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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Robben
schlagen nicht mit dem Kopf gegen die Felsen, es sei denn, sie haben gerade
einen Nervenzusammenbruch. Es war ein Stiefel, und er glitt eigentlich auch
nicht hin und her, er war irgendwie in einer versteckten Spalte eingeklemmt. Ob
er grün oder schwarz war, konnte ich nicht erkennen, aber es war ein Stiefel,
ein Gummistiefel. Trug Miranda schon mal Gummistiefel? Ja, grüne, mit kleinen
Riemen obenrum. Ich erinnerte mich, wie sie sie einmal im Wohnwagen ausgezogen
hatte, an die langen gelb-rot gestreiften Socken, die sie darunter angehabt
hatte. Sie hatte auch ihren Namen auf die Innenseite geschrieben, weil sie sie
immer im Umkleideraum der Kantine stehenließ. Wenn ich Kim dazu bringen
konnte, mit seinem Boot ganz nah ranzufahren...
    Der Schock schleuderte mich nach hinten. Ich war außer
Atem, wie nach einem Hundertmetersprint.
    »Alles in Ordnung, Mr Greenwood?«
    Adam Rump stand mittenmang auf dem Gras. Er streckte einen
Arm aus, winkte mich zu sich.
    »Sie stehen sehr dicht am Rand, Mr Greenwood. Mir wäre um
einiges wohler, wenn Sie da wegkämen. Der Wind kann ganz schön gefährlich sein.
Der Bereich hier sollte mit einem Zaun gesichert werden.«
    Ich trat zurück, sauer, dass er mich so ertappt hatte.
    »Machen Sie einen Spaziergang?«, fragte er.
    »So was in der Art.«
    »Meine Frau und ich waren immer hier, als wir frisch verliebt
waren. Die Stelle hier ist bei jungen Pärchen sehr beliebt.«
    Ich dachte an den Ginsterbusch. Er war nicht der Typ, fand
ich.
    »Audrey drängt mich ständig, ich soll mich mehr bewegen.
Schlecht für die Körperhaltung, den ganzen Tag hinterm Lenkrad zu sitzen.«
    »Schlimmer wär's, wenn Sie da runterfallen würden«, sagte
er. Er ging ein paar Schritte seitlich, sodass er zwischen mir und dem
Klippenrand stand. Ich versuchte, die Sache runterzuspielen.
    »Es war blöd, ich weiß. Aber manchmal ist es schwer zu
widerstehen, in den Abgrund zu blicken.«
    »Na, versuchen Sie's, lautet mein Rat...« Seine Stimme
verlor sich. Er ließ den Blick rundum schweifen, Richtung Grabhügel, flache
Senke, Ginsterbusch. Was zum Henker wollte er hier?
    »Auch hier, um frische Luft zu schnappen, fertig mit den
Ermittlungen?«, fragte ich.
    »Nicht direkt. Die Frau vom Kassenhäuschen am Parkplatz
glaubt, sie hat am Sonntagnachmittag jemanden hier raufgehen sehen, als sie
Feierabend gemacht hat. Auch in einem gelben Regenmantel. Ich dachte, ich
schau mich hier mal ein bisschen um. Würden Sie sagen, dass sie gern spazieren
geht, Miranda Grogan, meine ich?«
    »Nicht dass ich wüsste. Und bei dem Wetter? Wieso ausgerechnet
dann? Wieso sollte überhaupt einer bei dem Wetter hierherkommen?«
    »Um in den Abgrund zu blicken?«
    Er trat vor, versuchte hinunterzuspähen. Er ging genauso
ungern dicht an den Rand wie ich.
    »Haben Sie was gesehen?«, fragte er.
    »Bloß Felsen. Keinen gelben Regenmantel, wenn Sie das
meinen. Sie wäre niemals hier runtergesprungen, Inspector.«
    »Die Leute fallen nicht immer freiwillig, Mr Greenwood. Es
passieren auch Unfälle, oder Schlimmeres.« Er lächelte, während seine Augen
wieder zum Ginsterbusch wanderten. »Aber ich will Sie nicht aufhalten. Ich
schau mich hier bloß noch ein paar Minuten um.«
    Ich ging zurück zum Auto und fuhr los, so schnell es die
Stoßdämpfer erlaubten, mit den Füßen noch immer am Rand des Abgrunds. Als ich
nach Hause kam, war Audrey am Teich und sprach mit Torvill und Dean. Sie war so
vertieft, dass sie mich nicht bemerkte. Ich beobachtete sie vom Gartentor aus.
Sie stand über sie gebeugt und zeigte mit dem Finger auf sie, als würde sie
ihnen die Leviten lesen. Es gefiel mir nicht, dass Audrey mit ihnen sprach. Es
waren meine Fische. Ich sprach mit ihnen, kannte den richtigen Tonfall. Ein
paar Dezibel zu viel, und Audrey könnte sie richtig aufregen. Ich musste das
beenden.
    »Sieht ihm ähnlich«, sagte sie gerade. »Sieht ihm echt
ähnlich.«
    »Was sieht mir ähnlich?«
    Sie blickte auf, sauer, weil sie mich nicht hatte kommen
hören.
    »Aus heiterem Himmel aufzutauchen, wenn du nicht erwünscht
bist.« Sie richtete sich auf, zog den Finger ein. Dean hatte sich, wie mir
auffiel, am anderen Ende des Teichs unter einem Farnwedel verkrochen. Nicht
auf den Kopf gefallen, dieser Fisch. »Wie kommt sie klar?«
    »Eigentlich besser, als ich gedacht hätte.«
    »Irgendwas Neues?«
    »Hat sie jedenfalls nicht gesagt.«
    »Muss schwer für sie sein, die Ungewissheit.«
    »Vorsicht, Audrey. Dein Mitgefühl kommt zum

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