Billy Elliot - I will dance
hätte er über Nacht mehr als zehn Pfund abgenommen, völlig fertig. Ich glaube, er hatte eine Art Nervenzusammenbruch. Und Tony, na ja. Ich nehme an, der wusste, was er tat. Aber so richtig glücklich sah er dabei nicht aus.
»Du hast das doch schon mal gemacht«, sagte Jackie. »Ah ja, fürs Boxen oder Sport oder so. Aber Ballett?«
»Warum nicht fürs Ballett? Wenn er Talent hat.«
»Hat er das?«
»Ah ja, das hat er«, sagte Tony. »Wer sagt das?«
»Na, ich sage das.«
»Ich habe mit seiner Lehrerin gesprochen«, sagte Jackie. »Mrs Wilkinson.«
»Sie sagt, er ist gut genug. Sie sagt sogar, er wäre der Beste, den sie je gehabt hat.«
»Na, die sollte es wissen, sie macht das lange genug.«
»Dann glaube ich das.«
»Mann, Jackie, werden das auch andere Leute glauben?«
»Das will ich ja rauskriegen.«
Ich blickte zu Tony rüber. Er zuckte mit den Schultern. »Wir müssen es versuchen, Mann. Ist jedenfalls besser, als nichts zu tun.«
»Entschuldige bitte, Tony, dass ich das so sage, aber du machst nicht gerade einen sehr überzeugten Eindruck.« Er zuckte wieder mit den Schultern. Jackie schaute zu ihm rüber.
»Er soll seine Chance kriegen, weiter nichts«, sagte Tony. Ich trank mein Bier aus und Tony stand auf, um mir ein neues zu holen. Ich legte meine Hand auf seinen Ärmel. »Schon gut, Tony, du brauchst mich nicht zu bestechen«, sagte ich. Das war bloß ein Witz, aber er zischte mich geradezu an.
»Das ist keine Bestechung, Mann, das ist ein Bier.«
»Ah ja, und die Runde geht auf mich. In Ordnung?« Ich schüttelte meinen Kopf. »Jackie, ich hätte nie gedacht, du würdest mir erzählen, du willst deinen Sohn Balletttänzer werden lassen.«
»Tja, seine Mutter hätte das gewollt, George, also muss ich so denken wie sie, weil sie ja nicht mehr da ist.«
»Also, damit ist alles gesagt, oder?«, sagte Tony. Typisch Tony – ungeduldig wie eh und je.
»Gut. Okay dann.« Ich holte noch drei Bier und brachte sie an den Tisch. Wir saßen eine Weile und tranken. »Na ja, leicht wird es nicht werden, oder?«, sagte ich. »Die Leute haben kein Geld mehr, um ihre eigenen Wänster zu ernähren, mal ganz abgesehen…«
»Denkst du, ich weiß das nicht. Das ist für mich auch nicht leicht, George. Aber es ist so, wie unser Dad sagt.
Unsere Mam ist nicht mehr hier, also müssen wir tun, was sie getan hätte. Denkst du, sie hätte sich einfach hingesetzt und gesagt, nein Billy?«
Ich habe Sarah gekannt. Doch. Das war ein Argument. Keine andere Frau hat sich so für ihre Familie eingesetzt. »Nein, verdammt, hätte sie nicht«, sagte Tony. »Also. Wir müssen die Stelle von Mam übernehmen. Richtig, Dad?«
»Richtig.«
»Also dann.«
Tja, vielleicht. Und vielleicht hätte Sarah sogar eine Chance gehabt. »Okay dann. Das packen wir.«
»Gut so.«
Ich nickte, aber unter uns gesagt, ich dachte, die Chance, dass wir die Leute dazu kriegen würden, etwas von ihrem knappen Geld zu geben, um Billy Elliot auf die Ballettschule zu schicken, war so groß wie die, Margret Thatchers Schlüpfer auf einer Auktion versteigern zu können. Nachdem das nun geklärt war, konnte Tony gar nicht schnell genug verschwinden. Er kippte sein Bier runter, wischte sich den Mund ab und stand auf. »Bis dann, George. Ich geh in den Klub. Versammlung heute Nachmittag. Behalt Dad im Auge, ja?« Er deutete mit der Hand auf Jackies Kopf, als würde er mich drum bitten, auf sein Kind aufzupassen und nicht auf seinen Dad.
Ich nickte, und Tony machte sich davon. Jackie und ich blieben sitzen, tranken unser Bier aus und ich holte noch zwei. Dann wurde eine kleine Sause daraus. Die ging auf mich. Ich meine, wenn du einem Freund, der Probleme hat, nicht ein paar Bier ausgeben kannst, was taugst du dann? Ihm tat das gut. Entweder fünf Bier in der Glocke trinken oder ab zum Doktor und Tabletten schlucken, und ich weiß was mir lieber wäre. Wir waren schnell angesäuselt. Er erzählte mir, wie er Sarahs Ehering verpfändet hat, und ja, ich glaube, da habe ich dann verstanden, warum er das getan hatte, was er getan hatte. Denn Jackie und Sarah Elliot, das war eine richtige Liebesgeschichte. Die haben sich angehimmelt, die beiden. Wenn er ein paar getrunken hatte, hat er mir immer erzählt, er könnte nicht verstehen, dass jemand wie er bei jemandem wie ihr landen konnte, so glücklich war er. Oh, ich habe ihn beneidet. Ich wünschte, mir ginge das mit meiner Frau auch so. So.
Ich hatte noch was anderes im Sinn, was ich gerne
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