Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Zusatzstoffe werden ebenfalls aus Maiskörnern und -keimen gewonnen. Und nicht zuletzt werden die Rinder des Hamburgers mit Mais gemästet – auch wenn sie eigentlich Grasfresser sind.
Die tierischen Gewinner – dank Soja
Wenn man sich den tierischen Gewinnern der Landwirtschaft nähern will, gerät neben dem Mais als Ernährungsbasis für Rinder, Schweine und Hühner noch eine weitere Pflanze in den Blickpunkt, die ähnlich wie der Mais als C4-Pflanze eine besondere Eigenschaft hat: die Sojabohne. Wie Bohne und Erbse gehört Soja zur Familie der Hülsenfrüchtler oder Leguminosen. Wie manch andere Pflanzenfamilien auch haben Leguminosen eine besondere Fähigkeit entwickelt, um ein knappes Gut für das Pflanzenwachstum, den Stickstoff, für sich zu gewinnen.
Leguminosen gehen in ihren Wurzelknöllchen eine Symbiose mit Pilzen ein, die die Fähigkeit besitzen, Stickstoff aus der Luft zu binden. Dafür werden die Pilze von den Pflanzen mit Kohlenhydraten versorgt. Lange war der zwischenzeitliche Anbau von Leguminosen der beste Weg, um landwirtschaftliche Flächen mit Stickstoff zu versorgen, erst die breite Einführung von Kunstdünger machte dies überflüssig. In der ökologischen Landwirtschaft hat der Leguminosen-Anbau diese Rolle wieder aufgegriffen.
Neben dieser Leistung von Leguminosen sind die Pflanzen aber auch als Zwischenprodukt in der Landwirtschaft von zentraler Bedeutung. Pflanzen und Samen von Leguminosen haben meist einen hohen Gehalt an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen und sind daher als Viehfutter von besonderer Bedeutung. Die Sojabohne ist dabei besonders relevant, sie enthält bis zu 34 Prozent an Protein.
Die Soja-Anbaufläche wächst von allen Anbauflächen am stärksten und betrug im Jahr 2010 102,4 Millionen Hektar weltweit. 1990 lag die Fläche erst bei der Hälfte, 1965 bei einem Viertel. Das hat aber weniger damit zu tun, dass die weltweite Nachfrage nach Tofu und anderen Sojaprodukten für den direkten Verzehr steigt, vielmehr ist es der Hunger der Menschheit nach Fleisch, der diese Entwicklung vorantreibt. Denn genauso, wie wir die Produktion von einigen wenigen Pflanzen immer weiter optimiert haben, verlangt auch die optimierte Tierhaltung nach Effizienz, und das heißt vor allem, die Nahrung der Tiere muss so energiereich wie möglich sein, um die Mastzeit, so weit es geht, zu verkürzen.
Schätzungsweise fünfzehn Milliarden Stück Geflügel, 1,3 Milliarden Rinder und 920 Millionen Schweine weltweit sind das Ergebnis. So wird geschätzt, dass allein ein Drittel der Getreideproduktion pro Jahr für die Fütterung von Tieren genutzt wird. Der „lange Schatten des Viehs“, wie der Bericht die Auswirkungen dieser sich entwickelnden Landwirtschaft nennt, ist in der Tat – sehr lang:
Die intensive Landwirtschaft in den Industrieländern belastet die Umwelt mit Nährstoffen, hat einen hohen Energiebedarf und macht einen breiten Einsatz von Antibiotika nötig, was zu Resistenzbildungen von Krankheitserregern gegenüber den Mitteln führen kann.
Die extensive Haltung von Vieh in den Trockengebieten der Erde führt häufig zu einer Überlastung der Produktionsfähigkeit dieser Gebiete und unterstützt damit eine Versteppung oder gar die Wüstenbildung.
Die Produktion einer Tonne Fleisch verbraucht zwischen 4000 (beim Huhn) und 16 000 Kubikmeter (beim Rind) Wasser.
Der Ausstoß von Lachgas und Methan durch Wiederkäuer fördert direkt den Klimawandel, ebenso die Emissionen aus ihren Ausscheidungen.
Der Bericht der FAO kommt hier zu dem Schluss, dass die Viehhaltung insgesamt – mit ihren vielen Auswirkungen auf die Umwelt – zu den fünf wichtigsten Treibern der globalen Umweltzerstörung gehört und damit auch die Biodiversität massiv beeinträchtigt, einerseits durch den durch sie unterstützten Klimawandel, vor allem aber durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume auf Kosten von Viehweiden oder Anbauflächen von Futtermitteln, wobei Soja an vorderster Front steht. Nicht zuletzt sind Nutztiere, die sich frei in der Landschaft bewegen oder später verwildern – z. B. Schweine, Rinder, Schafe oder Ziegen –, auch invasive Arten: Sie konkurrieren mit anderen, einheimischen Pflanzenfressern um die Ressourcen und zerstören unter Umständen empfindliche Ökosysteme. Vor allem auf Inseln, wo solche Tiere als Fleischressource eingeführt wurden, sind die Auswirkungen auf die örtliche Fauna und Flora erheblich.
Auch das Mehr hat Grenzen – vor allem in der Fläche
Deutschland
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