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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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zog zwei Dosen Cranberrysaft.
    »Meine Frau ist seit kurzem Mitglied hier«, sagte ich und
stellte die Dosen hin. »Sie kennen sie vielleicht. Ist gut befreundet mit Tina
Newdick und der Frau des Betreibers, Gail.« Sie nickte.
    »Ich kenne Gail, aber ich glaube... Ihre Frau noch nicht.«
Herablassung tropfte ihr aus dem Mund.
    »Na, Sie werden sie bestimmt noch kennenlernen. Sie ist
sehr kontaktfreudig. Im Gegensatz zu Ihnen. Liege ich da richtig?«
    »Wie bitte?« Sie blinzelte, unsicher, ob sie richtig
gehört hatte.
    »Sie mögen keine Menschen, Mrs Fortingall.«
    Sie holte tief Luft, stockte.
    »Was genau wollen Sie, Mr Greenwood?«
    »Dazu komme ich gleich. Ich habe am Schwarzen Brett
gesehen, dass Sie im Yogakurs für fortgeschrittene Anfänger sind. Sie waren
auch im Kurs von Miranda Grogan. Sie soll sehr gut gewesen sein, wie ich höre,
sehr geduldig, sehr geschmeidig.«
    »Ja, das war sie. Hören Sie, was soll das hier? Ich rufe
den Geschäftsführer.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an. Pat und ich kennen uns
schon eine Ewigkeit. Ich hab seiner Mutter geholfen, als sie Hilfe brauchte.
Und jetzt bin ich hier, um Ihnen zu helfen. Ihnen und Ihrem werten Gatten.
Neil, richtig?«
    »Brauchen wir denn Hilfe?«
    »Er braucht welche. Er steckt ziemlich in der Klemme.«
    Ihre Miene veränderte sich, sie blickte irgendwie fragend,
aber nicht beunruhigt, eher neugierig, als hätte sie in der Defensive eines
Gegners eine Schwachstelle, einen Riss entdeckt. Sie war wie ein Dingo, dünn
und hungrig, die Witterung von feuchtem Fleisch in der Nase. Mann, war das
gut.
    »Es geht um diese Tasche, nicht?« Ihr Mund schien zu
wachsen, als sie das sagte, als würden die Worte zu groß für ihre Lippen.
    »Volltreffer, Mrs Fortingall. Es geht um die Tasche, die,
mit der ich neulich Abend zu Ihnen gekommen bin.«
    »Ich wusste es.«
    »Natürlich wussten Sie das. Sie wissen eine ganze Menge,
nicht wahr? Wer stark ist, wer schwach ist. Das ist eine Art Rudelmentalität,
die ihr da habt, alle von eurer Sorte. Aber Folgendes wissen Sie vielleicht
nicht. Erinnern Sie sich an den Sonntag, den Sonntag, als Sie Ihre Mum besucht
haben, den Sonntag, an dem Miranda Grogan spurlos verschwand?«
    »Natürlich, obwohl ich nicht verstehe...«
    Sie hielt inne. Sie verstand. Natürlich verstand sie.
    »Ganz genau, Mrs Fortingall. An dem Sonntag, als Sie nicht
da waren, hat Miranda Grogan Ihrem Mann gezeigt, wie geschmeidig sie sein
konnte. In Ihren vier Wänden, wie er selbst gesagt hat. Teppich, Sofa, was Sie
sich denken können, überall war sie geschmeidig. Was ist? Finden Sie das komisch?«
    Sie lächelte.
    »Sie denken offenbar, das ist mir neu, Mr Greenwood.«
    »Etwa nicht?«
    »Das mit dem Teppich vielleicht. Der ist ganz schön rau,
selbst an den Füßen.«
    »Es scheint Sie nicht sonderlich zu stören, unabhängig von
der Teppichbeschaffenheit.«
    »Nein. Aber Sie scheint es zu stören.«
    »Ich stecke in einem moralischen Dilemma, Mrs Fortingall.
Sie müssen wissen, die Tasche, die er nicht verloren hat, die Tasche, die er in
meinem Taxi vergessen hat, ist nicht voll mit Laufsachen, wie er Ihnen erzählt
hat, sie ist voll mit Mirandas Kleidungsstücken, plus zwei Hemden von Ihrem
Mann. Die beiden wollten zusammen verschwinden. Sie ist nach Hause gegangen, um
ihrem Dad die frohe Botschaft zu überbringen. Sie ist nie zurückgekommen.
Zumindest ist das seine Version der Geschichte. Ich hab die Tasche in meinem
Wagen. Ich könnte sie holen, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube Ihnen, zumindest das mit der Tasche. Das mit
dem Verschwinden bezweifele ich. Die Army hätte es nicht gern, wenn er einfach
so verschwände. Dennoch, möglich wär's wohl schon. Als sie zum zweiten
Vorstellungsgespräch kam, war sie eher für den Laufsteg angezogen als für eine
Arztpraxis.«
    Es war nur eine Feststellung, keine Kritik, als hätte sie
das Ganze aus der Ferne beobachtet, sich Notizen gemacht.
    »Wohingegen Sie sich fast immer für die Arztpraxis anziehen,
könnte ich mir vorstellen, steif, spröde, ein bisschen streng, ein bisschen
einschüchternd.«
    Ich streifte mit der Hand ihr Bein. Sie nahm es weg.
    »Sie wussten also Bescheid?«
    »Nicht direkt. Obwohl sie im Kurs immer sehr aufmerksam
war, mir Honig ums Maul geschmiert hat, mich gelobt hat. Aber sie war eine gute
Lehrerin. Sie hatte einen guten Körper.«
    »Hatte?«
    »Jetzt seien Sie mal nicht so spitzfindig, Mr Greenwood. Also
schön, sie hat einen guten

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