und machen alles kaputt. Wenn unsere Mam noch hier wäre, wäre alles anders. Sie hätte nie zugelassen, dass Dad und Tony so aufeinander losgehen. Seit sie gestorben ist, ist alles kaputtgegangen. Die Tür zur Umkleide ging auf. Diese alte Tür knarrte wie verrückt. Die Miss lief an den Kabinen vorbei. Sie konnte nicht sehen, in welcher ich war. Unter den Türen war ein Spalt, aber ich hatte die Füße auf der Bank, sodass sie mich nicht sehen konnte.
»Billy?«
Ich sagte nichts.
»Ich weiß, dass du hier bist, Billy. Billy, entschuldige bitte.«
Entschuldige, sagt sie. Wofür soll das gut sein? Ich hatte wirklich genug von ihr. Ich schlug die Tür auf und sprang aus der Kabine, auf die Miss zu, ganz plötzlich. Ich habe sie richtig erschreckt und alles.
»Für Sie ist alles prima, Sie müssen das ja auch nicht machen!«
Sie sah aus, als fürchtete sie sich. Ich war fast so groß wie sie. Nein, ich war sogar größer. »Ich weiß«, sagte sie. »Ich habe übertrieben.«
»Sie wissen doch überhaupt nichts, verdammt noch mal«, brüllte ich. »Sie in Ihrem schnieken Haus! Und Ihr Mann pisst sich ein! Sie sind genau wie alle anderen, Sie wollen mich bloß rumkommandieren.«
»Moment Mal, für wen mache ich das denn hier alles?«
»Ich will jedenfalls nicht zu ihrem bescheuerten scheiß Vortanzen. Das machen Sie doch bloß alles für sich selber…«
»Jetzt hör mal zu, Billy«, sagte sie, aber ich wollte nichts hören.
»Bloß weil Sie ‘ne Versagerin sind.«
»Untersteh dich, so mit mir zu reden!«
»Sie haben noch nicht mal eine richtige Ballettschule. Sie sind in einer blöden Turnhalle hängen geblieben, und auf mir hacken Sie rum, weil sie ihr eigenes scheiß Leben verwichst haben…«
Da schlug sie zu. Zack, richtig in die Fresse. Mit aller Kraft. Das tat verdammt weh. Ich war geschockt. Niemals hätte ich gedacht, dass sie so was tun würde. Sie hatte kein Recht dazu. Ich legte meine Hand auf mein Gesicht. Die Miss guckte auch ganz erschrocken. Ich machte einen Schritt zurück; sie machte einen Schritt vorwärts und streckte ihre Arme aus. »Billy, mein Lieber«, sagte sie. Eigentlich wollte ich wegrennen. Ich wollte durch die Tür rennen und nie wieder zurückkommen. Aber… Tja, es war nicht ihre Schuld, oder? Wenn ich nicht bei ihr blieb, was hätte ich dann gehabt? Ich wollte nicht mit Tanzen aufhören, also konnte ich nicht weg. Und weil ich nicht wegkonnte, fing ich an zu weinen. Die Miss machte
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