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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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Gesundheitsfragen nicht bereits Schule gemacht hätte. In „23andWe“-Projekten etwa (der Buchstabenaustausch ist keine zufällige Mutation, sondern soll den Schritt vom Ich zum Wir in diesen Projekten verdeutlichen) geben Kunden des Unternehmens auf dessen Website freiwillig, aber anonymisiert Informationen über sich, ihre Krankengeschichte und ihren Gesundheitszustand preis. Sie tun das in der Hoffnung, dass Computeralgorithmen in der Lage sein werden, Zusammenhänge zwischen diesen physiologischen Daten und dem bekannten Genprofil der Nutzer herzustellen.
    Idealerweise ließen sich daraus individuelle Tipps für einen gesünderen Lebensstil oder auch Hinweise für den Hausarzt auf sinnvolle Medikamente und deren Dosierungen ableiten. Eine Gruppe von Migräne-Patienten, bei denen sich eine oder mehrere übereinstimmende Genvarianten finden, könnte etwa Hinweise auf die Entstehungsweise der Krankheit liefern oder auch die Diagnose und Früherkennung verbessern. Solche Übereinstimmungen lassen sich nur mit Daten von sehr viel mehr Menschen finden als in klinischen Studien üblich. Denn bei Krankheiten, die auf dem Zusammenspiel vieler Gene und auch Umwelteinflüsse beruhen, ist der Einfluss einzelner Genvarianten sehr klein.
    Um diese Genvarianten zu finden, stützen sich Forscher bislang vor allem auf Studien an möglichst ähnlichen Menschengruppen – solchen, die sich etwa vergleichbar ernähren oder viele Gene gemeinsam haben. Anne Wojcickis Ehemann Sergey Brin, Google-Gründerund 23andMe-Investor, hält diesen Ansatz jedoch für zu langsam und zu teuer. Mit Googles Techniken zum Durchsuchen und Sortieren unüberschaubarer Datenmengen will Brin möglichst viele gesunde Menschen mit möglichst vielen Kranken vergleichen. Die Idee ist, nicht nur hundert oder maximal etwas über tausend Probanden, wie in klinischen Studien Standard, sondern Zehntausende oder gar Hunderttausende zu erfassen. 41
    Brin hofft vor allem, neue Hinweise auf die Ursachen von Parkinson zu finden, denn der 39-Jährige weiß aus einer 23andMe-Analyse, dass er eine Genmutation trägt, die die Wahrscheinlichkeit erhöht, die Krankheit zu bekommen. In der Familie scheint sie auch gehäuft aufzutreten, Mutter und Tante etwa leiden darunter. Trotzdem bedeutet all das weder eine sichere Prognose, noch gibt es einen Test, der Brin frühzeitig anzeigen könnte, ob sich bei ihm die Schüttellähmung bereits anbahnt. Und es kann ihm auch niemand mit Gewissheit sagen, ob er den Ausbruch der Krankheit mit mehr Sport, weniger Kaffee oder gar – wie eine Studie der Duke University ergab – mit dem Rauchen von Zigaretten verhindern könnte.
    Vier Millionen Dollar hat Brin deshalb in eine Variante der Parkinson-Forschung investiert, die ähnliche Tools wie Google nutzt. Die 23andMe angeschlossene Initiative ist ein Kooperationsprojekt mit dem Parkinson-Institut im kalifornischen Sunnyvale und der Michael-J.-Fox-Stiftung. Sie vergleicht zehntausend Patienten mit Zehntausenden 23andMe-Kunden und erfasst gleichzeitig möglichst viele persönliche Informationen über deren Leben, die auf freiwilliger Basis erhoben werden. Dazu gehören die Häufigkeit von Kopfschmerzen, eventuelle Müdigkeitsanfälle oder gelegentliche Gleichgewichtsstörungen.
    So werden gezielt die bereits bekannten Vorboten einer Parkinson-Erkrankung abgefragt. Im bislang eher dunklen Teil des Daten-Heuhaufens wird aber ebenfalls herumgestochert: Raucher? Verheiratet? Beruf? Haare auf dem Rücken oder Grübchen im Gesicht? „Anstatt nur Informationen aus offiziellen Kanälen anzuzapfen, zum Beispiel von Neurologen in Spezialkliniken, sammeln wir Daten direkt von den Patienten“, sagt Nicholas Eriksson, Bioinformatiker und verantwortlicher Entwickler bei 23andMe. Zwar seien die Daten „verrauscht“, weil sich nicht kontrollieren lässt, ob der eine oder andere 23andMe-Kunde fehlerhaft antwortet. Aber man habe eben auch viel mehr Daten zur Verfügung als bei Standard-Studien.
    In dem Datenwust sucht Eriksson nach Mustern – vielleicht einem statistischen Zusammenhang zwischen der Parkinson-Erkrankung und der Vorliebe für Latte Macchiato, oder mit einer Kopfverletzung in der Kindheit – oder einer spezifischen Ausprägung eines DNA-Abschnitts.
    Und er ist bereits fündig geworden. Zwar liegen erst Erbgutanalysen von etwas mehr als 3000 Parkinson-Patienten vor. Doch der Vergleich mit 30 000 gesunden 23andMe-Kunden hat bereits zwanzig bekannte und zwei bislang unbekannte winzige

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