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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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einen
Schwangerentarif, aber einen Hilf-mir-mit-der-Gattin-Tarif? Tut mir leid.« Er
blinzelte mit ausdrucksloser Miene. Gieriges kleines Arschloch.
    »Ach nein? Wie sieht's denn aus mit einem Nachbar-der-deine-Mum-jeden-Dienstagnachmittag-umsonst-zum-Bingo-kutschiert-hat-Tarif?
Hast du so einen vielleicht in der untersten Schublade?«
    Als es um Mum richtig schlechtstand und wir herkamen,
damit sie die letzten Monate hier verbringen konnte, schaute die alte Mrs
Fowler jeden Tag bei uns vorbei, um zu helfen, zu kochen, sie zu futtern und
all die peinlichen Sachen zu tun, die Mum ihrem Sohn ersparen wollte. Das
hatte ich nie vergessen. Sie war ein guter Mensch, diese Kathrine, eine
altmodische Frau vom Land, geblümte Kleider, große zupackende Hände. Als
Gegenleistung hatte ich ihr so manchen Gefallen getan, ihr immer mal wieder
unter die Arme gegriffen, als sie vom Leben gebeutelt wurde. Im Gegensatz zu
Sohn Nummer eins, der da vor mir stand.
    Er lächelte, ein hartes, leeres Etwas, goldblitzend. Er
scheffelte Geld, schon damals. Warum er nicht weggezogen war, blieb mir immer
ein Rätsel.
    »Ich könnte dir zehn Prozent geben«, sagte er und wippte
mit dem Fuß.
    »Wie wär's mit zwanzig?«
    »Fünfzehn. Mein letztes Wort. Das macht dann dreihundertvierzig.
Willst du's jetzt gleich erledigen? Karen, hast du mal ein Anmeldeformular?«
    Wir erledigten es, Audrey Massingham Greenwood, geboren
3. April 1955. Beruf: Hausfrau und Teilzeitmitarbeiterin in der
Bewirtungsbranche. Und noch immer am Leben.
    »Hast du das mit Miranda schon gehört?«, fragte ich, als
ich ihm die Kreditkarte überreichte.
    Seine Augen schwenkten einmal kurz herum.
    »Die Polizei war gestern da. DI Rump. Seine Frau ist Mitglied
bei uns.«
    »Echt? Ist sie auch in dem Kurs?« Ich deutete auf das
Schwarze Brett, fragte mich, wer das Foto gemacht hatte und wann. Es war dunkel
draußen. Nach Feierabend vielleicht.
    »Sie war im Anfängerkurs, also, ja, möglich, obwohl es bis
zu dem Termin noch ein bisschen hin ist. Miranda wird auch wieder einen
Anfängerkurs leiten, falls Audrey interessiert ist.«
    »Sie wird gar nichts leiten, wenn sie nicht wiederauftaucht.«
    »Die taucht schon wieder auf.« Er füllte die kleine grüngoldene
Mitgliedskarte aus und reichte sie mir. Audrey M. Greenwood. Mitgliedsnummer 28
764.
    »Ach ja? Du hörst dich verdammt sicher an.«
    »Miranda kann gut auf sich selbst aufpassen, jawohl. Du
solltest sie mal im Selbstverteidigungskurs für Frauen sehen. Die ist bei
irgendeinem Typen, mehr nicht.«
    »Ich wünschte, Ted wäre sich da so sicher wie du.« Ich
wünschte, ich wäre es auch. »Dann ist sie selbst hier auch Stammgast?«
    »Jeden Tag. Der Yogakurs war ihre Idee, und dafür darf sie
kostenlos das Studio nutzen. Sie hat das bessere Geschäft gemacht, aber so ist
unsere Miranda nun mal.« Unsere Miranda. Das gefiel mir nicht. Er rieb sich
die Hände. Er wollte die Sache hinter sich bringen. Schuldgefühle wegen seiner
Mum, ganz bestimmt.
    »Und hier war keiner, der sie belästigt hat?«
    »Das hat die Polizei mich auch gefragt. Nein, keiner. Das
hätte sich auch keiner getraut.«
    »Und als sie das letzte Mal hier war, ging's ihr gut?«
    »Es ging ihr prima, viel, viel besser.«
    »Besser?«
    »In der Woche davor musste sie den Kurs ausfallen lassen.
Sie hatte einen bösen Weisheitszahn. Musste gezogen werden. Hat ihr richtig zu
schaffen gemacht.«
     
    Ich saß zitternd im Wagen. Ich konnte ihn spüren, noch immer
in meiner Tasche. Wie konnte das ihrer sein? Ich dachte daran, wie die
Klamotten aus der Sporttasche gefallen waren, die Röcke und die BHs und die
Strümpfe und die Rüschenbluse, die mich an eine erinnerte, die sie mal
getragen hatte. Ach du Schande, der BH! Was, wenn sie den zur Polizei
brachten? Da war mit Sicherheit noch irgendwas von uns dran, die Handschuhe,
das Gras, Audrey, die vor freudiger Erwartung sabberte. Wenn die
Kriminaltechnik den in die Hände kriegte... Vielleicht war er ja gar nicht von
Miranda. Vielleicht war es bloß irgendein blöder Zufall.
    Ich holte das Taschentuch raus, faltete es diesmal ganz
auseinander. Beim ersten Mal war es mir nicht aufgefallen, aber jetzt sah ich
es sofort, das Monogramm in der Ecke, das hübsch verschnörkelte M, wofür ich
extra bezahlt hatte. Es gehörte eindeutig Miranda, es war eins von den
Spitzentaschentüchern, die ich ihr zum achtzehnten Geburtstag gekauft hatte,
bei einer alten Schachtel in Dorchester, extra schön verpackt in einer

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