Binding, Tim
Schnüffelnase, und trank gekühlten Sherry mit einem
Mann, der mal versucht hatte, sie umzubringen, der sie die Treppe
runtergestoßen hatte, weil sie gesehen hatte, wie er an einem unartigen Sonntagnachmittag
vom Kliff zurückgekommen war. Jetzt, jetzt würde ich ihr kein Haar mehr
krümmen, unter gar keinen Umständen, und würde den Mann erledigen, der das
täte. Nicht für Miss Prosser empfand ich was, sondern für...
»Na, da haben es sich aber zwei gemütlich gemacht.«
Ich schlug die Augen auf, blinzelte in die Sonne. Michaela
Rump schaute über die Mauer. Ich hob mein Glas.
»Alice. Sehen Sie die hübsche Erscheinung da? Das ist
unsere neue Nachbarin, Mrs Adam Rump, Michaela für Sie und mich. Sie hat das
Haus der Stokies für ein paar Wochen gemietet.«
»Ein paar Monate, um genau zu sein«, berichtigte Michaela
mich. Sie trug eine enge rosa Jacke mit einem blauweiß gestreiften T-Shirt
darunter und einen niedlichen Pillbox-Hut im selben Farbton wie die Jacke. Ganz
akzeptabel für einen Tag beim Pferderennen, aber ein bisschen übertrieben für
den Garten, wo Kim immer seine Hummer gekocht hatte.
Mrs B ging zu ihr, nahm ihre Hand. Es lag eine leichte
Spannung in der Luft. Fragen Sie mich nicht, wieso ich das weiß, aber ich
konnte es spüren. In der Hinsicht bin ich wie ein Karpfen, sensibel für meine
Umgebung.
»Alice Blackstock«, sagte sie und hielt Michaelas Hand
fest. »Ich war auf Ihrer Hochzeit. Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht
mehr.« Michaela lächelte, zeigte wieder diese Zähne. Ich wusste nicht, welche
mich mehr beunruhigten, ihre oder die von dem Hai.
»Ich versuche, so gut ich kann, die Erinnerung an meine
Hochzeit zu verdrängen, Mrs Blackstock. Vor allem die Erinnerung an meinen
Ehemann und seine Gäste. Die Porzellanforelle war nicht zufällig ein Geschenk
von Ihnen, oder? Die Frage hat mich immer brennend interessiert.« Alice
befreite sich aus Michaelas Griff.
»Nein. Ich habe Ihnen eine Kletterrose geschenkt, für
Ihren Garten.«
»Wir hatten einen Garten? Nicht mal daran erinnere ich
mich. Sind Sie lange geblieben auf der Hochzeit?«
»So lange, wie man normalerweise bleibt, denke ich.«
»Dann haben Sie sicher den Unfall gesehen, als er mich in
den Teich geschubst hat, beim Fischefüttern mit unserer Hochzeitstorte.«
»Ich glaube, das haben wir alle gesehen.«
»Stand am nächsten Tag auch in der Zeitung. Nicht viele
Bräute finden sich im Dorchester Echo wieder, in ihrem zweitausend Pfund teuren Hochzeitskleid, das in
einen zweitausend Pfund teuren Spüllappen verwandelt wurde.« Sie wandte sich
an mich. »Ich möchte wirklich nicht unhöflich erscheinen, Mr Greenwood, aber
wir haben etwas Geschäftliches zu besprechen. Ein Uhr, sagten Sie, glaube ich.
Jetzt ist es zwei.«
Alice wedelte entschuldigend mit der Hand.
»Das ist meine Schuld«, sagte sie. »Ich habe Al ein bisschen
Gesellschaft leisten wollen, mit ihm den Einstieg in sein neues Metier
gefeiert.«
Als sie ging, folgten ihr Mrs Rumps Blicke.
»Neues Metier?«, sagte sie, als Alice fort war.
Ich deutete auf den Hai neben ihr.
»Ich hoffe, sie hat nicht die bevorstehende Entführung und
Erpressung gemeint.«
»Ich sag doch. Die Bildhauerei. Sie denkt, ich könnte tatsächlich
erfolgreich damit sein, mit Fischmotiven. Ich hab allerdings Konkurrenz.
Anscheinend ist da so ein Saftsack am Werk, der sich wohl zu fein dafür ist,
sich die Hände schmutzig zu machen. Der legt die Viecher einfach in Formaldehyd
und pappt seinen Namen dran. Was hat das noch mit Kunstfertigkeit zu tun? Bei
mir dagegen?« Ich streckte die Hände von mir. »Steckt alles hier drin.« Ich
kippte den letzten Rest meines Sherrys runter. »Sie hätten ruhig netter zu der
alten Lady sein können.«
Michaela strich mit einer Hand über eines ihrer rosa
Revers. Ihre Nägel waren auch rosa lackiert. »Hätte ich, ja. Aber ich wollte
nicht. Je weniger sie in den nächsten Wochen ihre Nase in Ihre Angelegenheiten
steckt, desto besser.«
»Sie müssen sich wegen Alice keine Sorgen machen«, sagte
ich. »Sie ist tagsüber meistens bekifft bis zur Halskrause, das heißt, wenn sie
nicht gerade auf dem Kopf steht. Überhaupt, sie ist absolut dagegen, Fische
als Haustiere zu halten. Wenn wir ihr erzählen würden, wir planen eine Befreiungsaktion
für diesen Karpfen, würde sie uns sehr wahrscheinlich ihre Hilfe anbieten. Wie
auch immer, vergessen Sie sie. Raten Sie mal, mit wem ich mich heute Morgen
getroffen habe? Mit Ihrer schlechteren
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