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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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zwischen Penicillin und meinem Lime-Pickle ist der,
dass mein Pickle mehr Keime abtötet«, und dann ging er, schüttelte vor Lachen
den Kopf. Audrey blickt ihm zornig hinterdrein.
    »Ich wusste gar nicht, dass du gegen Penicillin immun
bist, Liebes«, sagte ich. Audrey kippte ihr Cobra runter und knallte ihre
Serviette auf den Tisch.
    »Du weißt so einiges nicht über mich, Al. Zehn Prozent
davon sind Geheimnisse zwischen mir und meiner Friseurin, der Rest ruht allein
in meinem Busen. Gehen wir?«
    Als wir ins Auto stiegen, dachte ich, dass Audrey gar
nicht so unrecht hatte. Sie hatte sich verändert, ja, wir beide hatten uns
verändert, wie in einem Science-Fiction-Film. Mein Körper fühlte sich komisch
an, seit ich sie vor dem Kamin vorgefunden hatte, als wäre es nicht mehr so
richtig meiner, als wäre Audreys Körper nicht mehr ihrer, als würde ich seit
jenem Augenblick auf der Klippe nur weiter so tun, als wäre ich ich, ohne ich
zu sein, und als würde Audrey das Gleiche tun. Ich erinnerte mich, wie sie nach
der Pause am Fenster nach unten geschaut und das, was wir da machten, mit einer
Art entsetzter Faszination betrachtet hatte, als könnte sie nicht ganz glauben,
was sie da sah.
    »Wie fühlst du dich, Al?«, hatte sie mit langsamen und
schweren Lippen gesagt, als wären kleine Gewichte an den Worten befestigt. Auch
für mich hatten sie sich seltsam angefühlt, als würden sie in meinem Mund
wachsen und hätten Mühe rauszukommen.
    »Weiß ich nicht so genau. Irgendwie merkwürdig, um ehrlich
zu sein.«
    »So als wärst du das nicht, der das hier macht, meinst
du?«
    »Nein. Als wärst du das
nicht.«
    Sie hatte die Arme um meinen Hals geschlungen, das Gesicht
völlig verzerrt, aber nicht vor Lust und auch nicht vor Schmerz. Es war
irgendwas anderes, irgendwas genau am Rand.
    »Vielleicht ist es ja so. Hast du mal dran gedacht?«
    »Was soll so sein?«
    »Dass ich es nicht bin, Al. Vielleicht bin ich's ja
nicht.«
    Auf der Rückfahrt, während ich sie immer wieder aus dem
Augenwinkel beobachtete, summte mir ihre Stimme im Kopf herum. Was, wenn sie es
nicht mehr war? Was, wenn ich sie doch in die Tiefe gestoßen hatte und das hier
etwas anderes war? Was, wenn ich mit ihr runtergestürzt war und wir beide tot
waren, in irgendeiner Hölle, ich, weil ich sie umgebracht hatte, und sie, weil
sie was auch immer getan hatte? Oder vielleicht war das hier meine Hölle, aber
ihr Himmel, um mich peinigen zu können, bis die Posaune blies. Verstehen Sie
mich nicht falsch. Ich glaubte nicht wirklich, dass ich tot war. Ich glaubte
nicht wirklich, dass ich in der Hölle war, aber ich war irgendwo im
Unbekannten, und es roch nach Schwefel.
    »Gott, ist mir heiß«, sagte Audrey jetzt. Sie spürte es
also auch schon.
    »Und du beschwerst dich über das Pickle.«
    »Nicht vom Essen, Al. Es liegt ein Gewitter in der Luft.
Spürst du nicht, wie die Schwüle einem an der Haut klebt?« Sie zog an den
Rüschen ihrer Bluse, als stände sie in Flammen. »Du hättest nicht so viel Bier
trinken sollen.«
    »Um diese Zeit ist keine Polizei unterwegs. Nicht so früh
am Abend.«
    »Ich hab nicht an die Polizei gedacht.« Sie öffnete einen
Knopf. »Komm, fahr zum Rastplatz.«
    »Audrey! Es war ein langer Tag.«
    »Zum Rastplatz, Al!«
    Also fuhr ich zum Rastplatz. Auf dem sonst kein anderer
Wagen stand, Überraschung. Ich parkte weit vorn, gegenüber dem alten
Meilenstein, der die Stelle markiert, wo früher die alte Straße verlief, von wo
aus man die Küste sieht, obwohl nicht viel zu sehen war, weil der Himmel so
tief hing, schwarz und bedrohlich. Aber man spürte es, wie es immer näher kam,
bereit, einem das Licht auszupusten. Der Schweiß brach mir im Nacken aus, meine
Hände am Lenkrad wurden ganz klamm. Es fing an zu regnen, zuerst ein Tröpfeln,
und plötzlich goss es in Strömen, fest und hart, prasselte aufs Dach und auf
die Erde, erbarmungslos, warm und dampfend, als erleichterten sich die Götter.
Meine Blase schwoll an. Audrey beugte sich zu mir, stellte die Scheinwerfer
wieder an. Draußen hüpften die Regentropfen auf der Erde.
    »Was steht da?«
    »Was steht wo?«
    »Auf dem Stein. Was steht da?«
    »Das ist ein Meilenstein, Audrey. Da steht nichts drauf.
Bloß, wie weit es noch ist.«
    »Wie weit?« Sie lachte, und dann: »Manchmal glaube ich,
ich halt das nicht mehr aus, Al.«
    »Was?«
    »Das hier. Manchmal...«
    Donner krachte über unseren Köpfen, ein Blitz schoss nach
unten in die Bäume, als versuchte er sich

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