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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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die
Riesen-Toblerone nicht zerbrochen wäre, als ich hoch zur Beule gestürmt war,
hätte ich ihr die geschenkt - obwohl sie mich nach der Geschichte, die ich ihr
am Strand erzählt hatte, vielleicht für einen kleinen Geizhals halten würde,
weil ich bei dem Job natürlich gratis drankommen würde. Und ein Geizhals bin
ich wirklich nicht, nie gewesen, nicht mal bei Audrey. Erst recht nicht bei
Carol. Reitstunden, Kickboxen, Kleinkalibergewehrschießen, das kleine Mädchen
hatte alles, was sein Herz begehrte. Vielleicht würde ich doch ein paar Pralinen
besorgen, ein paar Blumen ins Gästezimmer stellen, nur für den Fall, dass sie
über Nacht bleiben, aber nicht beim ersten Date schon bis zum Letzten gehen
wollte. Manche Frauen sind nämlich so. Und wenn sie eine von denen war, na
und? Ich konnte warten. Sie würde herkommen. Das war die Hauptsache. Das war der
Anfang. Ich wusste es. Wusste es einfach.
    Gute Nacht hatte ich gesagt, und ich konnte es wirklich
kaum erwarten, dass der Tag zu Ende ging und der neue begann. Ich war erschöpft
und beschwingt zugleich. Carol und ich gingen auf ein frühes Abendessen ins
Spread, aber als wir zurückkamen, hatte ich das Gefühl, es wäre halb zwei in
der Nacht statt Viertel vor neun, so müde war ich. Ich sah noch kurz am Teich
nach dem Rechten und legte mich dann schlafen. Bei Michaela brannte Licht, sie
hatte die Hintertür höchstwahrscheinlich nicht abgeschlossen, aber ich würde
jetzt nicht rübergehen, nicht in meinem Zustand. Am nächsten Abend um sechs
würde Emily kommen. Am Morgen wartete Arbeit auf mich.
    In der Nacht hatte ich einen Traum, der mich bis heute
verfolgt. Wir sitzen in dem Schwanentretboot, Emily und ich. Ich habe einen von
meinen Holzfischen hinten verstaut, und sie zeichnet Torvill und Dean, die wie
zwei Delfine über den Bug springen. Das Meer ist absolut still, und warm, aber
von Zeit zu Zeit kommt Michaela oder Audrey oder der Mann vom
Entschädigungsausschuss vorbeigestrampelt, alle splitterfasernackt, und sie
umschwirren uns wie Mücken, stören unser Gleichgewicht, bis der Schwan den
Kopf neigt und ihnen die Augen auspickt. Kurz darauf treibt Alice B auf einer
Luftmatratze aus Toblerone vorbei, und wir springen alle ins Wasser und knabbern
an der Matratze, bis sie sinkt. Und dann klettern wir drei zurück an Bord und
strampeln in den Sonnenuntergang hinein, winken diesen Gestaden Adieu. Schön
war's.
    Um sieben Uhr war ich auf den Beinen, sah mich im
Wohnzimmer um, fragte mich, was ich noch machen konnte. Es sah alles ein
bisschen karg aus. Ich hatte den Teich und jetzt die zwei Fischskulpturen für
draußen, aber abgesehen von dem Hai im Wintergarten fehlte es im Haus an
Charakter und Gesprächsthemen. Ich könnte ein paar Bücher von Blind Lionel
ausleihen, der dank seinem weißen Stock eine Megasammlung mit Wildwestromanen,
Krimis und Krankenhausromanzen hatte. Das Problem war nur, es waren alles
Großdruckausgaben, und auf der Titelseite prangte ein Stempel von der
Stadtbücherei Wool. Auch Musik fehlte. Audrey hatte meine Plattensammlung weggeschmissen,
mir sogar ein Polaroidfoto ins Gefängnis geschickt, das alle meine LPs in
einem Müllcontainer zeigte; die von Leonard C ragte oben raus, sein Foto völlig
verunstaltet mit Hörnern am Kopf. Alice würde mir bestimmt welche leihen, wenn
ich sie fragte, nur ist es immer ein bisschen knifflig, den Musikgeschmack
einer Frau zu erraten. Sehr häufig ist der so mies, dass er dich völlig
abtörnt. Ich hatte mal eine so gut wie in der Kiste, Tochter von einem
Stammkunden, zweiundzwanzig, hübsch, weiße Stiefel und einen Berg Haare über
einem Hals, der zum Anbeißen war; sie nahm mich mit in die kleine Wohnung, die
ihre Mummy für sie gemietet hatte, und als es langsam zur Sache ging, legte sie
Joni Mitchell auf. Sie hätte genauso gut mit den Fingernägeln über eine
Schiefertafel kratzen können. Ich war im Nu da weg. Sorry, Süße, aber ich muss
den Abflug machen. Nicht, dass ich Emily unbedingt zur Joni-Mitchell-Fraktion
zählte, aber es ist schon erstaunlich, wie viele Frauen auf dieses arrogante,
versnobte Geträller reinfallen. Big Yellow
Taxi? Warum nicht gleich Big Yellow Volvo? Mir kam eine gute
Idee. Ich nahm den Henry-Moore-Band vom Regal, den Miss Prosser mir geschenkt
hatte, und legte ihn auf den Zeitschriftentisch, schlug ihn ein Viertel weit
auf, als würde ich drin lesen.
    In dem Moment kam Carol herein und fing an, durch den Raum
zu schleichen wie ein Löwe auf der Suche

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