Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
Vom Netzwerk:
ich.
    »Was glaubst du wohl? Ich rufe die Polizei.«
    »Spinnst du?« Ich legte meine Hand auf ihre. Sie blickte
mich an, Furcht tief in den Augen. »Ich weiß, wer das war. Die Polizei kann da
nicht helfen.«
    »Wer?«
    »Jemand, den ich verärgert habe. Spielt keine Rolle,
Audrey. Er hat getan, was er wollte. Er kommt nicht wieder.«
    Ich wickelte sie in Frischhaltefolie ein und bereitete ihnen
ein Bett im Gefrierschrank, damit sie schön flach liegen konnten. Es war
entsetzlich, der Gedanke, wie sie dort lagen, so kalt und reglos. Später würde
ich sie ausstopfen lassen, sie statt der Glasfiguren aufs Sideboard stellen,
die Musik auflegen und an sie denken, wie sie immer umeinander
herumgeschwommen waren. Ich würde mir neue Fische anschaffen, aber Tbrvill und
Dean würde es kein zweites Mal geben.
    »Und jetzt?«
    Audrey kniete auf dem Fußboden und wrang einen Aufnehmer
über dem Eimer aus. Der Boden war sauber, aber sie waren noch zu riechen, ihr
fischiger Todesgeruch. Sie mussten sich auf diesem Boden gekrümmt und gewunden
haben, während sie sich fragten, was in Gottes Namen bloß los war. So viel
Schönheit.
    »Ich muss was trinken, Audrey. Aber nicht hier.«
    »Lass mich nicht allein, Al, nicht nach der Sache.«
    »Dann komm mit, wenn du willst, aber ich kann nicht
hierbleiben, Audrey. Ich hab sie noch immer vor Augen, wie sie da liegen.
Torvill und Dean, Audrey, dein Geschenk, das beste, das ich im ganzen Leben je
bekommen habe.«
     
    Ich ging zu Fuß, wie in einem Nebel, allein. Mir war jetzt
egal, ob ich geschnappt wurde oder nicht. Ich wollte bloß noch genug Zeit, um
die Rechnung zu begleichen. Er würde nicht ungeschoren davonkommen. Okay, ich
hatte mir einen Spaß mit seiner Frau erlaubt, aber das hier stand in keinem
Verhältnis. Im Spread saß Doc auf seinem angestammten Hocker.
    »Was ist los, Al? Du siehst fix und fertig aus.«
    »Torvill und Dean sind tot.«
    »Wie das? Autounfall?« Er kicherte. »Auf dem Eis ausgerutscht?«
    »Nicht die Eisläufer«, rief ich. »Meine Fische, verdammt.
Sie wurden ermordet. Und ich weiß auch, von wem.«
    Er spendierte mir einen Whisky. Und einen zweiten. Danach
bestellte ich sie auf meine Rechnung. Leute kamen, Leute gingen. Ich sprach mit
ihnen, ich sprach nicht mit ihnen. Ich kann mich nicht erinnern. Dann kam
Jacko herein, ganz allein.
    »Jacko«, sagte ich. »Was willst du trinken?« Er deutete
mit einem Nicken auf die Zapfhähne.
    »Wegen der Granaten. Hast du noch welche?« Er blickte
alarmiert.
    »Was willst du denn mit einer Granate?«
    »Jemand hat was richtig Böses getan, Jacko. Eine Granate
würde ihn daran erinnern, wie böse das war.«
    »Das hört sich nach was sehr Persönlichem an. Willst du
nicht doch lieber das Nävi kaufen?«
    »Jacko, du hast mir eine Granate angeboten, und jetzt will
ich eine kaufen. Wie viel? Fünfzig? Hundert?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich verkaufe dir keine Granate. Für wen hältst du mich?«
    »Dann eine Pistole. Du hast gesagt, du hast eine Pistole.«
    »Klar hab ich eine Pistole. Ich bin Soldat. Ich muss eine
Pistole haben. Lass mich in Ruhe, Al.«
    Dann fiel es mir ein. Schnüffelnase hatte gesagt, sie
hätte einen Revolver, das heißt, ihr Mann, Duncan, hatte einen gehabt. Er lag
bestimmt irgendwo in seinem Zimmer. Ich würde die Knarre holen und das Schwein
erschießen. In seine Praxis reinmarschieren und ihn erschießen. Vielleicht
würde ich ihm vorher noch ein paar Löcher in die Zähne bohren, wie in dem Film
mit Dustin Hoffman. Nur weil ich seine Frau dazu gebracht hatte, sich für mich
aufs Bett zu legen? Was war schlimmer? Das oder die Fische von jemandem
umzubringen?
    Ich machte mich auf den Weg. Ich hatte noch ihren Ersatzschlüssel.
Gitarren dröhnten in dem Raum oben. Ich schlich die Treppe hoch. Schnüffelnase
lag auf der Couch, ein Dunstschleier hing über ihrem Kopf, die Augen waren
geschlossen. Das machte sie also jeden Tag, ihre Musik hören, Gras rauchen.
Ich musste nur an ihr vorbeikommen, leise den Schlüssel drehen und mich
umschauen. Am ehesten unter dem weißen Anzug, schätzte ich. A la James Bond. Ich machte zwei Schritte den Flur hinunter.
    »Wer ist da?«
    Ich kam zurück in den großen Raum. »Ich bin's, Mrs
Blackstock. Al Greenwood.« Sie richtete sich auf, blinzelte, drückte den Rest
des Joints im Aschenbecher aus. »Was wollen Sie?«
    »Ich wollte nur nach Ihnen sehen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Sie können doch nicht einfach so hier reinkommen.«
    »Ich bin nur ein

Weitere Kostenlose Bücher