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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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im Haus! Beim Anblick der ganzen Fressalien im Supermarkt hatte ich
doch glatt den Alkohol vergessen.
    »Sie haben alkoholmäßig kein Glück, fürchte ich. Ich bin
erst einen Tag wieder hier.«
    Sie rümpfte die Nase. »Sie sollten immer was Alkoholisches
im Haus haben, Mr Greenwood. Das ist das oberste Gebot einer guten
Haushaltsführung. Man kann nie wissen, wann jemand unerwartet auftaucht. Und
ich bin absolut unerwartet.« Sie streckte eine Hand aus. »Sie laden mich ein.«
    Ich ging mit ihr ins Spread Eagle. Die machten dort ein
gutes Steak, ein dickes Lendenstück mit frischen Pommes, in anständigem
Cholesterin frittiert. Allerdings hatten sie eine Angewohnheit, die ich noch
nie verstanden hatte; sie versteckten die gerösteten Zwiebeln unter einem
Haufen Salatblätter. Was sollte das? Wollten sie so tun, als gäbe es keine?
Sollte es eine Überraschung sein? Es war völliger Quatsch. Ich spießte den
Salat immer auf die Gabel und warf ihn Walter hin, dem Haushund. Er war nicht
besonders hygienisch, dieser Walter, mit seinen gelben Zähnen und wie er einem
den Schoß vollsabberte, aber andererseits, das Spread Eagle auch nicht.
Außerdem, ein paar Bazillen sind gut für einen, das weiß schließlich jeder.
    Seit meiner Verhaftung hatten sie mich im Spread nicht
mehr gesehen, aber es war typisch für die Kneipe, dass keiner ein Wort sagte,
als ich reinkam, nicht mal mit einer Tussi wie Mrs Rump im Schlepptau, die in
ihren Stöckelschuhen durch den Raum stakste. Im Spread Eagle trug keiner
Stöckelschuhe. Die zerkratzten das Linoleum. Doc Holiday saß auf seinem
angestammten Hocker und bewarf die junge Frau hinter der Bar mit Erdnüssen. Ich
hatte sie noch nie gesehen. Sie mochte das nicht. Sie wusste, worauf er zielte.
    Ich bestellte für mich ein Löwenbräu, für sie einen großen
Gin Tonic und für den Vertreter der Ärztezunft einen doppelten Whisky. Doc hob
sein Glas zum Dank. Wir gingen mit den Drinks in den angrenzenden Speiseraum.
Doc sah vielleicht angetrunken aus, vielleicht war er auch angetrunken, aber
er gehörte zu der Sorte Schluckspechte, die alles mitkriegen und nichts
vergessen. Ich wollte ihn am Ende nicht auch noch von einer Klippe stoßen
müssen. Im Speisesaal war sonst niemand, außer Walter. Die junge Frau kam, um
unsere Bestellung aufzunehmen. Michaela bestellte das Steak.
    »Und wie hätten Sie es gern, Madam?«, fragte die Frau. Sie
warf ihr Haar nach hinten. Zwei Erdnüsse kullerten zu Boden.
    »Blutig«, sagte Michaela und sah sie an, wie Frauen einander
ansehen, taxierend. »So blutig, dass die Pommes rot werden.«
    Die Frau wandte sich an mich. »Und Sie, Sir?«
    »Er möchte seins auch blutig«, kam Michaela mir zuvor.
»Und dazu nehmen wir eine Flasche von dem roten Hauswein. Es wird ein blutiger
Abend werden.« Die Frau gab uns unsere Nummer und ging. Sie hatten im Pub so
ein System. Wenn sie deine Nummer riefen, holtest du dir dein Essen an der Bar.
Michaela trank einen Schluck von ihrem Gin. Zeit für Small Talk.
    »Ich nehme an, Sie haben den Schauplatz Ihres Verbrechens
bereits besucht«, sagte sie.
    »Ich hab einen Spaziergang zum Kliff gemacht, wenn Sie das
meinen.«

»Das habe ich ganz und gar nicht gemeint, Mr Greenwood.
Wie war es?«
    »Der alte Ginsterbusch ist weg.«
    »Na, so was. Ich bin selbst auch oft da oben gewesen, wissen
Sie.«
    »Das hat Ihr Mann mir erzählt. Mich wundert, dass Sie Audrey
dort nie gesehen haben. Beim geringsten Anlass ist sie nach da oben
verschwunden, um mit ihrem besseren Ich zu kommunizieren.«
    »Vielleicht hab ich sie ja mal gesehen, aber ich war nicht
auf Gesellschaft aus. Sie höchstwahrscheinlich auch nicht. Man kann da oben gut
mit sich allein sein. Zumindest, wenn Sie nicht in der Nähe sind.« Sie rührte
mit einem Finger in ihrem Drink. »Es ist aufschlussreich, finden Sie nicht
auch, dass Sie eben das mit dem Ginsterbusch erwähnt haben, als wäre Ihnen das
als Erstes aufgefallen. Ich hätte vermutlich auch gemerkt, dass er weg ist,
aber nicht sofort. Da drin haben Sie sich versteckt, nehme ich an.«
    Mein lieber Schwan. Sie war flink. Ich schüttelte den
Kopf.
    »Sie schätzen mich völlig falsch ein, Mrs Rump. Der Ginsterbusch
war eine allseits beliebte Stelle für ein Nümmerchen an der frischen Luft,
trotz der Dornen. Ich meine, was machen schon ein paar Kratzer, wenn es richtig
zur Sache geht.«
    »Sie sprechen aus Erfahrung, nehme ich an.«
    »Ich war das ein oder andere Mal dort.«
    »Nicht mit Audrey, nehme ich

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