Bindung und Sucht
dem Befinden der (zumeist weiblichen) Partnerpersonen (vgl. Barling et al. 1998; Burke et al. 1980 b; Jackson & Maslach 1982; Jones & Fletcher 1993 a, 1993 b, 1996; Long & Voges 1987). Diese Studien kamen in der Regel zu dem Ergebnis, dass höhere Arbeitsanforderungen, wie sie von den Berufsträgern berichtet wurden, in einem Zusammenhang mit Unzufriedenheit in der Ehe und geringerem psychischen Wohlbefinden der Partnerinnen standen.
In der gegenwärtigen Studie mit Paaren konzentrierten wir uns auf den Zusammenhang zwischen Arbeitssucht einerseits und der Zufriedenheit der Partner mit ihrer Beziehung andererseits. Insbesondere gingen wir der Frage nach, ob die Tendenz von Arbeitnehmern, zu viel Zeit und Mühe in ihre Arbeit zu investieren (Andreassen et al. 2007), einen Prozess in Gang setzen kann, der sich auf die Partnerpersonen auswirkt und deren Beziehungszufriedenheit mindert. Bisher haben nur wenige Studien nach den Folgen der Arbeitssucht bzw. des Workaholismus für die Beziehungsqualität gefragt, und diese Studien stützten sich auf jeweils nur eine Informationsquelle (die Selbstberichte der Arbeitnehmer oder ihrer Partnerinnen). Eine Ausnahme bildet nur die Untersuchung von McMillan et al. (2004). Ausgerechnet diese Studie arbeitete unglücklicherweise mit einer kleinen Stichprobe ( n = 46 Workaholiker, n = 42 Nicht-Workaholiker, und n = 40 Partner) und war daher statistisch nicht relevant genug, um Unterschiede zwischen den Einschätzungen arbeitssüchtiger und nicht-arbeitssüchtiger Personen oder auch der jeweiligen Partner bezüglich der Qualität ihrer Beziehung (im Sinne von Anpassung, Konsens, Zufriedenheit) anzuzeigen. Auch ging diese letztgenannte Studie nur den Unterschieden zwischen den Einschätzungen der Betroffenen selbst und ihrer Partnerpersonen nach, nicht aber dem Mechanismus, durch den Arbeitssucht sich in der Beziehung geltend macht. Das heißt, dass wir noch immer wenig darüber wissen, wie Arbeitssucht sich in derQualität der engen Beziehung der betroffenen Person niederschlägt. Das Hauptziel der gegenwärtigen Studie lautete, diese Lücke zu schließen und zu untersuchen, ob Workaholismus die Beziehungszufriedenheit der Partner durch einen indirekten Prozess des »Ausstrahlens« beeinflusst, vermittelt durch den Konflikt zwischen Beruf und Familie sowie das Maß an sozialer Unterstützung, das die Partnerperson erfährt. Dieser unser crossover -Ansatz stellt den vorausgegangenen Ansätzen mit der interindividuellen Ebene, genauer gesagt: der Dyade, einen weiteren Fokus der Untersuchung an die Seite (Westman 2002).
Workaholismus und Beziehungsqualität
Workaholismus ist ein individuelles Unterscheidungsmerkmal, das mit selbstauferlegten Anforderungen, zwanghafter Überarbeitung, der Unfähigkeit, die eigenen Arbeitsgewohnheiten zu steuern, und einer übertriebenen Hingabe an die Arbeit bis hin zum Ausschluss der meisten anderen Lebensaktivitäten zu tun hat (Robinson 1997). Immer mehr Anzeichen sprechen dafür, dass Workaholismus mit einer Einschränkung des seelischen und körperlichen Wohlbefindens einhergeht (z. B. Andreassen et al. 2007; Burke & Matthiesen 2004; Spence & Robbins 1992). Da Workaholiker überdies bereit sind, ihre persönlichen Beziehungen zu opfern, um Befriedigung aus ihrer Arbeit zu ziehen (Porter 2001), überrascht es nicht, dass die Forschung von einem negativen Zusammenhang zwischen Workaholismus und Beziehungsqualität ausgeht.
So haben Robinson und Post (1997) z. B. festgestellt, dass Arbeitssüchtige – anders als Menschen, deren Verhalten kaum Merkmale von Workaholismus zeigt – die Kommunikation in ihrer Familie eher als schlechter, die Rollen als weniger klar definiert und das Miteinander als weniger zärtlich wahrnahmen. Robinson, Flowers und Carroll (2001) sprechen mit Bezug auf Arbeitssüchtige im Vergleich mit Nicht-Arbeitssüchtigen auch vom Verlust emotionaler Bindungen, von mangelnder Fürsorgebereitschaft, vom verlorenen Begehren und vom Nachlassen der positiven Gefühle für die Partnerperson, von der sie sich auch physisch weniger stark angezogen fühlten. Im Einklang mit diesen Erkenntnissen berichtet Burke (1999 b), dass Arbeitssüchtige die Zufriedenheit mit ihrem Familienleben als deutlich geringer bewerteten als Menschen mit einer anderen Arbeitseinstellung (etwa begeisterte, unengagierte, entspannte oder desillusionierte »Arbeiter«). McMillan et al. (2004) fanden dagegen in ihrer Studie mit Arbeitssüchtigen und deren Partnern
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