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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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wiedergutmachen. Aber es ist mir halt wichtig, was meine Freunde von meiner … von einer Frau halten, die mir sehr gefällt.« Wieder dieses Lächeln. Das konnte er gut. Ein bisschen spitzbübisch, so dass man ihm nichts übelnehmen konnte.
    Seine Geheimwaffe schlug ihre.
    Natürlich war es wichtig, ob die Freundeskreise kompatibel waren, verdammt wichtig sogar. Aber es auf diese Art und Weise zu testen? Beim ersten Date? Na ja, besser, man wusste gleich zu Beginn, ob das passte. Das stimmte schon. Manche Frau mochte so etwas sogar schmeichelhaft finden, immerhin zeigte es, dass er ernstes Interesse hatte und über Details nachdachte.
    Trotzdem.
    »Komm, lass uns an Bord gehen. Sonst legen sie ohne uns ab, und du bist noch länger eine unvollständige Kölnerin.«
    Als sie sich an die Reling stellte, um den Fahrtwind zu genießen, legte er von hinten seine Arme um ihre Taille. Das mochte Eli grundsätzlich nicht, weil an ihrem Bauch ihrer Meinung nach ein paar Gramm zu viel waren, und außerdem hatte sie gerade erst einen anderen Mann geküsst. Da konnte sie sich ja jetzt nicht von einem anderen einfach so umarmen lassen. Wer war sie? Paris Hilton? Eli drückte seine Hände mit sanfter Bestimmtheit nach hinten weg und schüttelte den Kopf.
    »Du bist mir immer noch böse«, sagte Roman. »Okay, das habe ich verdient. Aber darf ich dich wenigstens zu einem Heißgetränk deiner Wahl einladen? Und zu einem begleitenden Schokoriegel?«
    Eli nickte. »Aber denk bloß nicht, dass du so billig davonkommst.«
    »Denkeich auch gar nicht.«
    Der Rhein war so anders, wenn man mit dem Schiff über ihn tuckerte, als wenn man ihn vom Ufer betrachtete. Die unbändige Kraft des Stroms, der Geruch des Wassers, der sich mit dem Dieselgestank des Bootsmotors vermischte, das war wie eine andere Welt. Der Wind zerzauste ihre roten Locken und Eli musste ein ums andere Mal die Strähnen aus dem Gesicht streichen. Die Fahrt war wie ein Kurzurlaub, und den hatte sie dringend gebraucht.
    Roman legte seinen Arm um ihre Schulter. Eli schob ihn wieder fort. Was sollte das? Warum akzeptierte er ihre Entscheidung nicht? Hatte er früher auch immer in der Keksdose rumgefingert trotz des Verbots seiner Eltern?
    Hatte sie sich gerade wirklich mit einer Keksdose verglichen? Sie war so ein Chauvi!
    Roman zog einen zusammengefalteten Zettel aus seiner alten Jeans. Als Eli einen Blick darauf werfen wollte, drehte er ihren Kopf sanft in Richtung Zoobrücke, das war der schönste Blick. Dann fing er leise an zu singen.
    »Heidewitzka, Herr Kapitän
    Mem Müllemer Böötche fahre mer su jän
    mer kann su schön em Dunkle schunkele
    wenn üvver uns de Stääne funkele.«
    Sie lachte. »Und dafür brauchst du einen Zettel? Daran sieht man, dass du nicht von hier kommst.«
    Doch insgeheim dachte Eli: wie süß. Er versuchte wirklich, die Sache wieder auszubügeln. Es war immer gut, wenn Männer sich ein bisschen schuldig fühlten. Dann ließen sie sich besser in die richtige Richtung manövrieren. Eine Lebensweisheit ihrer Mutter.
    Aber wollte sie Roman überhaupt manövrieren? Wollte sie nicht lieber zurück zur KFZ -Zulassungsstelle? Sie drehte sich um und sah ihn lange an. Er hatte jetzt den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen, um die frische Brise zu genießen.
    Romanwar wirklich ihr Traummann.
    Es war unglaublich surreal, ihn in Person zu sehen – und noch dazu interessierte er sich für sie.
    Und doch stimmte irgendetwas nicht. Was fehlte ihr nur? Waren es die Zahlen? Diese vermaledeiten Zahlen! Glück ließ sich nicht berechnen. Trotzdem sah Eli sich nun um. Hatte das Schiff hier oben nicht 27 Sitzreihen, waren es nicht eigentlich drei Decks? Und wie schnell mochte das Müllemer Böötche fahren? Vielleicht 13 Knoten?
    Aber es waren nicht nur die Zahlen. Es war ihr Bauch. Und auf diesen hatte sie gelernt zu hören. Das dumme Ding mochte an einigen Stellen zu gut gepolstert sein, aber auf seinen Ratschlag konnte man zählen.
    Plötzlich riss ein Schrei Eli aus den Gedanken. Am Schiffsheck war ein Mann über Bord gegangen. Die wenigen Passagiere versammelten sich panisch am Geländer. Das Ufer war nicht weit, doch das Wasser jetzt im Februar noch klirrend kalt, und die Strömung extrem stark. Eli stand wie versteinert da.
    »Ich kann nicht schwimmen«, brüllte der glatzköpfige Mann, während das Rheinwasser in seinen Mund schwappte. »Hilfe! Ich ertrinke!«
    Keiner tat etwas. Dann schoss ein Blitz an ihr vorbei. Er riss einen

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