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Biografie eines zufälligen Wunders - Roman

Biografie eines zufälligen Wunders - Roman

Titel: Biografie eines zufälligen Wunders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Residenz
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sich um ein aufgelassenes Gewerbegebiet am Stadtrand von San Francisco. Vor der Metalltür des heruntergekommenen Lagers hatte sich eine lange Schlange von Obdachlosen gebildet, die alle etwas dazuverdienen wollten. Sie stanken fürchterlich und stritten miteinander. Die mitgebrachten Hunde bellten sich in ihren Käfigen und schmutzigen Säcken die Lunge aus dem Leib. Das ist wie beim Weltuntergang, dachte Lena und hielt die Szene später in ihrem Tagebuch fest.
    Man wurde einzeln eingelassen. Die Metalltür ging auf und der Verkäufer ging mit seiner Ware hinein. Nach wenigen Minuten kam der Nächste an die Reihe.
    »Warum sind deine so ruhig?«, fragte Lenas Nebenmann. »Tote werden nicht genommen. Nur die Lebenden. Und am besten sollten sie dick sein.«
    »Dick? Wie können streunende Hunde dick sein? Die sind doch hungrig und unglücklich …«
    »Ich habe meine Hunde ein paar Tage lang gemästet! Für Bauchspeck legen die angeblich eine Hrywnja drauf. Man muss aber feilschen.«
    »Das hier ist doch ein Tierheim, oder?«, fragte Lena mit letzter Hoffnung. Die Menge lachte sie schallend aus. Lenas Nebenmann beruhigte sie überraschend freundlich:
    »Keine Panik, du gute Seele du. Die einen leben und die anderen sterben. So ist das auf der Welt. Du wirst auch einmal sterben, ich werde sterben, unter einer Brücke wie ein Hund. Wenn man das so betrachtet, dann haben die Burschen hier eigentlich Glück. Sie werden in noblen China-Restaurants ihr Ende finden.«
    Lena kreischte entsetzt auf und rannte mit ihren beiden Hündinnen und einem zerstörten Glauben an die Menschheit davon.
    Am darauffolgenden Tag saß sie schon frühmorgens auf dem Polizeirevier. Ein Beamter hörte ihr aufmerksam zu, führte das eine oder andere Telefonat, ging ein paarmal aus dem Zimmer hinaus und fragte Lena schließlich nach ihrem Pass.
    »Ich habe keinen Pass«, antwortete Lena, »ich lasse gerade einen neuen ausstellen, den alten habe ich verloren. Aber ich bitte Sie, Herr Polizist, fahren Sie jetzt gleich dorthin, sonst machen die sich aus dem Staub. Dort sind Hunderte von Hunden. Man könnte sie noch retten.«
    »Frau Olena …«, setzte der Polizist an.
    »Lena.«
    »Lena. Ist Ihnen bewusst, dass ich Sie jetzt für drei Tage verhaften kann, bis Ihre Identität festgestellt ist?«
    »Mich? Verhaften? Wofür?«
    »Sie kommen hierher, lassen haarsträubende Geschichten über irgendwelche Hunde und China-Restaurants vom Stapel, und haben selbst nicht einmal einen Pass dabei. Woher soll ich wissen, ob Sie nicht aus dem Irrenhaus geflohen sind? Vielleicht schlachten Sie in Wirklichkeit Leute ab und erzählen mir stattdessen irgendwas von irgendwelchen Hunden?«
    »Ich schlachte keine Leute ab!«, entrüstete sich Lena. »Wovon reden Sie?! Ich habe einfach nur meinen Pass verloren. Ich heiße Lena …«
    »Das werden wir herausfinden. In der Zwischenzeit bleiben Sie hier in der Untersuchungszelle.«
    »Und die Hunde …«
    »Kümmern Sie sich lieber um sich selbst, das wäre mein Tipp an Sie. Und die Hunde, tja … die können warten«, sagte der Polizist und grinste schadenfroh.
    Lena blieb im Polizeirevier, jedoch nicht lange. Gegen Abend ließ man sie wieder gehen, ohne wirklich geklärt zu haben, wer sie war. Theoretisch konnte sie sowohl aus dem Irrenhaus entlaufen sein als auch Menschen abgeschlachtet haben. Die Polizisten hatten keine Zeit, sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen. Sie machten sich um ihren eigenen Ruf Sorgen, denn sie wussten über den Handel mit eingefangenen Hunden sehr wohl Bescheid und verdienten ihre Prozente daran. Das erfuhr Lena von Obdachlosen, die sie die ganze nächste Woche lang intensiv befragte. Sie zeichnete die Gespräche mit einem geliehenen Tonbandgerät auf und schickte die Aufnahmen zusammen mit detaillierten Kommentaren an die Stadtverwaltung. Darin ging es um eine Gruppe von Geschäftsleuten, die gute Kontakte zu großen China-Restaurants pflegten (hauptsächlich in Kiew, eines in Lemberg, drei in Charkiw), welche sie mit Hundefleisch belieferten. Die Hunde mussten lebendig sein, weil sie unmittelbar vor der Zubereitung getötet wurden.
    Als Lena keinerlei Antwort von der Stadtverwaltung erhielt, beschloss sie, selbst dort aufzukreuzen. Sie war sich sicher, kein Risiko einzugehen, da bei der Verwaltung niemand das Recht hatte, sie festzunehmen.
    »Ich komme zum Tierschutzverantwortlichen«, sagte Lena der Empfangssekretärin, welche die Bürger auf die entsprechenden Zimmer verteilte.
    Die

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