Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
als schon weitgehend „ausgenutztes Land“ zeigt, dass es ein sehr einfaches Problem bei der Nutzung für die Landwirtschaft gibt: die Fläche. Über die letzten zwanzig Jahre hat die landwirtschaftlich genutzte Fläche konstant abgenommen, vor allem zugunsten bebauter Fläche. Von 1993 bis 2011, also in achtzehn Jahren, nahm die Agrarfläche in Deutschland von 17,2 Millionen Hektar auf 16,7 Millionen Hektar ab. Und dabei hat dasAckerland (11,84 Millionen Hektar) gegenüber dem Grünland (4,65 Millionen Hektar) konstant an Boden gewonnen, was aus verschiedener Hinsicht ein Problem ist. Wiesenflächen sind tendenziell artenreicher, aber auch nachhaltiger in der Erbringung von Dienstleistungen für den Menschen. Die Bodenerosion auf Grünland ist deutlich geringer, und im Boden wird mehr Kohlenstoff gespeichert als in Ackerböden.
Angesichts solch großer Dimensionen von Millionen von Hektar macht man sich kaum klar, um welche Flächen es dabei geht. Um die Zahl besser fassbar werden zu lassen, greift man gerne auf Indikatoren zurück, also Zahlen, die einen bestimmten Zustand oder Trend anzeigen, der letztendlich darauf schließen lässt, ob die Maßnahmen der Politik auf ein Ziel hin erfolgreich sind. Für den Flächenverbrauch durch Siedlungen und Verkehrswege, also versiegelte Flächen durch Baumaßnahmen, hat man entsprechend die Fläche hergenommen, die in Deutschland pro Tag neu versiegelt wird. Das kann das große Einkaufszentrum auf der grünen Wiese sein oder das neue Wohngebiet. Nicht unwichtig sind aber auch die Verkehrswege, zum Beispiel der dreispurige Ausbau einer bestehenden Autobahn oder die neue Umgehungsstraße einer Landstraße. Es betrifft aber auch im Kleinen den zweiten Autostellplatz im eigenen Garten, den man pflastert, oder die „Nachverdichtung“ in der Stadt, wo in größere grüne Höfe noch weitere Wohngebäude eingebaut werden. Was aber bedeutet das in ganz Deutschland pro Tag? Um es in der üblichen Einheit auszudrücken: Derzeit geht es je nach Konjunkturlage um zwischen 156 und 250 Fußballplätze an täglicher Neuversiegelung. Neu angelegte Fußballplätze gehören im Übrigen mit zu diesen Flächen. Ein Fußballplatz ist dabei mit einem halben Hektar angesetzt, die jährliche Versiegelung schwankt also im Laufe der letzten Jahre zwischen 125 Hektar (Hochkonjunktur im Jahr 2004) und 78 Hektar im Jahr 2009 (wo die Finanzkrise erstmals zugeschlagen hatte). Bei einem Mittelwert über die letzten Jahrevon 94 Hektar pro Tag werden jährlich 34 310 Hektar – oder das Doppelte an Fußballplätzen – in Deutschland versiegelt. Dies entspricht einer Fläche so groß wie ein Drittel Berlins.
Der Anteil an Verkehrsflächen liegt seit vielen Jahren recht konstant bei etwa 22 Hektar Zunahme pro Tag, stark zugenommen haben in den letzten zehn Jahren die Erholungsflächen und Friedhöfe, während vor allem die Gebäudebebauung inklusive Betriebsflächen über die Jahre hinweg betrachtet zwischen zwanzig und fünfzig Hektar pro Tag schwankt. Alles in allem zeigt sich zwar ein leicht abnehmender Trend, aber bei einem wirtschaftlichen Aufschwung kann sich dies schnell wieder ändern.
Das vor einigen Jahren in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung festgelegte Ziel liegt deutlich unter den derzeitigen 94 Hektar – nämlich bei dreißig Hektar, die im Jahr 2020 erreicht sein sollen. Dahin ist es noch ein weiter Weg – aber ein lohnender, um ein weiteres Schwinden landwirtschaftlicher Flächen zu vermeiden, denn trotz all den großen Mengen, die in der Landwirtschaft in Deutschland produziert werden, ist jeder Deutsche mit seinem Konsum weiterhin ein Importeur von landwirtschaftlicher Biomasse aus dem Ausland.
Für jeden Einzelnen von uns gilt das direkt, wenn wir an Kaffee, Tee, Ananas, Kiwis oder auch nur Kartoffeln aus Nordafrika denken. Insgesamt, so geht aus einem Gutachten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hervor, gehen neunzig Prozent der in Deutschland erzeugten Biomasse von Feldern und Wiesen (insgesamt ca. 53 Millionen Tonnen jährlich) in unsere Nahrungsmittel, in Tierfutter und in die industrielle Produktion. Hinzu kommen aber nochmals etwa dreißig Prozent dieser Menge aus Importen. Kaffee, Tee oder die Ananas machen dabei relativ wenig aus, den Großteil bildet Soja und dient der Tierfütterung und damit unserem Fleischkonsum. Unserer Landnutzung pro Kopf übersteigt damit deutlich die Fläche, die wir dafür in Deutschland eigentlich zur Verfügung
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