Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
führen kann. Oder sei es durch eine einfache Autobahnfahrt. Denn jeder, der regelmäßig auf der Autobahn fährt, trägt zur Ausbreitung einer der erfolgreichsten invasiven Pflanzen in Deutschland bei. Manchem ist das vielleicht schon aufgefallen: An den Rändern vieler Autobahnen vor allem im Westen Deutschlands gibt es seit einigen Jahren im Spätsommer eine schöne gelbe Blütenpracht, und im ersten Moment mag man denken, es handele sich um Raps. Die Pflanze kommt aber von weit her. Das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio ineaquidens) ist eine Pionierpflanze aus Südafrika und kam vermutlich erstmals bereits in den 1890er-Jahren per Schiff mit Wollimporten nach Europa. In den 1970er-Jahren breitete es sich von Belgien bis ins Ruhrgebiet und darüber hinaus aus. Standorte waren zumeist Häfen und Bahngleise, zunehmend aber auch Straßenränder. Durch die lange Blüh- und Fruchtphase von Juni bis zum Wintereinbruch mit dem ersten Frost werden große Mengen Samen produziert. In den 1990er-Jahren wurde das Greiskraut durch den zunehmenden Verkehrvon Westen in die neuen Bundesländer gebracht. Die Pflanze ist also ein echter „Wendegewinnler“ und zeigt, wie auch die Natur durch den Eisernen Vorhang beeinflusst worden ist. Und auch in den Küstendünen der Nordsee kommt diese Art zunehmend vor – gänzlich ohne Autoverkehr. Was zeigt, wie vielfältig die Verbreitungsmöglichkeiten für Pflanzenarten in Deutschland sind. Vielleicht kam sie durch Heuimporte vom Festland auf die Inseln, wo Heu zum Beispiel regelmäßig genutzt wird, um Wege in den Dünen abzudecken.
Das Schmalblättrige Greiskraut ist giftig, wie auch verwandte heimische Greiskrautarten. Da wir unsere Nahrungsmittel allerdings nicht an Straßenrändern anbauen, ist die Gefahr einer Vergiftung für den Menschen derzeit gering. In der Heimatregion der Art in Südafrika, wo die Pflanze auch in Äckern wächst, stellt dies aber ein Problem dar, und in Südfrankreich, wohin das Greiskraut ebenfalls eingewandert ist, wächst es auch in Wiesen. Wenn sich die Art noch weiter anpasst, könnte sie zu einem echten Problem werden. Auch weil sie, wie bei eingewanderten Arten vielfach der Fall, nur wenige Fressfeinde hat und obendrein recht robust ist gegen Bekämpfungsmaßnahmen wie Mahd und Herbizid-Einsatz.
Bisher verdrängt das Greiskraut noch keine einheimischen Arten, wenn es aber mit seiner Dominanz an Straßenrändern andere Flächen wie Wiesen und Dünen erobert, kann es sich zu einem Problem entwickeln.
Riesenschlangen und hüpfende Karpfen – Nordamerika hat da ein paar Probleme
Während in Europa, sieht man einmal von der hohen Zahl der Einwanderer ab, die Schwierigkeiten mit eingewanderten Arten noch vergleichsweise überschaubar sind, gibt es in vielen Regionender Erde massive Probleme. Australien mit seiner Kaninchenplage und der Ausbreitung der giftigen Aga-Kröte ist ein gutes Beispiel, ebenso Neuseeland, wo das Einschleppen zahlreicher europäischer Arten viele Ökosysteme massiv verändert hat und vor allem viele Vogelarten aussterben ließ.
Aktuell gibt es in Nordamerika zwei Arten, die zu einem extremen Problem werden. Zunächst einmal geht es um ein „Haustier“, das nicht jedermanns Sache ist: der aus dem tropischen Südostasien stammende Dunkle Tigerpython ( Python bivittatus) – ein in den gesamten USA beliebtes exotisches Tier. In ihren Heimatländern wird sie zu Nahrungszwecken und zur Schlangenlederproduktion massiv verfolgt und befindet sich mittlerweile auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Ihre Beliebtheit als Haustier trägt dazu bei.
Allerdings ist es mit dem Haustier Riesenschlange so eine Sache: Sie wird größer und größer, im Falle des Tigerpython bis zu 6,5 Meter Länge bei siebzig Kilogramm Gewicht. Daher wurden einige der Tiere irgendwann ausgesetzt oder entkamen schlicht Reptilienhändlern und -haltern. Im warmen, tropischen Florida konnten sie das überleben und sich seit 1979 etablieren und fortpflanzen. In den letzten Jahren ist es zu einer rasanten Vermehrung und Ausbreitung gekommen, 2007 wurde der Bestand auf über 30 000 Tiere geschätzt. Biologen gehen davon aus, dass sich die Schlange auch nach Georgia und Louisiana ausbreiten kann. Die Schlangen stellen ein immer größeres Problem für die einheimische Tierwelt dar, sogar den in den Everglades in Florida dominierenden Alligatoren machen sie Konkurrenz um deren Nahrungsressourcen. Eine aktuelle Studie amerikanischer Forscher um Michael Dorcas kommt
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