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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Atter werden, ein bisschen Spaß haben, ganz ungestört,
wenn sonst keiner da ist.«
    »Sonntags?«, sagte ich und überlegte, was ich sonntags
gern machte, wenn ich keine Termine hatte. »Jeden Sonntag?«
    »Ja. Wir machen das mittlerweile seit gut sechs Monaten.
Natürlich ist da nicht mehr viel mit Sonntagsbraten, aber weißt du was, wer
stellt sich sonntags schon gern den ganzen Vormittag in die Küche und kocht?
Von uns jedenfalls keine.«
    »Eine sterbende Institution, regelmäßige Mahlzeiten. Sag
ihr, ich warte draußen.«
    Ich saß im Wagen und dachte nach. Was sie gesagt hatte,
kam mir irgendwie komisch vor, aber ich konnte nicht genau sagen, was. Gut
eine Stunde später sah ich sie zusammen herauskommen, mit identischen
Sporttaschen, identischen Schuhen. Audrey gab Tina ein Küsschen auf die Wange
und kam dann zum Auto. Sie sah frisch und glücklich aus. Sie machte das erst
seit ein paar Wochen, und schon war der Unterschied zu sehen. Sie mochte sich
selbst ein bisschen mehr.
    Sie öffnete die Tür und stieg ein.
    »Alles Idar, Liebes?«
    »Hab mich noch nie besser gefühlt. Wieso hab ich nicht
schon vor Jahren damit angefangen?... Und es ist so nett mit den Mädels.«
    Sie zog ihren Rock straff, schnallte sich an. Ich startete
den Motor. Das Handy klingelte. Die Nummer sagte mir nichts. Ich nahm das
Gespräch über die Freisprechanlage an. Diese Idioten, die mit dem Handy am Ohr
fahren, können gar nicht hart genug bestraft werden.
    »Ja?«
    »Mr Greenwood?«
    Die Stimme klang gedämpft, als würde er durch ein Taschentuch
sprechen.
    »Ja, was kann ich für Sie tun? Sie müssen lauter sprechen.«
    »Mr Al Greenwood?«
    »Ja, worum geht's, eine Reservierung? Die Verbindung ist
sehr schlecht.« Ich nahm das Gerät aus der Halterung, verzog das Gesicht.
Audrey grinste ebenfalls.
    »Nicht direkt.«
    »Worum dann?«
    »Es geht um diesen Sonntag, Mr Greenwood.«
    »Sonntag?« Ich drehte mich leicht weg, spürte, wie sich alles
verlangsamte, wie ein altes Grammofon zum Aufziehen.
    »Sonntagnachmittag, um genau zu sein. Der Nachmittag, an
dem Miranda Grogan verschwunden ist.«
    Ich presste das Handy ans Ohr, so fest ich konnte, hatte
Panik, dass Audrey irgendwas aufschnappte. Ich versuchte, die Stimme
zuzuordnen, aber es gelang mir nicht.
    »Wenn Sie etwas genauer sein könnten, Mr...«
    »Etwas genauer? Wie wär's denn damit? Sechzehn Uhr
achtundfünfzig, Sonntag, 23. September, Sie und Miranda Grogan. Zusammen. Laut
Protokoll.«
    Laut Protokoll? Was meinte er damit, laut Protokoll? Die
Hütte von der Küstenwache? Von da aus war das Kliff doch gar nicht zu sehen,
oder? Schon gar nicht bei dem Wetter.
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz, Mr...«
    »Wie viel deutlicher hätten Sie's denn gern, Mr Greenwood?
Ich habe die junge Frau gesehen, wie soll ich sagen, in einer gewissen Umgebung
an diesem ausgesprochen windigen Tag, und daher auch Sie. Nicht lange, was Sie
sicher verstehen werden, aber lange genug, um Ihnen eine Schlinge um den Hals
zu legen, sollte je ein Leichnam gefunden werden. Ist das deutlich genug?«
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher, Mr... Sagen Sie mir
doch klipp und klar, was Sie wollen.«
    »Na, was glauben Sie wohl? Ich will Geld, Mr Greenwood,
fast so viel, wie Sie haben. Oder ich gehe zur Polizei und erzähle denen, was
ich gesehen habe. Was halten Sie davon?«
    Ich legte auf, lehnte mich zurück, fix und fertig.
    »Al. Ist alles in Ordnung?«
    Audrey drückte meine Hand. Ich war weiß geworden. Ich
wusste, dass ich weiß geworden war. Das ganze Blut war aus mir rausgeströmt.
Bis auf den letzten Tropfen.
    »Ja. Mir... Mir ist bloß wieder ein bisschen schwindlig.«
    »Dann lass mich fahren. Komm, wir tauschen.«
    Wir stiegen aus dem Wagen. Ich war ganz wackelig auf den
Beinen. Audrey half mir auf die andere Seite. Tina war noch immer auf dem
Parkplatz.
    »Probleme?«, rief sie durch das runtergelassene Fenster.
    »Ja ja«, erwiderte Audrey. »Al hat bloß wieder einen kleinen
Schwindelanfall.«
    »Kann ich was tun?«
    »Nein. Ich bring ihn nach Hause.«
    »Nicht zum Arzt?«
    »Zu Hause ist für ihn am besten. Da geht's dir gleich wieder
besser, Al, oder?«
    Das konnte ich mir zwar nicht vorstellen, aber ich nickte
trotzdem. Wir fuhren los. Tina überholte uns nach der ersten Kurve. Das Auto
machte ganz schön was mit.
    »Wer war das vorhin am Telefon?«, fragte Audrey.
    »Irgendein Kunde. Wir wurden unterbrochen, ehe er seinen
Namen nennen konnte.«
    »Was wollte

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