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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Vorschein.«
    »Ich bin selber Mutter, Al. Ich weiß, wie das ist. Egal,
was ich von ihr halte, so was würde ich keinem wünschen.«
    Sie stellte sich gerade hin und strich sich das Haar
glatt. Es war hart wie ein Helm. Sie hatte es wieder eingesprüht. Sie trug eine
Rüschenbluse und eine Karottenhose, die ich noch nie gesehen hatte und die hoch
an der Taille mit einem Gürtel gehalten wurde. Fehlte nur noch ein Pferd, und
sie hätte ausgesehen wie eine Kandidatin für Cromwells Kavallerie.
    »Du hast dich umgezogen.«
    »Ja, weil du nämlich mit mir ausgehst, zu Mr Singh's. Ich
hab Lust auf ein Curry.«
    Also, wenn Audrey und ich etwas gemeinsam haben, dann ist
das eine Vorliebe für gutes scharfes Curry. Am Anfang unserer Beziehung wetteiferten
wir immer darum, wer eine bessere Feuerversicherung für die Kehle hatte, sie
oder ich.
    Wir saßen einander gegenüber und hauten so richtig rein,
Chili Masala, Fisch Jalfresi, tellerweise Vindaloo extrascharf, die Hälse
schwellend, die Wangen gebläht vor Vergnügen, neben uns hohe Gläser mit
eiskaltem Cobra-Bier. Wir konnten uns nie richtig gut leiden, aber eine
Sitzung am Curry-Tisch schaffte es irgendwie immer, die Falten auszubügeln,
weil wir so viel Hitze abstrahlten. Ich mochte auch ihren Geruch danach, wenn
sie sich auf dem Rücksitz räkelte, mit weit offenen Poren und verschwitzt, und
ihre Haut nach dem Zeug roch. Für uns ist ein anständiges Curry nach wie vor
eine Sache des Prinzips. Jedes Mal, wenn jemand am Nachbartisch Lamm Pasanda
oder diese Dansak-Pampe bestellt, lehnen wir uns bloß zurück und lachen. »Wir
haben Weicheier im Kühlschrank«, sage ich dann, »gib's mir, schnell«, und dann
nimmt sie ein Messer voll mit Mr Singhs doppelt scharfem Lime-Pickle, streicht
es wie Erdbeerkonfitüre auf ein Stück Nan-Brot und steckt es mir in den Mund,
ehe sie sich selbst eins nimmt, und wir beide grinsen übers ganze Gesicht.
Unseren Tischnachbarn verdirbt es schlagartig den Appetit auf ihre Papadams.
Auf einmal hatte ich Hunger, ja, Heißhunger. Ein Curry. Ein dickes, fettes,
saftiges Curry. Genau das, was ich jetzt brauchte.
    »Weißt du was, Audrey?«, sagte ich. »Das ist die beste
Idee, die du die ganze Woche hattest. Ich schäl mich schnell aus diesen
Klamotten und mach mich frisch, und dann stiefeln wir rüber. Hast du
reserviert?«
    »Für sieben Uhr«, sagte sie. »Geh ins Gästebad. Da sind
frische Handtücher.«
    Ich tat wie geheißen und war angenehm überrascht. Blaue
Handtücher im blauen Bad. Ich streute etwas Badesalz ins Wasser, wackelte mit
den Zehen und ließ mich schön einweichen, verdrängte so gut ich konnte jeden Gedanken
an die arme alte Schnüffelnase, die unten vor ihrer Treppe langsam steif
wurde. Ich würde irgendwas unternehmen müssen, falls keiner sie fand. Ich
meine, bei allem, was recht ist. Das Mindeste, was ich tun konnte, war, dafür
sorgen, dass sie in einem annehmbaren Zeitraum unter die Erde kam. Wir hatten
in dem Sommer übermäßig viele Ratten, eine Folge der globalen Erwärmung und von
Kim Stokies Mülltonnen, und mir behagte die Vorstellung gar nicht, dass sie bei
ihr durch die Diele huschten und ihr das Gesicht anknabberten. Und sobald sie
aus dem Weg war, konnte ich mich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig
war. Die Gummistiefel, wo Audrey gewesen war und was mit Miranda passiert war.
Ganz zu schweigen von der Sporttasche des Majors.
    Alles in allem gab es viel für mich zu tun.
     
    ***
     
    D as Essen war kein Erfolg. Es war,
wie wenn man am Schorf einer juckenden Wunde kratzt. Was immer man mir
hinstellte, es war einfach nicht das Richtige. Audrey ging's genauso, sie
bemäkelte sogar die Schärfe von Mr Singhs Lime-Pickle. Etliche Megatonnen zu
laff, beschwerte sie sich. Singh schüttelte bloß den Kopf, versicherte ihr, es
sei genau wie immer. Sie lehnte sich zurück und ihre Stirn glänzte von der
vertanen Anstrengung. Die Hitze hatte ihre Rüschenbluse halb durchsichtig
gemacht. Sie trug ihren schönsten knallroten Halbkörbchen-B H. Ihr war
streitbar zumute.
    »Wollen Sie damit sagen, es liegt an mir«, sagte sie,
»dass ich mich verändert habe, dass ich immun dagegen werde, so wie ich gegen
Penicillin immun bin?« Singh streckte eine beschwichtigende Hand aus. Er hatte
die elegantesten Hände, die ich je bei einem Mann gesehen hatte, dünn und zart,
die Haut knitterig wie Pergament, weiß in den Falten.
    »Weniger Pickle, Mrs Greenwood, ich flehe Sie an. Denken
Sie dran, der Unterschied

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