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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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länger weg gewesen
sein?«
    »Ja. Nein! Iss, worum geht's hier?«
    »Es geht hier um den Ruck am Lenkrad. Wozu brauchte sie
denn überhaupt Whisky?«
    »Hab ich doch eben gesagt. Sie trinkt sich in letzter Zeit
gern einen an.«
    »Was, habt ihr etwa keinen Alkohol im Haus? Wieso hat sie
sich nicht einfach eine Flasche gekauft? Hatte sie ihre Kreditkarte verloren,
kein Bargeld mehr?«
    »Sonntagnachmittag haben die Geschäfte zu, Iss.«
    »Und? Was hat sie gesagt, ich glaub, ich spring mal eben
rüber zu den Stokies und borg mir etwas Whisky aus, von den ungastlichsten
Leuten in unserer Straße?«
    Daran hatte ich komischerweise noch gar nicht gedacht.
Wieso war sie ausgerechnet zu ihnen gegangen? Auf dem Rückweg vom Kliff hätte
sie doch zu allen möglichen anderen Leuten gehen können. Aber klar, sie war ja
gar nicht am Kliff gewesen, nicht? Sondern woanders. Und doch war sie bei den
Stokies gewesen. Es schien fast so, als hätte sie es eilig gehabt, den Whisky
zu besorgen, ehe ich zurück war. Als wäre sie früh genug wieder zu
Hause gewesen, um zu sehen, dass ich nicht da war.
    »Wie gesagt, ich hab geschlafen. Es sollte eine Überraschung
sein. Als ich wieder wach war, hat sie uns einen Grog gemacht.«
    Iss legte die Finger an die Stirn.
    »Ich versuch bloß, mir ein klares Bild zu machen. Ihr
beide seid zu Hause, es ist Sonntagnachmittag, und es gießt in Strömen. Du schläfst
im Sessel, schnarchst wie ein Weltmeister, wenn mich die Erinnerung nicht
trügt, und Audrey schaut zum Fenster raus und überlegt, was sie machen soll.
Plötzlich denkt sie, >Ich weiß was. Ich saus mal eben rüber nach nebenan,
borg mir Whisky aus, obwohl ich gar nicht weiß, ob sie welchen dahaben, und
mach einen schönen heißen Grog für meinen lieben Gatten, wenn er aufwacht<.
Wieso kommt mir das Szenario merkwürdig vor?«
    Aus dem gleichen Grund wie mir. Es war kompletter
Schwachsinn. Zumindest teilweise. Ich meine, Audrey hatte mir tatsächlich einen
heißen Grog gemacht. Er war fertig und wartete schon auf mich, als ich von der
Klippe zurückkam, von der ich sie runtergestoßen hatte. Wieso, keine Ahnung,
aber da stand er, heiß und dampfend am Kamin. Wie Audrey selbst.
    Ich versuchte, sie zu überzeugen.
    »Aber das ist ja gerade der springende Punkt, Iss. Genau
deshalb mach ich mir Sorgen um sie. Sie benimmt sich nicht normal. Es ist nicht
leicht für uns, seit die Newdicks uns Konkurrenz machen. Weniger Kunden,
Geldsorgen, ich häng die ganze Zeit zu Hause rum und blase Trübsal.«
    Iss kratzte sich mit den Fingern durchs Haar, als würde
ihr das Hirn wehtun.
    »Ich weiß nicht, Al. Zuerst sagst du, sie ist aus dem
Haus, weil sie ein Alkoholproblem hat, dann sagst du, sie wollte dich mit dem
Grog überraschen. Was denn nun?«
    »Ein bisschen was von beidem, Iss. Es ist nicht alles
schwarz oder weiß auf der Welt.«
    Sie stand auf und tigerte auf und ab, wobei der alte Boden
bei jedem Schritt vibrierte. In der Hinsicht sind Wohnwagen empfindlich. Am
Anfang unserer Affäre, wenn wir hier splitternackt herumtollten, während Ted
in seiner kleinen Hütte oben auf der Klippe hockte und Audrey unterwegs war, um
sich um ihren Alten Herrn zu kümmern, hätten wir das Ding an den meisten
Donnerstagnachmittagen fast umgekippt. Uns störte das nicht. Es war sogar
irgendwie richtig so, eingepfercht und wild, wie wir waren, als wären wir Gefangene
unser selbst und das war unsere Strafe, es miteinander zu treiben, als würde
die Welt untergehen. Der Wohnwagen hätte das Feld runterrollen können und über
den Klippenrand, und wir hätten nicht aufgehört. Wir lebten dafür, jede wache
Minute. Es war jetzt schwer vorstellbar.
    »Und, hast du ihn getrunken, den heißen Grog?«
    »Klar.«
    »Er stand ja schließlich da, als du aufgewacht bist.«
    »Er stand noch nicht parat, das nicht. Ich bin wach geworden,
und sie hat gesagt, möchtest du einen heißen Grog?«
    »Und du hast gesagt, >Ja, Audrey, was für eine nette
Idee.< Zu deiner Frau, der angehenden Alkoholikerin.«
    »Sie ist keine Alkoholikerin, Iss. Sie trinkt bloß zu
viel.«
    »Und warum hast du uns das nicht alles erzählt, auf der
Fahrt?«
    »Ich wollte nicht noch mehr Verwirrung stiften. Ich meine,
das halbe Dorf hat einen gelben Regenmantel, oder? Es erschien mir nicht
wichtig, dass Audrey draußen durch den Regen geflitzt ist.«
    »Nicht wichtig! Dass sie zum Haus der Stokies gegangen
ist, den einzigen Leuten im Dorf, die was mit der Sache zu tun haben könnten?
Vielleicht

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