Biohacking - Gentechnik aus der Garage
BioBricks bekommen, müssen wir Tom Knight dann natürlich fragen.
Knight: „Wer Garagenbiologe ist, wird von uns nichts bekommen, es sei denn, da ist jemand, ein Angehöriger eines Instituts, eines Colleges oder einer Highschool, also jemand, den man anrufen und fragen kann, was zum Teufel sein Team da so macht. Zum anderen möchte ich betonen, dass wir nichts verschicken, was irgendwie gefährlich ist. Wir nehmen für das BioBricks-Register gar keine Teile an, die toxische Gene oder sonst irgendwelche schlechten Sachen enthalten, die wir auch nur vage als problematisch verdächtigen. Alles, was wir verschicken, sollte in einem Labor der niedrigsten Sicherheitsstufe bearbeitet werden können. Man sollte es nicht essen, aber wenn doch, würde nichts passieren.“
Trotzdem hat die Do-It-Yourself-Biologie doch viel mit iGEM und Synthetischer Biologie zu tun?
Knight: „Es gibt da sicher Überlappungen. Kay Aull, die in vielen Berichten als Biohackerin genannt wird, hat zum Beispiel eine Zeitlang in meinem Labor gearbeitet. Und Mac Cowell auch.“
Sie halten es für riskant, gentechnisches Werkzeug an Do-It-Yourself-Biologen abzugeben, aber nicht an Schüler von Highschools?
Knight: „Die Firma Carolina Biological Supply verkauft seit Jahren schon Klonierungskits an Schüler, mit denen man ein Fluoreszenz-Gen in Bakterien schleusen kann. Wir machen nicht viel anderes als das. Man kann kreativ sein beim Zusammenbauen der Teile, aber wir geben den Leuten nicht die Teile einer Waffe. Ich bin viel mehr besorgt über Leute da draußen, die ganz gezielt Ärger machen wollen. Wenn diese Leute aber einigermaßen intelligent sind, dann haben sie einfachere Wege, als das zu verwenden, was wir nutzen, oder von uns zu lernen. Man muss kein Molekularbiologe sein, um Anthrax-Bakterien in Texas aus der Erde zu holen, oder so etwas in der Art. Dafür ist man besser Mikrobiologe, und das ist etwas ganz anderes, als mit DNA zu arbeiten.“
Auch bei Knight hat das FBI aber bereits angeklopft und freundlich, aber bestimmt darum gebeten, „die Augen offen zu halten, was andere tun, und auf schlechte Dinge zu achten, die in der Community passieren könnten“, erzählt er, „die haben ein paar Bedenken bezüglich der DIY-Bio-Bewegung, wegen der unkontrollierten, unbeaufsichtigten Laissez-faire-Kultur.“
In Tom Knights Büro ist die Gefahr eher physischer als biotechnischer Art. Die Papierberge rund um seinen Schreibtisch und die im Vorraum gestapelten Kartons und Biotech-Geräte könnten ihn und jeden Gast ziemlich leicht unter sich begraben. Man müsste nur irgendwo den ersten „Brick“ anstoßen.
Wir schaffen es aber sicher wieder hinaus in das Beton-Glas-Labyrinth des Stata Centers und verlaufen uns erst einmal. Nach einigem Herumirren landen wir dann wieder im Erdgeschoss beim iGEM-Festival. Auf dem Boden der BioBrick-Tatsachen. Denn viele der Teams stellen beim Arbeiten mit den Genbausteinen, die standardisiert und zuverlässig sein sollen, fest, dass doch längst nicht alle funktionieren. Immer wieder haben sich fehlerhafte BioBricks eingeschlichen. Diese zu erkennen und aus der Sammlung zu entfernen, ist allerdings mühsam. Und die Studenten sind nach dem Wettbewerb wieder über den Globus verstreut, und die meisten Projekte werden nicht weiterverfolgt. Offensichtlich lässt sich die Komplexität lebender Systeme mit ein wenig Standardisierung eben bislang doch noch nicht zuverlässig überwinden, jedenfalls nicht so einfach: Ein BioBrick, der in der einen Kombination funktioniert, versagt mitunter in anderen, weil er vielleicht an einem anderen Ort im Erbgut des Bakteriums oder der Hefe sitzt und dort andere Bedingungen für das Ablesen der Geninformation herrschen. Positionseffekte nennen Genforscher dieses Phänomen, das Gen-Ingenieure schon seit den Anfängen ihrer Kunst verzweifeln lässt.
Nach mittlerweile fast zehn Jahren iGEM-Wettbewerb und fleißigem Sammeln Tausender BioBricks wartet Knights Standard in der Forschergemeinde also noch immer auf den Durchbruch. Aber vielleicht liegt es auch an den unterschiedlichen Philosophien von Biologen und Ingenieuren, die sich nur langsam durchmischen. Bislang ist die Verwendung der Gen-Legosteine jedenfalls auf den spielerischen iGEM-Wettbewerb und ein paar Labors begrenzt.
Do-It-Yourself-Biologen würden die BioBricks aber liebend gern verwenden. Sie bekommen sie aber nur in Ausnahmefällen. Nur weil Profi-Forscher und eine akademische Institution für die
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