Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
Vom Netzwerk:
im
Schutz ihres Parfümschilds die Treppe hoch. Einer der wenigen Vorteile einer
Mitgliedschaft wäre der, ab und an mal den Anblick ihres Hinterns genießen zu
können. Rechts von mir führten zwei Schwingtüren in den Fitnessraum im Keller.
Ich hörte das Surren von Fahrrad- und Rudergeräten und diesen Dingern, die
einem vorgaukeln, sie wären anderthalb Meter Straße. Das sind sie nicht, denn
im Gegensatz zu normalen Straßen nehmen sie dir das Laufen ab. Du brauchst nur
die Füße aufzusetzen. Ein grundlegender Fehler im Konzept, aber das scheint
die Kunden nicht zu stören. Sie bringen sie auf Touren, sie fahren sie wieder
runter. Sie gehen glücklich nach Hause. Da bin ich wieder, Ma. Der König der
A31! Ich meine, wenn du auf einer Straße laufen willst, dann lauf gefälligst
auf einer Straße. Ein Widerspruch zu meiner früheren Bemerkung über Jogger,
ich weiß, aber andererseits, so sind wir Menschen nun mal, oder?
Widersprüchlich, was unsere Emotionen angeht.
    Ich schaute hinein. Da waren sie alle, zogen und strampelten
und keuchten, was das Zeug hielt, mit irren, starren Augen. Das Keuchen macht
es, das Keuchen zeigt dir, worum es beim Fitnessstudio eigentlich geht, das
Keuchen ohne Partner. Das Fitnessstudio ist die neue Form der Selbstbefriedigung,
nur in aller Öffentlichkeit, Masturbieren an Geräten. Einige der Frauen hatten
sich einen gewissen Sinn für Anstand bewahrt, sie lasen Zeitschriften, während
sie ihre Dreißigminutenrunde durch den Schwarzwald drehten, und plauderten
miteinander, aber die Männer... Weggetreten, alle wie sie da waren, schwer
gestraft: T-Shirts, die über Speckwülste hochgerutscht waren, Bäuche mit büscheligen
Haaren, in Schweiß gebadet und stöhnend, als würden sie es mit der
minderjährigen Nachbarstochter treiben, und Shorts, in denen nicht einmal Nurejew
bei der Zensur eine Chance gehabt hätte. Ein Muskelprotz mit kurzgeschorenen
Haaren, ein weißes Handtuch über die breite Schulter geworfen, stolzierte auf
seinen Hinterbeinen umher wie ein übergewichtiger Gockel, witzelte und
scherzte mit jedem. Zufrieden mit sich? Man konnte sich gut vorstellen, wie er
nach jeder erfolgreichen Sitzung auf dem Scheißhaus den Kopf zum Fenster
raussteckte und krähte. Er sah, dass ich ihn anschaute. Ja, du, du ausgemachter
Knackarsch.
    Ich ließ die Tür zuschwingen, sah mir das Schwarze Brett
an der Wand an. Ruderwettbewerb, Quizabend, ein Handtuch als Prämie bei jeder
fünften Benutzung des Schwebebads. Dann machte mein Herz einen kleinen Sprung.
Da war sie, lächelte mich in vollen Farben an, Miranda im Schneidersitz auf
dem Boden im Fitnessraum, angetan mit einem weißen Kaftan, und darunter ein
Formular für alle, die im Herbst ihren Yogakurs für fortgeschrittene Anfänger
belegen wollten. Einige hatten sich schon eingetragen: R. Vandenberg, Mary
Collier, Tina Newdick, G. Barret, Audrey Rainbird, Gail Fowler.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Hinter mir stand Pat Fowler in einem schwarzen Trainingsanzug
mit einem silbernen Längsstreifen am Bein, und sein pomadiges Haar glänzte wie
ein Ölteppich. Er muf felte auch
so. Pat Fowler hat alles, was das Herz begehrt, Fitnessstudio, liebende Frau,
C-Klasse-Cabrio, bloß keinen Hals. Der Kopf sitzt ihm auf den Schultern wie
eine Kröte auf einem Poller.
    »Al!« Er trat näher. »Na, das nenn ich eine Überraschung.
Erzähl mir nicht, du willst dich anmelden, nachdem du mir im Spread so oft die
Hölle heißgemacht hast.«
    Er schüttelte mir die Hand, kalt und klamm. Sah aus wie
eine Kröte, fühlte sich an wie eine Kröte. Sprach auch wie eine Kröte, ganz
tief und krächzend. Nie im Leben wäre Miranda auf ihn abgefahren. Kim sah
wenigstens menschlich aus. Er hatte wenigstens einen Hals zum Reinbeißen.
    »Da muss ich dich enttäuschen, Pat. Aber Audrey hat neuerdings
den Floh im Ohr, seit sie mit Tina gesprochen hat. Und mit deiner Frau. Ich
dachte, ich melde sie für ein Jahr an, als Überraschung.«
    »Bist du sicher?« Er warf einen Blick zu der jungen Frau
hinüber, die gerade wieder ihren Hintern auf den Hocker pflanzte. »Ich sag das
nur, weil manche Frauen das leicht falsch verstehen, eine Jahreskarte als Geschenk.
Als wollte man damit sagen, du bist eine unsportliche, wabbelige, fette Kuh,
und ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen.« Er blickte mich an. Wir
hatten uns nie gemocht.
    »Nein, nein. Sie liebäugelt ja selbst damit. Habt ihr Sondertarife?«
    »Wir haben einen Frühaufstehertarif für Pendler und

Weitere Kostenlose Bücher