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Bin ich hier der Depp

Bin ich hier der Depp

Titel: Bin ich hier der Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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sondern sich berufen kann auf ein Gesetz.
    Legen Sie sich innere Gesetze für Ihren Arbeitsalltag zu (siehe Punkt 3)! Klären Sie in Ihrem Selbst-Vertrag: Was ist mir im Leben am wichtigsten? Welche Werte haben an der Kreuzung Vorfahrt? Wie weit lasse ich die Arbeit in mein Leben dringen? Spielen Sie Forderungen Ihrer Firma und Ihres Chefs in Gedanken durch, und finden Sie Antworten, die sich für Sie gut anfühlen.
    Dann sind Sie innerlich klar und können Ihr Nein aussprechen wie der Polizist – ohne den Hauch eines Zweifels.
    2. Nehmen Sie sich Zeit, ehe Sie antworten
    Gab es schon Situationen, in denen Sie einer Forderung Ihrer Firma zugestimmt, sich aber danach geärgert haben? Wie kam es, dass Sie »Ja« und nicht »Nein« gesagt haben? Ich vermute, das lief ähnlich ab wie in einem Fall, den mir die Assistenzärztin eines Krankenhauses geschildert hat:
    Es war Mittwoch. Sie hatte ihr Wochenende schon verplant. Da kam der Oberarzt gelaufen und sagte: »Ich bin in großen Schwierigkeiten! Ihre Kollegin hat sich krankgemeldet, und jetzt brauche ich jemanden für den Wochenenddienst. Ich weiß, Sie waren gerade letztes Wochenende dran. Aber ich weiß auch, dass ich mich auf Sie verlassen kann – deshalb möchte ich Sie bitten …«
    Was jetzt passierte, beschreibt sie so: »In Sekundenbruchteilen schwirrten Gedanken durch meinen Kopf. Ich dachte: ›Nein, bloß nicht!‹ Ich dachte: ›Geht nicht, ich bin verabredet!‹ Ich dachte: ›Auf keinen Fall, ich muss mich erholen.‹ Und auf einmal merkte ich, wie mein Mund sich öffnete und sagte: ›Ja, wenn es sein muss.‹ Ich habe mich tagelang über meine Antwort geärgert.«
    Einfaches Gegenmittel: Lassen Sie sich nie überrumpeln! Wenn Sie spüren, dass Sie zu innerer Klarheit spontan nicht fähig sind, sollten Sie sagen: »Ich habe Ihr Anliegen aufgenommen. Darf ich gleich noch einmal auf Sie zukommen?«
    Beim griechischen Philosophen Pythagoras von Samos heißt es: »Die kürzesten Wörter, nämlich ja und nein, erfordern das meiste Nachdenken.« Nehmen Sie sich Zeit, um herauszufinden, was Sie wirklich wollen. Handeln Sie wie der Zöllner, der einen Verdächtigen gründlich prüft, statt ihn einfach durchzuwinken! Was spräche für ein »Nein«? Wie ist es Ihnen mit früheren Entscheidungen ergangen? Was haben Sie daraus gelernt? Welche Antwort wäre die, mit der Sie am selben Abend am besten einschlafen könnten? Und was lässt sich aus Ihrem Selbst-Vertrag ableiten?
    Nach dieser Abwägung sind Sie zu einer Antwort fähig, die nicht auf Reflex, sondern auf Reflexion beruht. Solche Antworten sind stimmig. Hätte die Assistenzärztin sich diese Zeit genommen: Mit Sicherheit wäre ihr ein klares »Nein« gelungen.
    3. Berufen Sie sich auf Prinzipien
    Angenommen, die Assistenzärztin hätte gesagt: »Dieses Wochenende geht es nicht, weil ich verabredet bin!« Dann hätte der Oberarzt antworten können: »Ist es nicht möglich, dass Sie Ihre Verabredung verschieben?« Oder er hätte gesagt: »Ich weiß, das ist hart in unserem Beruf! Ich musste auch gerade eine Verabredung absagen!« Wer Gründe für sein »Nein« benennt, läuft immer Gefahr, dass diese Gründe angefochten werden.
    Manchmal ist es klüger, eine Antwort auf Prinzipien zu stellen (wie der Polizist seine Aussage über die rote Ampel). Zum Beispiel hätte die Assistenzärztin antworten können:
    »Nein! Ich mache grundsätzlich keine zwei Wochenenddienste nacheinander.«
    »Warum?«, hätte der Oberarzt gefragt.
    »Das habe ich mit mir selbst vereinbart – und daran halte ich mich.«
    »Aber es ist doch nur eine Ausnahme!«
    »Ich habe mir Regeln aufgestellt, um solche Ausnahmen zu vermeiden.«
    Und was sagt der Oberarzt jetzt? Wie will er die Ärztin überreden? Sie beruft sich auf ein inneres Gesetz. Der Zweck eines solchen Gesetzes ist es, Einzelfälle zu regeln – der Zweck eines Einzelfalls kann es aber nicht sein, ein Gesetz zu verändern. Prinzipien machen Menschen stark. Das wird der Oberarzt spüren.
    Probieren Sie es aus: Wann immer Sie Prinzipien haben (die sich natürlich mit Ihrem Arbeitsvertrag decken müssen) und sich hartnäckig auf sie berufen, sind Sie vor Überforderungen bestens geschützt!
    4. Decken Sie Manipulationsversuche mit Humor auf
    Warum sagt der Oberarzt: »Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann.«? Weil er die Assistenzärztin emotional erpressen will! Seine positive Erwartung soll für sie zur Hypothek werden, rückzahlbar durch unbegrenzte Leistung. Er

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