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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Neßhöver
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2012 zu dem Schluss, dass die Schlange erhebliche Auswirkungen auf die Säugetiere in den Everglades hat. Hierfür fuhr man in den Jahren 2003 bis 2011 nachts 56 Kilometer Straßen ab und verglich die Sichtungen von einheimischen Säugetieren mit denen vergleichbarer Aktionen inden 1990er-Jahren. Die Ergebnisse sind bemerkenswert. Die Anzahl der Waschbär-Sichtungen ging um 99 Prozent zurück, die der Opossums um 98 Prozent. Hasen konnten überhaupt nicht mehr beobachtet werden. Ferner waren die genannten Arten dort häufiger, wo erst kürzlich die ersten Schlangen beobachtet worden waren, was einen direkten Zusammenhang nahelegt.
    Auch kam es schon zu vereinzelten Opfern unter Menschen. In den letzten Jahren sind aus Florida sieben Todesfälle durch Pythons dokumentiert, meist kamen Schlangenbesitzer bei der unprofessionellen Handhabung der Tiere zu Tode, aber es starb auch ein zweijähriges Mädchen, das im Schlaf von einem entflohenen Python getötet wurde.
    Zu bekämpfen ist die Schlange nur schwer, da sie sich in den Everglades-Sümpfen sehr gut verstecken kann. Ein Senator aus Florida schlug 2007 im Kongress vor, ein Importverbot für die Schlangen zu verhängen, aber der Widerstand von Zoohändlern, Züchtern und Reptilienfans war erwartungsgemäß groß. Die Schlangen billig aus Vietnam oder Thailand zu importieren und teuer zu verkaufen ist einfach ein viel zu lukratives Geschäft, obwohl man die Tiere mittlerweile sehr gut züchten und damit die Nachfrage befriedigen könnte. 2011 hat die US-Regierung ein Handelsverbot erlassen – aber nur für den Tigerpython, nicht etwa für deren südamerikanisches Pendant, die Boa constrictor. Sie könnte an anderer Stelle ähnliche Schäden anrichten, wie Experten in den USA sagen.
    Ohnehin mag dies kaum etwas gegen die schon in Freiheit befindlichen Tiere ausrichten. Deswegen hat man Ende 2012 nun eine Kampagne gestartet und ein Kopfgeld auf die Schlangen angesetzt – ähnlich wie es das schon in früheren Zeiten für Ratten und andere Tiere in Mitteleuropa gegeben hat. Der „Python Challenge 2013“ klingt wie ein Golfturnier, soll aber zunächst die Aufmerksamkeit für das Problem verstärken und Menschen animieren, die Tiere aus der Natur zu sammeln – vom 12. Januar2013 bis zum Stichtag am 1. Februar 2013 waren es zunächst gerade einmal 41 Tiere, die so gefangen wurden. Dem tüchtigsten Fänger winkt ein Preisgeld von 1500 US-Dollar, für die längste Schlange gibt es 1000 US-Dollar. Dass solche Aktionen zu einer Ausrottung führen werden, ist eher unwahrscheinlich. Und so ist der Tigerpython ein Paradebeispiel für den manchmal so ambivalenten Umgang des Menschen mit der Natur. Die Nachfrage nach exotischen Haustieren kann mitunter eine Bedrohung der Schlange in ihrem natürlichen Lebensraum noch verstärken, die durch die regionale Nutzung als Nahrungs- und Schlangenleder-Ressource ohnehin schon stark gefährdet ist. Als Folge ist sie dort an manchen Orten schon ausgerottet. Auf der andere Seite der Welt wird der ursprüngliche Zweck, die Haustierhaltung, irgendwann eher lästig und man setzt die Tiere aus – mit erheblichen Konsequenzen für die regionale Tierwelt und auch für den Menschen.
    Ein ähnliches Problem gibt es mit einem anderen asiatischen Einwanderer in den USA. Diesmal geht es nicht um ein Haustier, sondern um den Import einer „Reinigungskraft“. Marmor- und Silberkarpfen (Hypophthalmichthys nobilis und molitrix) wurden in den 1970er-Jahren von Fischfarmern im Süden der USA importiert. Da sie sich von Algen ernähren, wurden sie eingesetzt, um Fischteiche davon frei zu halten, was auch gut gelang. In den 1990er-Jahren entkamen aber bei einer Überflutung einige Exemplare aus den Teichen, vermehrten sich rasch und begannen, sich über den Mississippi und dessen Nebenflüsse nach Norden auszubreiten. Die Karpfen können bis zu 1,20 Meter lang werden und vierzig Kilogramm schwer. Um so groß zu werden, fressen sie täglich etwa vierzig Prozent ihres Gewichtes an Plankton – Nahrung, die für die einheimischen Fische nicht mehr zur Verfügung steht. Sie haben keine natürlichen Feinde, und so stellen sie zum Beispiel im Illinois River bereits neunzig Prozent der gesamten Fischbiomasse.
    Nun kommt es zu einem weiteren großen Problem. Dass Flusssystem des Mississippi, in dem sich die Karpfen ausgebreitet haben, ist durch Kanäle mit den großen Seen der USA verbunden, das sogenannte Chicago Area Waterway System. Solche Kanäle sind beliebte

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