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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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auch das Gleiche an wie
du. Einen gelben Regenmantel.«
    »Das halbe Dorf trägt gelbe Regenmäntel. Ist die reinste
Uniform hier in der Gegend.« Ich folgte ihr.
    »Die Sache ist die, Audrey, Ted war bei der Polizei, hat
sie vermisst gemeldet, eine Beschreibung von ihr gegeben, was sie anhatte und
so.«
    »Und?«
    »Und sie befragen alle hier, ob irgendwer gestern Nachmittag
jemanden in einem gelben Regenmantel gesehen hat.«
    »Dann haben sie ja einiges in ihre kleinen Notizbücher zu
kritzeln.«
    »Was ich sagen will, es wäre hilfreich, wenn du ihnen erzählen
würdest, wo du hingegangen bist. Um Verwechslungen mit der Vermissten
auszuschließen.«
    »Um Verwechslungen mit der Vermissten auszuschließen?
Meine Güte, da markiert aber einer den emsigen Polizisten.« Sie ließ den
Whisky in ihrem Glas kreisen.
    »Also? Sagst du's ihnen oder nicht?«
    »Vielleicht. Schenk mir noch einen Whisky ein.«
    Ich schenkte ihr noch einen Whisky ein. In der Luft lag
eine Spannung, als ob wir beide auf rohen Eiern gingen.
    »Wenn du es unbedingt wissen willst, ich war am Kliff. Bin
nicht lange geblieben. Es war zu windig.« Sie starrte mich an, als sie das
sagte. »Was ist mit dir?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Als ich zurückkam, war das Haus leer. Ich dachte, du
wärst los, deinen Kummer ertränken.«
    »Die Pubs öffnen nicht so früh, Audrey.«
    »Das hat dich noch nie abgehalten. Also, wo warst du?«
    »Nirgendwo speziell. Ich bin bloß raus auf die Straße, um
zu sehen, ob ich sehen könnte, wohin du gegangen bist.«
    »Du warst nicht auf der Straße, als ich zurückkam.«
    »Nein. Ich war hinters Haus gegangen.«
    »Wozu denn das, um alles in der Welt?«
    »Ich war in schlechter Stimmung, Audrey.«
    »Na, da hast du dich aber flugs wieder eingekriegt, was?«
Sie hatte wieder diesen Ausdruck in den Augen.
    »Audrey.«
    Sie bewegte den Rock zwischen ihren Beinen. »Zieh die
Vorhänge zu«, sagte sie.
     
    Das wurde langsam albern. Sie sah mich die ganze Zeit dabei
an, als hätten wir einen Auftritt beim wöchentlichen Karaokeabend und würden
uns nicht auf unserer Schlafcouch verlustieren, die wir nur auszogen, wenn wir
unerwarteten Besuch kriegten. Was nie der Fall war. Mittendrin hatte ich
irgendwie das Gefühl, die Orientierung zu verlieren, obwohl sie anscheinend
auf ihre Kosten kam. Anschließend musste ich mich aufsetzen, um zu
verschnaufen. Sie lag ausgestreckt da, die Beine über meinen, und balancierte
den Rest Whisky im Glas auf ihrem beachtlichen Bauch. Halb vier an einem
Montagnachmittag. Irgendwie fand ich das nicht in Ordnung.
    »Also, was soll ich sagen, Al?«, sagte sie und nahm einen
ordentlichen Schluck. »Der Polizei?«
    »Du sollst gar nichts sagen. Schließlich gibt es nicht
viel zu sagen, oder?«
    »Na ja, wir hatten Streit, sind beide aus dem Haus, ich in
einem gelben Regenmantel, du in schlechter Stimmung. Das wär's.«
    »Ich wüsste nicht, was unser Streit damit zu tun haben
soll.«
    »Ich wüsste nicht, was alles andere damit zu tun haben
soll. Ich meine, ich bin ja wohl kaum Mirandas Double, oder?« Sie hob leicht
den Körper an und spreizte die Beine. Ich versuchte, nicht hinzusehen.
    »Naja, in so einem Regenmantel...«
    »Was, macht sie das fetter oder mich dünner?«
    »Tja, aus der Entfernung bist du nur ein Mensch, Audrey,
wie Miranda, wie wir alle.«
    »Und aus der Nähe, Al, was bin ich dann?«
    »Audrey, was soll das?«
    »Nichts. Ich will bloß nicht, dass alle Welt über unsere
kleinen Marotten Bescheid weiß. Hast du irgend wen gesehen, als du in deiner
schlechten Stimmung draußen warst und mich gesucht hast?«
    »Nein, du?«
    Statt einer Antwort streckte sie die Hand aus und tätschelte
den armen, alten Tonto, als war er ein Kätzchen. Audrey selbst hatte ihn so
genannt, weil er ihrer Meinung nach einen Mann führte, der nie sein wahres
Gesicht zeigen wollte, und der Name war hängengeblieben. Eine super Erklärung,
obwohl ich immer dachte, sie wäre auf den Namen gekommen, weil ich einmal auf
dem Rücksitz im Humber Snipe ihres Dads »Hi Ho Silver« gerufen hab. Das war
natürlich vom Lone Ranger geklaut, aber mit Western kannte sich Audrey nicht
aus.
    »Dann behalten wir das alles schön für uns, ja?«, sagte
sie. »Hier im Ort geht es doch zu wie in einem Goldfischglas. Mund auf, Mund
zu.« Sie beugte sich zu mir und steckte mir ihre Zunge in den Mund, als hätte
sie einen lebendigen Aal da drin. Ich dachte, ich müsste würgen. Ich schob sie
weg. Sie lehnte sich zurück,

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