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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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an.«
    »Sie hätte nicht reingepasst.«
    »Doch, hätte sie, wenn Sie gewollt hätten. Männer verstehen
nicht das Geringste von der Schönheit einer Frau, MrGreenwood. Für Männer wie
Sie war Audrey plump, unangenehm, herrisch, zu viel Fleisch an den falschen
Stellen. Für eine Frau war Audrey stürmisch und großzügig, mit einem Körper
zum Schlemmen.«
    »Und Sie haben ordentlich zugelangt.«
    »Ich war hungrig. Das bin ich oft. Das ist eines der
Dinge, die mein Ehemann nie verstanden hat.«
    »Also haben Sie ihn verlassen.«
    »Ich bin eine Überlebenskünstlerin. Ich bin es gewohnt,
das sinkende Schiff zu verlassen. Ich habe früher auf Kreuzfahrtschiffen
gearbeitet, in der Sicherheitsbranche, Taschendiebe, Falschspieler,
Trickbetrüger, Leute aufspüren, ihre wahre Identität ermitteln. So hab ich
Adam kennengelernt. Er war mit seiner Mutter auf Kreuzfahrt. Ich wollte
Südafrika verlassen, eine Firma in England aufmachen, expandieren. Ich dachte,
er wäre leicht zu ... sagen wir, handhaben. Aber in unserer Ehe war noch jemand
Drittes im Bunde, für den er auf Abruf parat stehen musste, der immer Vorrang
hatte.«
    »Sie meinen die Polizei.«
    »Ich meine die Fische. Ich hätte schon in unseren Flitterwochen
merken müssen, dass da was nicht stimmte, aber ich schrieb den Umstand, dass er
so viel Zeit im tropischen Aquarium verbrachte, der Nervosität eines
unerfahrenen Mannes zu. Ich bin nach Ansicht vieler Leute ein bisschen
schwierig.«
    Der Wein kam. Ich nahm ihn der jungen Frau aus der Hand
und schenkte selbst ein.
    »Also, damit ich das richtig verstehe. Sie sind nach Südafrika
getürmt, ohne sich auch nur zu verabschieden.«
    »Er wusste, wo ich hinwollte. Ich hab ihm einen Brief
hinterlassen. Und das war's.«
    »Keinen Kontakt.«
    »Hätten Sie sich gemeldet? Ich war gesund und munter,
lebte in Transvaal. Wieso sollte ich mich bei diesem ... Kauz melden?«
    »Und Sie waren nie wieder hier? In England?«
    »Es zog mich nichts mehr hierher. Ich hatte Audrey gefunden.
Wir hatten keinen Grund zurückzukommen, dachten wir zumindest.«
    »Bis Sie die Wahrheit über sie herausgefunden haben.«
    Michaela nippte vorsichtig an ihrem Wein, ohne mich aus
den Augen zu lassen. »Zuerst die Wahrheit über Audrey und dann die Wahrheit
über Sie. Gott, ihr zwei seid vielleicht ein Pärchen, zwei Morde an einem Tag.
Ich hätte mir fast gewünscht, Sie hätten mich tatsächlich runtergestoßen.
Wahrscheinlich hätte ich auch das überlebt. Hab ich Ihnen schon erzählt, dass
ich südafrikanischer Champion im Turmspringen war?«
    »Sie haben mir so einiges noch nicht erzählt, vor allen
Dingen, warum Sie hier sind und was Sie wollen.«
    »Sie werden ungeduldig, Mr Greenwood, wie ich feststelle.
Sie sollten lernen, sich in Geduld zu üben. Impulsive Handlungen können einem
schrecklich viel Ärger bescheren, meinen Sie nicht auch? Würden Sie mich kurz
entschuldigen? Ich muss mal für kleine Mädchen.«
    Sie schwang die Beine auf diese geschickte Art, wie Frauen
das machen, und stand auf. Klack, klack, klack knallten die Absätze. Ich sah,
wie sie an der Bar nach dem Weg zu den Toiletten fragte, sah, wie die junge
Frau nach hinten deutete. Klack, klack, klack verschwand Michaela in die
Richtung. Doc schnippte ihr eine Erdnuss aufs Hinterteil, als sie die Tür
erreichte. Unsere Nummer wurde aufgerufen, dreiunddreißig. Ich ging zur Bar.
Doc Holiday sah auf seine Fingernägel.
    »Wie läuft das Geschäft mit den Krankheiten?«, sagte ich.
Er hielt die rechte Hand hoch.
    »Vier Prostatauntersuchungen in vier Tagen. Alle wollen heutzutage
immer nur eins, Tests. Keiner ist mehr bereit, krank zu werden. Sie leiden
nicht zufällig an irgendwas Unheilbarem?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sie sind wahrscheinlich im Verdrängungsstadium, wie es
heute so schön heißt. Das macht der Knast mit einem. Medizinisch bewiesen.
Kommen Sie doch mal vorbei. Wer weiß, vielleicht find ich ja was, schreib Ihnen
ein oder zwei Atteste. Fahren Sie immer noch Taxi?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin jetzt Künstler. Skulpturen.«
    »Alle Achtung. Akte?«
    »Hauptsächlich.«
    »Dachte ich mir. Ton?«
    »Kreide. Metall. Holz. Sie haben nicht zufällig eine Kettensäge,
oder? Ich denke in größeren Dimensionen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber Mickey hat eine. Hat seiner
Frau vor sechs Monaten einen Daumen abgesäbelt, beim Holzschneiden. Wenn ich
ihn sehe, sag ich ihm, dass Sie Interesse haben.«
    Ich nahm die beiden Teller, trug sie

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