Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
von bis zu 8000 Kilogramm pro Hektar, also eine Vermehrung um das Vierzigfache. Wir haben damit die Produktionsleistung des Ökosystems zu unserer direkten Nutzung nahezu perfekt optimiert (Steigerungen sind immer noch möglich, versteht sich).
Wobei Optimierung in den meisten Fällen heißt: Konzentration auf die eine Dienstleistung der Natur, nämlich viel Nahrungsmittel auf wenig Fläche zu erzeugen. Andere Leistungen treten auf diesen Flächen zwangsläufig zurück, eine sich frei entwickelnde Natur ohnehin. Und doch haben einige wenige Pflanzen- und Tierarten davon unglaublich profitiert. Sie sind die Gewinner einer eingegangenen Symbiose mit dem Menschen. So basieren laut der Welternährungsorganisation FAO 75 Prozent unserer Nahrung auf gerade einmal zwölf Pflanzen. Führend sind dabei Weizen, Mais, Reis, Kartoffel und Soja – und das bei ca. 16 000 Pflanzen, die als Nahrungsmittel geeignet wären. Die Produktion von Mais liegt bei ca. 750 Millionen Tonnen pro Jahr weltweit, bei Reis und Weizen sind es ca. 650 Millionen. Die Kartoffel schafft es auf ca. 320 Millionen und die Sojabohne, mit stark steigender Tendenz, auf 260 Millionen. Übertroffen werden diese Feldfrüchte in der Produktion nur noch durch das Zuckerrohr mit 1700 Millionen Tonnen. Dieses wird aber zu großen Teilen für die Herstellung von Treibstoff genutzt, weniger für die Produktion von Zucker als Nahrungsmittel.
Bei insgesamt ca. 270 000 Pflanzenarten weltweit bedeutet das eine enorme Reduktion von Möglichkeiten – und ein klares Signal, wer die Gewinner sind: Mais wurde laut FAO im Jahr 2010 auf 162 Millionen Hektar angebaut, im Jahr 2000 waren es noch 137 Millionen, im Jahr 1965 106 Millionen, eine Zunahme seit 1965 um 65 Prozent. In den EU-Staaten waren es 2010 8,1 Millionen Hektar, davon entfielen 464 000 Hektar auf Deutschland.
Dies sind für Deutschland allerdings nur die Zahlen für den Körnermais. Hier sind die Anbauflächen über die letzten Jahrehinweg recht konstant geblieben. Anders sieht es beim Silomais oder Grünmais aus, wo nicht nur die Körner im Sinne eines Getreides, sondern die ganzen Pflanzen für das Futtersilo oder die Biomassenutzung geerntet werden. Lag hier die Anbaufläche im Jahr 2005 noch bei zusätzlichen 1,26 Millionen Hektar, so waren dies im Jahr 2011 laut Statistischem Bundesamt schon 2,04 Millionen Hektar. Eine Zunahme von sechzig Prozent in nur sechs Jahren. Bei einer Gesamtfläche des Ackerlandes in Deutschland von etwa 11,8 Millionen Hektar sind also mehr als 25 Prozent der Anbaufläche dem Mais gewidmet. Der Weizen dominiert hier noch mit fast 3,2 Millionen Hektar und damit etwa 27 Prozent, aber sein Anteil stagniert, der des Maises steigt vermutlich weiter, denn die Massengewinnung von Biomasse für die Energieerzeugung gewinnt enorm an Bedeutung, wobei hier die zentrale Eigenschaft von Mais gegenüber unseren heimischen Getreidearten zum Tragen kommt. Als „C4-Pflanze“ verfügt Mais über einen anderen, produktiveren Metabolismus und braucht weniger Wasser für die Produktion von derselben Menge Biomasse, auch wenn er dafür mehr Sonnenenergie benötigt. Dies ist ein Vorteil vor allem in trockenen und sonnenreichen Regionen.
Vom Grundgedanken der Evolution her, dass jede Art das Ziel hat, ihr Überleben oder das Fortdauern ihrer Gene zu sichern, gehört der Mais mit zu den erfolgreichsten Arten der Welt. Dies gelang aber vornehmlich durch das Eingehen einer Art Symbiose mit dem Menschen, der durch diese Bevorzugung seine Ernährung sicherstellen kann. Durch diesen enormen Erfolg hat sich der Mais zur co-dominierenden Pflanze dieses Planeten entwickelt, auch wenn die Abhängigkeit von Menschen bedeutet, dass der Mais ohne das menschliche Zutun kaum noch existieren könnte. Denn die meisten Maispflanzen, die heutzutage angebaut werden, wären gar nicht in der Lage, in einer nicht speziell für den Mais bewirtschafteten Umwelt zu gedeihen. Dafür wären wieder andere Anpassungen notwendig, wiesie einer der oben beschriebenen eingewanderten Arten durchaus gelungen sind.
Für den Menschen hat dies auch einen Preis, wie der amerikanische Autor Michael Pollan in seinem Buch „Das Omnivoren-Dilemma“ sehr anschaulich beschreibt: Ein immer größerer Teil unserer Ernährung basiert auf nur sehr wenigen Pflanzen, in Nordamerika zuallererst Mais. Man isst ihn nicht nur direkt, sondern die Pommes Frites werden in Maisöl frittiert, das Brötchen wird mit Maismehl gebacken, und etliche
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