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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Neßhöver
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Arten bewusst gehandelt, sei es, dass Arten unbeabsichtigt eingeschleppt werden, wie viele Arten in den Großen Seen, die durch Ballastwasser in den Schiffen dorthin kommen. Letztendlich aber sind invasive Arten und der Schaden, den sie anrichten, zum größten Teil unbeabsichtigt. Zwar werden immer wieder Arten bewusst eingeführt, wie die asiatischen Karpfen, um eine bestimmte Funktion zu erfüllen. Beispiele hierfür gibt es unzählige, so etwa die schon erwähnte giftige Aga-Kröte ( Bufo marinus ) in Australien, die in den 1930er-Jahren eingeführt wurde, um schädliche Käfer in Zuckerrohrfeldern zu bekämpfen, weil dies angeblich bereits in Puerto Rico und Hawaii, wo man die Kröte ebenfalls zu diesen Zweck eingeführt hatte, erfolgreich gewesen sei, was sich allerdings später als falsch erwies. Heute ist die Kröte in ganz Ostaustralien verbreitet und schädigt die einheimische Fauna massiv, da sie zum einen andere Tierarten, vor allem Amphibien, stark dezimiert, zum anderen durch ihr Gift zu zahlreichen Todesfällen unter potenziellen Fressfeinden sorgt, die schlicht als Art noch nicht die Erfahrung gemacht haben, dass man Aga-Kröten meiden sollte und sich beim Fressen einer Kröte vergiften kann.
    Anderen Arten erging es ähnlich. Sie wurden zu einem bestimmten Zweck eingeführt und machten sich dann ein Stück weit selbständig. In Deutschland ist dies zum Beispiel der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) , der als Bienenweide aus dem Kaukasus kommend angepflanzt wurde und sich lokal stark ausbreitete. Kommt man mit dem Saft der Pflanze in Berührung, kann dies durch chemische Reaktionen an der Sonne zu starken Verbrennungen führen. Einige der über 10 000 fremden Arten in Europa, die das europaweite DAISIE-Projekt in seiner Datenbank auflistet, sind solche Arten, die sich von dem eigentlichen Zweck ihrer Einführung entfremdet haben. Das Indikatorsystem des Bundesamtes für Naturschutz listet für Deutschland insgesamt 1149 eingewanderte Tierarten auf, von denen 264 fest etabliert sind.
    Bei den größten „invasiven“ Arten in Europa und auf der ganzen Welt verhält sich dies aber ganz anders. Sie dienen weiterhin dem Zweck, für den sie eingeführt wurden: der Ernährung des Menschen. Sie prägen mit dieser Serviceleistung für den Menschen mehr als alles andere unsere natürliche Umgebung …
Flächig mehr werden – die wundersame Vermehrung von Brot, Reis und Bioethanol
    Das Wunder der Brotvermehrung durch Jesus Christus ist eines der wesentlichen Gleichnisse in der Bibel im Markus-Evangelium. Im Grunde fasst es nichts anderes zusammen als einen zentralen Erfolg der menschlichen Kultur der letzten 10 000 Jahre: statt als Jäger und Sammler immer auf der Suche nach Nahrung zu sein, sein eigenes Essen anzubauen und dafür die Kräfte der Natur an einem Ort zentral nutzbar zu machen – durch die Landwirtschaft. Nach heutiger Erkenntnis entstand sie vor ca. 10 000 bis 12 000 Jahren im fruchtbaren Halbmond, einem Gebiet, dassich vom Mittelmeer aus nach Osten nördlich der Syrischen Wüste bis hinein in den heutigen Iran erstreckt. Dort waren die Bedingungen besonders gut, da sich viele Pflanzen- wie Tierarten zur Domestikation eigneten. So gab es etwa zahlreiche Grasarten mit vergleichsweise schweren Samen in der Gegend, wie Jared Diamond in seinem Buch „Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften“ darlegt. Damit waren ihre Sammlung und Zucht attraktiv, und allmählich überwogen die Vorteile des Sesshaft-Werdens und der Pflege dieser ausgesuchten Arten die des reinen Sammelns und Jagens.
    Aber bereits in dieser Zeit begann die Nutzung der dritten wesentlichen Komponente der Biologischen Vielfalt – der genetischen Vielfalt innerhalb von Arten. Die Selektion nach Eigenschaften, etwa der Eigenschaft einzelner Pflanzen, ihre Samen nach der Reife nicht einfach zu Boden fallen zu lassen, oder auch ihre Resistenz gegen Schädlinge, führte im Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden zur Entwicklung der zentralen Sorten an Nutzpflanzen und -tieren. Dabei blieb aber bis ins 20. Jahrhundert hinein noch eine hohe Sortenvielfalt erhalten.
    Schaut man in Kataloge von großen Samenzuchtfirmen des späten 19. Jahrhunderts wie etwa der Firma Benary aus Erfurt, so verblüfft die Formen- und Farbenvielfalt von Kohl-, Karotten-, Bohnen- und Zwiebelarten. Doch die Gründung solcher Firmen, die professionell die Weiterentwicklung von Arten betrieben, eine Aufgabe, die vorher noch vielfach

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