Biohacking - Gentechnik aus der Garage
verschickt es über das Internet. Beim Bauern steht eine Maschine, die die Schutzgene in das neue Saatgut einbaut. Und warum sollte dasselbe nicht auch für unsere Haustiere funktionieren?
Welche Projekte anderer Biohacker findest du spannend?
Ich denke, dass die wichtigste Neuerung in den nächsten zehn Jahren der private DNA-Drucker sein wird. Einige in der Biohackerszene denken genau darüber nach. Sobald so ein Apparat verfügbar ist, wird die Bewegung einen riesigen Sprung machen. Bislang ist die Beschaffung der künstlichen DNA das größte Problem. Es dauert, es kostet Geld, und vielleicht funktioniert das designte Molekül nicht einmal, dann ist es verlorenes Geld und verlorene Zeit. DNA-Drucker würden diese Probleme mit einem Schlag lösen. Auf der DIY-Liste wird außerdem gerade die Idee diskutiert, eine Art Warenlager für die genetischen Bausteine, die wir verwenden, und die Bakterien, die wir nutzen, aufzubauen. Über eine Website könnte jeder das anfordern, was er braucht. Es wäre fantastisch, wenn wir nicht nur die Sequenzdaten untereinander tauschen könnten, sondern echte Gen-Fragmente.
Wo siehst du DIY-Biologie in fünf oder zehn Jahren?
Bislang haben wir nur die Vorarbeiten gesehen, um Amateuren den Weg in die Biotechnologie zu bahnen. Aber jetzt haben wir alle Werkzeuge. Wir haben PCR-Maschinen, Zentrifugen und Gel-Elektrophoresekammern. Bald werden die ersten molekularen Werkzeuge dazukommen, wie das Plasmid, an dem ich arbeite. Und wir haben nahezu alle wichtigen Protokolle für Amateuranwender umgeschrieben. Die Biohacker aus Los Angeles haben zum Beispiel ein äußerst einfaches Rezept für die Aufreinigung von Plasmiden entwickelt. Was wir jetzt noch brauchen, ist wie gesagt eine billige Quelle für synthetische DNA. Mit all dem anderen Zeug kann man schon ganz ordentlich traditionelle Molekularbiologie betreiben. Aber die alten Methoden sind nervig und langsam: Man muss das Erbmaterial isolieren, das man als Ausgangsmaterial nutzen möchte, man muss die genetische Veränderung einbauen, sie zur Kontrolle sequenzieren lassen. Und man muss testen, ob es funktioniert. Die Synthetische Biologie soll das alles überflüssig machen. In fünf Jahren sollte es Design-Software geben, mit der jeder Erbmaterial designen kann. Vielleicht gibt es dann schon DNA-Drucker. Anderenfalls kann man die selbst entwickelten Bausteine günstig bei einem Dienstleister produzieren lassen. Biotechnologie wird dann so einfach sein, wie heute einen Text zu schreiben, zu bearbeiten und schließlich auszudrucken. Nur entstehen dabei Organismen, die tun, was wir von ihnen wollen. Vielleicht produzieren sie Indigo, mit dem wir unsere Klamotten färben können. Oder sie stellen Laktase her, weil jemand in der Familie Laktose-intolerant ist. Oder sie riechen vielleicht einfach nur speziell.
Wie schätzt du die möglichen Gefahren aus Amateurlabors ein?
Je länger ich darüber nachdenke, desto absurder erscheint mir dieses Problem. Die Wahrscheinlichkeit, dass man die üblichen Laborbakterien oder auch Pflanzen in etwas Gefährliches verwandelt, ist in etwa so hoch, als würde man „zufällig“ das Schreibprogramm „Word“ in „Stuxnet“ verwandeln. Und wenn Bioterrorismus aus Garagen so wahrscheinlich ist, wie FBI und CIA uns glauben machen wollen, warum ist das dann noch nicht passiert? Es ist nicht schwierig, an gefährliche Keime wie Anthrax oder Ebola zu gelangen. Sie tauchen alle in der freien Wildbahn auf. Man muss sie nur einsammeln und an anderen Orten verteilen. Oder Polio, oder Tuberkulose, oder Legionellen. Bioterrorismus braucht keine synthetische Biologie, um einem Angst zu machen. Leute, die Bioterror aus Garagen als ernstzunehmende Bedrohung darstellen, versuchen bloß, Angst zu verbreiten, um ihren Berufsstand zu rechtfertigen.
Wie denkst du über das Outreach-Programm des FBI?
Die Behörde sollte sich und ihre Methoden aus der Gemeinde der überwiegend umsichtigen Wissenschaftsbegeisterten heraushalten. Andere Biohacker, die bereits mit dem FBI zu tun hatten, haben die Behörde mit der Stasi verglichen. Besessen vom Überwachungsgedanken, stiftet sie Menschen dazu an, ihre Mitbürger auszuspionieren, und verbreitet überall Angst. Die CIA arbeitet inzwischen genauso. So wie ich das sehe, haben diese Behörden die Möglichkeit, die gesamte Kommunikation zu kontrollieren: E-Mails, Suchmaschinen, soziale Netzwerke. Deshalb habe ich mich in der letzten Zeit viel mit
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