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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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mir wissen, was ich mit einem Nicken beantworte und darauf hinweise, schließlich kein Baby stillen zu müssen. Das gefällt den Männern. Piets Lachen schallt durch das ganze Café, dann ringt er mir einen High-Five ab, den ich unter den kritischen Blicken einiger stillender Mütter nur zögerlich erwidere. Auch Dieter grunzt laut, dann bestellt er sich eine kleine Fanta.
    »Aber ohne Eis!«, fügt er hinzu.
    »Sorry, aber das haben wir nicht«, entschuldigt sich die Kellnerin und zählt alternativ Bionade, naturtrübe Apfelschorle und Rhabarberschorle auf.
    »Dann nehm ich einen Becher Kakao«, unterbricht er sie, »aber nur lauwarm. Sonst krieg ich Bauchschmerzen.«
    Piet, der aus meiner Perspektive hinter Dieter sitzt, wird knallrot und hält sich die Hand vor den Mund, beruhigt sich aber schnell wieder. Dann unterhalten sich Betty und Sarah aus gegebenem Anlass über Brustwarzenentzündungen, wobei Betty einen heißen Tipp für meine Freundin hat. »Calendula D24«, erklärt sie und kramt eine weiße Tube aus der Tasche.
    Jetzt ist es Dieter, der sich schlapp lacht. »Ihr glaubt doch nicht etwa an Homöopathie?«
    Stille kehrt in unserer kleinen Gruppe ein. Vor nicht allzu langer Zeit haben Sarah und ich eine solch medizinische Debatte zwischen zwei befreundeten Pärchen mitbekommen und halten uns daher besser raus.
    »Das hat nichts mit Glauben zu tun«, verteidigt sich Betty. Piet pflichtet ihr bei und erwähnt seine erfolgreiche Globulitherapie beim Burn-out. Außerdem, fügt er hinzu, müsse man ja nicht gleich jede Kleinigkeit mit schweren Medikamenten angehen, sondern könne einfach mal auf die Kraft der Natur vertrauen.
    »Moment mal«, entgegnet Dieter, »Phytomedizin, also die Nutzung der Heilkraft von Pflanzen, und Homöopathie sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.«
    Weil die beiden Rockabillys nun gemeinsam und lautstark auf ihn einreden, schließt Dieter die Augen und schweigt. Als sich Betty und Piet beruhigt haben, will er von ihnen wissen, ob sie eine Ahnung davon hätten, auf welchen Prinzipien das Geschäft mit den Zuckerkügelchen beruhe – darauf findet jedoch keiner von beiden eine Antwort.
    »Nun gut«, beginnt Dieter und erzählt die Geschichte des Arztes Samuel Hahnemann, der im 18. Jahrhundert eine Alternative zu damals gängigen Methoden wie Aderlässen und Holzhammerbetäubungen entwickeln wollte, wobei die Homöopathie entstanden ist. »Hahnemanns Glaube beruht auf drei Grundsätzen: Gleiches mit Gleichem heilen, weniger ist mehr und, am wichtigsten: Wasser hat ein Gedächtnis.«
    Um also beispielsweise Kopfschmerzen zu heilen, führt Dieter weiter aus, werde eine extrem verdünnte Lösung dessen verabreicht, was beim Patienten Kopfschmerzen verursache, und dies würde nach Hahnemann deshalb funktionieren, weil sich das Wasser, in dem das Mittel aufgelöst werde, die feinstoffliche Struktur des Wirkstoffes merke.
    »Nach dieser unlogischen Herangehensweise müsste entkoffeinierter Kaffee euch um ein Vielfaches stärker aufputschen als das, was Philipp und Piet gerade trinken«, schließt Dieter.
    Der Buchstabe D, erklärt er weiter und nimmt Betty die Tube aus der Hand, stehe im Falle der von ihr empfohlenen Salbe für eine Verdünnung im Verhältnis von eins zu zehn, wobei die Zahl 24 in der Potenz an die zehn gehängt werde.
    »Kapier ich nicht«, gibt Betty zu und schüttelt den Kopf.
    Dieter schaut sich kurz um, springt auf und schleppt eine Spielzeugtafel an, die in der Ecke des Cafés steht. Darauf schreibt er mit blauer Kreide eine Null, dahinter ein Komma gefolgt von vierundzwanzig weiteren Nullen. »So viel Gramm Wirkstoff befindet sich in deiner Salbe«, schließt er seine Lektion ab, als er hinter den Rattenschwanz voller Nullen noch eine Eins schreibt. »Rein rechnerisch ist das so, als würdest du eine Ringelblume – denn nichts anderes ist Calendula – in die Ostsee schmeißen, dann an die Westküste der USA fliegen und in der Bucht von San Francisco ein Fläschchen Wasser entnehmen, das du dir dann auf die Brustwarze tröpfelst.«
    »Jetzt reicht’s aber!«, empört sich Piet. »Woher willst du das denn alles wissen?«
    »Ich hab mich eben informiert. Bevor ich meiner Tochter irgendwelche Kügelchen gebe, will ich doch wissen, was da genau drin ist.« Dann erklärt uns Dieter, dass der Wirkstoffgehalt in homöopathischen Mitteln so gering sei, dass sich darin kein Element mehr nachweisen lassen könne. Auf Bettys Frage, warum die Kügelchen dann helfen

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