Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
Vom Netzwerk:
Mr Greenwood.«
    »Audrey?«
    »Unser Augenblick auf dem Kliff.«
    Sie schob ihren Teller beiseite. Zwischen ihren Schneidezähnen
hatte sich ein winziges Stück Steak verfangen. Ich konnte die Augen nicht davon
losreißen. Am liebsten hätte ich mich vorgebeugt und es rausgezupft.
    »Ich hab sie gesehen, Mr Greenwood, die Frau, die Sie in
die Tiefe gestoßen haben. Ich hab mit ihr gesprochen. Als ich nämlich gerade
auf dem Weg nach unten war, kam sie den Weg rauf.«
    Ich nahm wieder einen Schluck, bedächtig, um mir möglichst
nichts anmerken zu lassen. Sie war da gewesen, nur wenige Minuten zuvor. Gott,
das kam hin.
    »Ich war an dem Sonntagnachmittag hingefahren. Adam und
ich sind dort immer spazieren gegangen, ganz am Anfang unserer Ehe, bevor das
mit den Fischen überhandnahm. Ich wollte vor meiner Abreise noch einmal das
Kliff sehen, alles frisch vor Augen haben, wenn ich an Bord der Maschine ging.
Das Klima in Südafrika ist wärmer, klar, aber die Küste hier hat was, die
Kreidefelsen und die Hügel, das Trotzige. Sie ist was ganz Besonderes. Ich
blieb etwa eine halbe Stunde da oben. Und dann bin ich wieder nach unten gegangen.«
Sie beugte sich vor. »Und wie gesagt, auf dem Weg nach unten kam mir jemand
entgegen, gelbe Öljacke, Gummistiefel, Kapuze auf.«
    »Und?«
    »Als sie auf meiner Höhe war, bin ich ausgerutscht und
gegen die Böschung gefallen. Sie hat die Hand ausgestreckt, um mich
aufzufangen, mich dann wieder auf die Beine gezogen. Sie war richtig stark.
Wir haben uns kurz unterhalten, drei oder vier Sätze jeder. Ich hab diese
Sätze noch so klar in Erinnerung, als wäre es gestern gewesen.« Sie hielt inne.
»Möchten Sie wissen, was wir gesagt haben?«
    Ich nahm noch einen Schluck. Meine Hand zitterte. Ich war
machtlos dagegen.
    »Könnte ganz unterhaltsam sein.«
    »Klauen Sie Mini Ha Ha, dann erzähle ich es Ihnen vielleicht.
Ich könnte Ihnen auch in anderer Hinsicht behilflich sein. Ich war schließlich
in der Sicherheitsbranche. Ich weiß, wie man an Daten rankommt, an
Informationen. Mein Mann ist Polizist, schon vergessen? Ich habe eine ganze
Reihe Freunde bei der Polizei. Gute Freunde. Freunde, die mir noch so manchen
Gefallen schulden.«
    »Um wie viel Uhr waren Sie oben auf dem Kliff?«
    »Wie viel Uhr, will er wissen! Keine Ahnung, vier, halb
fünf? Ein bisschen später? Ich musste um sechs wieder in Dorchester sein, um
den Zug nach London zu erwischen.«
    »Sie haben das alles nie der Polizei erzählt.«
    »Wieso auch? Ich war schon außer Landes, als die Nachricht
von dem Mord an Miranda und Ihrem albernen Geständnis publik wurde. Und nur
Sie und ich wissen von der Klippe, MrGreenwood.«
    Das stimmte. So schlecht sah die Sache gar nicht aus. Ich
überlegte einen Moment.
    »Diese Mini Ha Ha. Wo würden wir sie halten?«
    »Badewanne?«
    »Man kann so einen Fisch nicht in der Badewanne halten.
Sie braucht anständiges Futter, eine ordentliche Temperaturkontrolle.«
    »Es gibt schließlich den Heißwasserhahn.«
    »Das Wasser muss belüftet werden, gefiltert«, erklärte
ich. »Kois sind sehr nervöse Geschöpfe. Sie haben es nicht gern, wenn sie aus
dem Wasser geholt werden.« Ich deutete auf das Foto. »Da, sehen Sie, wie er sie
in den Händen hält. Sehen Sie sich ihre Augen an. Es gefällt ihr nicht, das
sieht man ihr an. Er hat es wahrscheinlich nur ganz kurz getan, für das Foto.
Wenn man einen Fisch wie sie in eine warme Wanne wirft, taugt sie höchstens
noch für Walters nächste Mahlzeit.«
    »Sie haben doch einen Teich, nicht wahr?«
    »Ich hatte einen. Audrey hat ihn zuschütten lassen.«
    »Dann heben Sie ihn wieder aus. Wir können sie da drin
verstecken. Das wäre perfekt.«
    Sie steckte sich das letzte Stück Fleisch in den Mund. Ich
hatte meins kaum angerührt. Gott, diese Zähne. Ich würde mich hüten, irgendwas
von mir in den Mund da zu stecken. Nicht ohne eine Garantie.
    »Dieses Arrangement«, sagte ich. »Wie würde es funktionieren?
Falls ich ...«, ich senkte die Stimme, »... seinen Fisch ausborge, woher soll
ich wissen, dass Sie Ihren Teil der Abmachung einhalten?«
    »Gar nicht. Aber ich weiß, was Sie für einer sind. Außerdem,
es könnte mir Spaß machen. Seit Audrey und ich hierher zurückgekommen sind, war
das Leben ganz schön einseitig. Ich brauch ein bisschen Abwechslung, neuen
Schwung. Also, kommen wir ins Geschäft?«
    Kamen wir ins Geschäft? Es war verrückt, aber auf eine
wahnwitzige Weise ergab es Sinn. Falls sie mir helfen konnte,

Weitere Kostenlose Bücher