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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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zusammenbrechen. Aber dann würde es zu spät sein. Das Vortanzen wäre dann vorbei. Eine Woche Arbeit brauchte ich. Eine verdammte Lohntüte. Mehr nicht, will ich sagen – nichts für mich. Ich wollte, dass Billy seine Chance bekam, und ich wusste, dass mir das keiner abnehmen würde. Damit musste ich ganz alleine fertig werden.
     
     
    Es war ein Albtraum. Sich mit den anderen auf einem leeren Grundstück versammeln. Gary Stewart war da, das weiß ich noch. »Na, wer ist denn jetzt der große Mann?«, fragte er.
    Ich sagte nichts. Er hatte ja Recht. In den Bus steigen. Sie behandelten uns wie Dreck, riefen uns auf, einen nach dem anderen. Du, Name? Du, noch nicht gesehen zuvor. Endlich zur Besinnung gekommen, hat ja eine Weile gedauert. Durften nicht mal rauchen im Bus. Ah ja, vor Streikbrechern hat niemand Respekt, nicht mal die Bosse. Ich wusste, dass es sich rumsprechen würde. Jackie Elliot ist zum Streikbrecher geworden. Na ja, besser früher als später. Ich versteckte nicht mein Gesicht wie andere. Ich saß einfach da. Sollen sie mich sehen, dachte ich. Und ich wollte auch nicht erklären, warum. Ich wusste, was ich tat und warum ich es tat. Aber Angst hatte ich schon, das gebe ich gerne zu.
    Als wir der Zeche näher kamen, hörte ich das Gebrüll. Die Massen! Die Leute brüllten und schrien, die Polizisten klopften an ihre Schilde, die Männer riefen Sprechchöre.
    Unser Bus war der zweite. Ich sah, wie der erste langsamer wurde und von der Menge regelrecht verschluckt wurde. Die Männer drängten nach vorn, die Bullen hakten sich unter und drückten sie zurück. Der Lärm war ohrenbetäubend. Das hörte sich im Bus lauter an als draußen, wenn ich mitten zwischen den Leuten war. Geschosse zischten durch die Luft, Eier, Ziegelsteine flogen über die Köpfe der Bullen, krachten gegen die Drahtgitter vor den Busfenstern. Die Männer drängten vorwärts, versuchten, die Polizei gegen den Bus zu schieben, damit der anhalten musste. Dann waren wir dran.
    Mein Herz schlug wie eine Trommel. Ich guckte starr geradeaus, wollte nicht weggucken. Sollen sie mich sehen, dachte ich.
    Langsam rückte der Bus vor. Ein Meer von Gesichtern und Lärm um uns herum, es war grauenvoll. BUMM, BUMM, BUMM! Steine gegen das Gitter vor den Fenstern. Grauenvoll. Schreien und Brüllen. Dann kletterten ein paar Männer hoch und schafften es, das Gitter vom Fenster zu reißen – Gott allein weiß wie. Das Fenster war ungeschützt. Ein Riesenjubel. Sofort flogen noch mehr Steine und das Glas splitterte und rieselte auf uns. Die Leute, die auf der Seite saßen, standen auf und setzten sich auf die andere Seite. Inzwischen hatte der Bus angehalten und die Menge schaukelte ihn hin und her und mein Herz hüpfte, aber nicht aus Angst. Weißt du warum? Ich dachte: Gut. Weil, wenn sie den Bus umkippten und uns rauszogen und zu Tode trampelten, hätte ich nicht einfahren müssen. Ich hätte das nicht durchziehen müssen.
    Ich wollte, dass sie mich kriegen. Ich wollte, dass alle wussten, was ich tat. Die Polizei knüppelte, Männer stürzten. Der Bus kroch vorwärts.
    Ich wandte den Kopf zur Seite, um aus dem Fenster zu gucken, und wen sah ich da, wer erwiderte da meinen Blick? Unser Tony. Dort draußen. Auge in Auge. Der Bus fuhr weg, durch das Tor. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich zu Stein erstarrt. Ich hatte gedacht, es wäre mir egal, wer mich sieht, aber als Tony mich im Bus durchs Tor zur Zeche fahren sah, dachte ich, ich müsste vor Scham sterben.

Tony
     
     
     
    Ich schrie: »Dad, Dad!« Der Bus fuhr weiter und durch das Tor. Für einen Moment wünschte ich, ich hätte meinen Mund gehalten. Ich blickte nach rechts und links, um zu sehen, wer ihn noch gesehen hatte. Aber dann, egal. Was Dad für ein Gesicht gemacht hatte. Noch nie hat Dad mich so angesehen. Er sah aus wie… wie ein Kind, das gleich in Tränen ausbricht. Als würde er sterben. Ich musste zu ihm, alles andere war egal. Ich wühlte mich durch die Menge und rannte zum Stacheldraht, und ich dachte überhaupt nicht daran, was für ein mieser Verräter mein Dad war, ich glaubte – nein, ich wusste –, dass er in der Scheiße stecken musste. Ich hatte Angst um ihn. Ich rannte am Zaun lang. Ich sah, wie die Streikbrecher aus dem Bus stiegen, ich hatte gehofft, ich hätte nur geträumt, aber da war mein Dad dabei. Ich brüllte: »Dad! Was tust du da, verdammt noch mal! Dad, komm zurück, Dad!« Er hörte mich, schaute zu mir rüber. Der Wachmann wollte die Streikbrecher

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